Zehn Jahre Konversion Prinz-Eugen-Kaserne (Teil 1) - Ankündigung der Schließung im November 2004 / Stadt wird 2007 Eigentümerin des gesamten Geländes

Mutig den Blick in die Zukunft gerichtet

Von 
Hans-Peter Wagner
Lesedauer: 

Vor zehn Jahren wurde in Külsheim die Prinz-Eugen-Kaserne geschlossen. Seitdem läuft die Konversion genannte Umnutzung des Areals.

Külsheim. Külsheim und die Prinz-Eugen-Kaserne - das gehörte seit Anfang/Mitte der 1960er Jahre über vier Jahrzehnte lang begrifflich und gelebt sehr eng zusammen. Vor zehn Jahren, genau am 30. September 2006, endete diese Ära und die Kaserne war keine mehr. Die danach einsetzende Umnutzung der Gebäude und Flächen, Konversion genannt, fällt bis heute je hälftig in die Amtszeiten der Bürgermeister Günther Kuhn und Thomas Schreglmann.

Erste Hinweise

Kuhn erzählt freimütig, er habe den allerersten Hinweis auf eine mögliche Schließung der Külsheimer Kaserne Mitte 2004 nicht verstanden. Bei einem Fest der Landesregierung habe der damalige Ministerpräsident Erwin Teufel zu ihm gesagt, "wir müssen in Külsheim aufpassen". Sehr konkret sei Teufel am 26. Oktober 2004 geworden: "Komme aus einem Gespräch, für Külsheim ist keine Chance mehr."

Das offizielle Aus kam am 2. November 2004, als Verteidigungsminister Peter Struck bekannt gab, dass 105 Bundeswehrstandorte geschlossen werden - Külsheim stand mit auf der Liste. Das war ein großer Schlag, den die gesamte Stadt traf, aber auch die Standortverwaltung und etwa 300 Zivilbedienstete, die eine Arbeitsstätte beim Bund hatten.

Der vormalige Bürgermeister sagt, die Tatsache der Schließung als solche sei für ihn begreifbar, "mich ärgert immer noch die Behandlung von damals, es war unverschämt, auch vom Bundesminister für Verteidigung". Alle Kämpfe und Fahrten waren umsonst und auch gemeinsame Protestaktionen zusammen mit der gleichfalls betroffenen Kreisstadt Tauberbischofsheim änderten nichts.

Ziemlich schnell fiel dann aber in Külsheim die Entscheidung, nach vorne zu schauen. Kuhn legte eine Strategie zur Neuausrichtung bereits zur Haushaltsberatung für das Jahr 2005 vor. Die Landesregierung von Baden-Württemberg hatte inzwischen den schwer getroffenen Konversionsgemeinden Hilfe im Rahmen vorhandener Programme zugesagt. Die Stadt Külsheim nahm zuerst und mit Unterstützung des Landes Großbaumaßnahmen in Angriff, nach Abzug der Soldaten wollte man sich um die Kaserne kümmern.

Verwaltung und Gemeinderat waren sich einig, "wir gehen den Weg". Kuhn unterstreicht, er wisse heute nicht mehr, wo er die Überzeugungskraft her genommen habe, gegen alle Widerstände und die Angst der Bürger im Sinne von "wir übernehmen uns" den Hauptgedanken auszusprechen: "Wir kaufen die Kaserne." Er lobt dabei den Mut aller Beteiligten. Der Gemeinderat traf sich im April 2005 zu einer zweitägigen Klausurtagung in Rothenburg odT.

Sämtliche Beschlüsse im Külsheimer Gemeinderat in allen Angelegenheiten der Kaserne wurden ein-stimmig gefasst. In der Folgezeit war in Sachen Kaserne und den 52 Hektar Gelände die Stadt Külsheim alleiniger Ansprechpartner, namentlich Bürgermeister Kuhn, Stadtkämmerin Elke Geiger-Schmitt und Hauptamtsleiter Bischof. Alle drei loben die große Unterstützung durch die noch anwesenden Soldaten und speziell durch die Standortverwaltung Külsheim.

