Freudenberg. Oktoberfest in Freudenberg? Und dies das ganze Jahr über? In den Prunksitzungen des Carnevalsvereins Finkenbrüchle war das ein Anlass für manch spöttische Bemerkung und in der Bevölkerung ist die Vermietung der Baracke neben der Schulturnhalle für diesen Zweck Grund für manch Diskussion und Befürchtung. Denen versuchte in der Sitzung des Gemeinderates am Montag nun Brigitte Diorio von der Firma Time Travel Touristic entgegenzutreten. Sie organisiert das "Oktoberfest" im Auftrag einer Reederei für deren, zumeist australische, Schiffspassagiere.
Gediegenes Fest
Diorio ist mit ihrem Unternehmen schon seit geraumer Zeit in Freudenberg touristisch aktiv, hier also keine Unbekannte. Sie verstehe die Befürchtungen, dass es zu "Remmi-Demmi" kommen könne, räumte sie ein. Bei den Gästen handele es sich aber vornehmlich um Seniorinnen und Senioren, die eher ein "gediegenes Oktoberfest" erleben wollten.
Diesen Begriff wiederum habe man gewählt, weil es sich für die Besucher aus dem Ausland um etwas "typisch Deutsches" handele. Diorio kündigte "bayerische Tänze, Jodler, Weißwurst, Bier und eine nette Gemeinschaft" an. Sie versicherte, "in all den Jahren habe ich noch nie einen völlig besoffenen Touristen erlebt". Um Bedenken der Anwohner rund um die Baracke zu zerstreuen, habe sie diese nach und nach in den Amtshauskeller eingeladen, wo die Veranstaltungen bislang stattfinden.
Noch keine genauen Angaben konnte die Touristikfachfrau auf die Frage von Hartmut Beil (SPD) machen, um wie viele Oktoberfeste es sich denn nun handeln werde. Ursprünglich seien 80 vorgesehen gewesen, "aber es sind schon einige storniert worden", in Folge der Terroranschläge von Paris und der Reisewarnungen für Europa durch die amerikanische Regierung.
Stattfinden werden die Veranstaltungen immer nachmittags ab etwa 14 Uhr und zirka zwei bis zweieinhalb Stunden dauern. Und "es wird keine Musik und keine Bratwurstbude im Freien geben". Einen Konflikt mit dem Betrieb in der benachbarten Schule, wie von Christian Bartelt (CDU) ins Gespräch gebracht, sah Brigitte Diorio nicht, auch wenn Bürgermeister Roger Henning nach einem Probedurchgang von der Notwendigkeit sprach, im Ablauf "noch etwas nachzujustieren, damit es für alle Beteiligten passt".
Nach Angaben der Organisatorin wird etwa die Hälfte der Besucher mit dem Bus von Schiffen gebracht, die in Miltenberg anlegen, die andere Hälfte kommt von Schiffen, die in Freudenberg festmachen.
Diese würden dann zu Fuß und nur in seltenen Fällen, wenn gesundheitliche Gründe bei den Passagieren dies notwendig machten, mit dem Bus an der Baracke ankommen. "Der Reederei liegt es auch am Herzen, dass das alles harmonisch abläuft", versicherte Organisatorin Brigitte Diorio.
Schon zuvor hatte sich Ellen Schnellbach (CDU) überzeugt gezeigt, dass das klappen wird. Handele es sich doch bei den Besuchern um sehr nette Leute, die von Freudenberg und der Burg begeistert seien, wusste sie von Begegnungen zu berichten. ek
Im Freudenberger Gemeinderat notiert
- Spenden in einer Gesamthöhe von rund 20 000 Euro waren im zweiten Halbjahr 2015 bei der Stadt Freudenberg eingegangen und wurden vom Gemeinderat nun einmütig angenommen. Die Gelder waren unter anderem bestimmt für ein Spielgerät in Ebenheid, die Lautsprecheranlage auf dem Freudenberger Friedhof und die künstlerische Illumination der Altstadt.
- Auf absehbare Zeit wird es wohl keinen eigenen Schredderplatz in Freudenberg geben. Ulrike Maier hatte für die Freien Wähler einen entsprechenden Antrag, der von Werner Beck (SPD) und Manfred Zipf (CDU) unterstützt wurde, vorgetragen. Hauptsächlich rechtliche Gründe sind laut Bürgermeister Henning dafür verantwortlich, dass der Wunsch eher nicht realisiert werden kann. "Wir müssen uns an gesetzliche Vorgaben halten", machte er deutlich. Und die seien in Baden-Württemberg besonders streng. Als Kompromiss will man nun die Zufahrt zum Bauschuttplatz in Freudenberg verbessern und sich bemühen, dass dort ein größerer Container aufgestellt wird. Auf der Kläranlage in Boxtal soll, wenn möglich, ebenfalls ein Container für Schnittgut aus den Ortschaften zur Verfügung stehen. Die Anregung zur Abhaltung eines "Häckseltages" will Henning zur nächsten Bürgermeisterdienstversammlung mitnehmen und besprechen.
- Einstimmig billigte der Gemeinderat den Abschluss einer Modernisierungsvereinbarung für ein Anwesen in der Hallengasse.
- Keine Beanstandungen und Auffälligkeiten gab es bei unangekündigten Kassenprüfungen in der Stadtverwaltung.
- "Gut Ding will Weile haben", heißt es in Sachen Hochwassermarken. Mehrfach hatte das damit beauftragte Architekturbüro die ihm vorgelegten Druckfahnen aus Qualitätsgründen nicht akzeptiert, bis gestern solle nun aber die "finale Fassung" vorliegen. Angebracht werden könnten die Hochwassermarken aber erst, wenn die Temperaturen dauerhaft über fünf Grad lägen, erläuterte Henning.
- Henning beantwortete diverse Anfragen von Klaus Weimer (Freie Wähler), etwa zu Brückenprüfungen und zur Gegenüberstellung der veranschlagten und tatsächlichen Kosten bei Baumaßnahmen, sowie von Rolf Döhner zur Konzeption der Kindergärten.
- SWR 4-Frankenradio will in diesem Jahr live vom Freudenberger Straßenfasching berichten, informierte der Bürgermeister, nachdem Hartmut Beil hatte wissen wollen, ob es zu diesem Höhepunkt der närrischen Saison denn Neuigkeiten gebe.
- Damit sei bereits begonnen worden, so Henning auf die Frage von Ellen Schnellbach, wann denn die beschlossenen Hundetoiletten aufgestellt würden.
- Leider habe sich bislang kein Spender oder Sponsor gefunden, musste der Bürgermeister einräumen, als es um die Anfrage von Margarete Schmidt nach der Anschaffung von Defibrillatoren ging.
- Aus dem Publikum fragte Jakob Lang nach dem aktuellen Stand der Planungen und eventueller Gespräche zwischen Freudenberg und Collenberg zum geplanten Mainbrückenbau. ek
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