Regierungsoberamtsrat a.D. Bernd Hemberle, seinerzeit Leiter der Standortverwaltung, unterstreicht, die größte Sorge im Hinblick auf die Auflösung der Standortverwaltung Külsheim sei gewesen, "wohin mit den eigenen Leuten". Darüber hinaus habe man bis zur eigenen Auflösung im Jahr 2008 die Kaserne weiterhin so betreut, als seien die Soldaten noch drin, um die Kaserne weiter nutzen zu können - auch im Interesse der Stadt. Mitarbeiter der Standortverwaltung hätten an allen möglichen Besprechungen mit Stadt und/oder Stadtwerk teilgenommen.

Im April 2006 entstehen erste Kontakte mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Die Stadt Külsheim indes geht ihren eigenen Weg. Am 14. Mai 2006 gibt es bei laufendem Bundeswehrbetrieb auf dem Gelände der Kaserne einen "Tag der offenen Tür", es sind bereits Tafeln "Gewerbepark" aufgestellt. Günther Oettinger, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, besuchte an diesem Tag Külsheim, machte eine Rundfahrt durch das riesige Kasernenareal, es kommt zu nachhaltigen Gesprächen.

Intensive Gespräche

Mit dabei sind außer Külsheims Bürgermeister auch MdB Kurt Segner und MdL Minister Prof. Dr. Wolfgang Reinhart. Die beiden Abgeordneten hatten in Sachen Kaserne alle erdenklichen Türen geöffnet. Der Ministerpräsident macht die Zusage, das Land werde die Stadt Külsheim nicht alleine lassen, und sagt ein Spitzengespräch im Herbst zu. Kuhn: "Das Land hat die Stadt Külsheim sehr unterstützt, vor allem Ministerpräsident Günther Oettinger."

Im Sommer 2006 kommt es zu einem Rahmennutzungsvertrag mit der Wehrbereichsverwaltung Stuttgart und der Standortverwaltung. Dieser Vertrag ermöglicht der Stadt, Hallen und Flächen zu vermieten, sie ist also bereits Entscheider. Im August 2006 bereits wurde die erste Halle vermietet und zwar an die Firma "real Innenausbau" (Külsheim). Roland Düll, damals Chef von "real Innenausbau", erläutert, man sei zu diesem Zeitpunkt in einer Phase gewesen, in der viele Lagerflächen benötigt worden seien. Er beschreibt die Zusammenarbeit mit der Stadt Külsheim als "wohltuend positiv". Seine Firma habe neue Geschäftsfelder erschließen können, was Grundlage gewesen sei für eine weitere Expansion und die Sicherung des Standortes Külsheim.

Die letzten Soldaten verlassen die Prinz-Eugen-Kaserne zum 30. September 2006. Am 1. Oktober trat ein vorläufiger Generalmietvertrag in Kraft zwischen dem Dienstleistungszentrum der Bundeswehr (eher bekannt als Standortverwaltung) einerseits und der Stadt Külsheim andererseits. Beim zugesagten Spitzengespräch im Staatsministerium am 20. November 2006 mit Ministerpräsident Oettinger und den Ministern Gerhard Stratthaus (Finanzen), Heribert Rech (Inneres) und MdL Reinhart (Bevollmächtigter des Landes beim Bund) wird klar, dass die Stadt Külsheim versuchen wird, die Kaserne am Stadtrand zu kaufen: Allerdings zu solchen Bedingungen, dass kein unkalkulierbares Risiko entsteht.

Neue Arbeitsplätze schaffen

Ziel von Gemeinderat und Bürgermeister war weiterhin, so schnell wie möglich neue Arbeitsplätze auch in der ehemaligen Kaserne zu schaffen. Speziell Firmen aus der Region fragten nach den neuen und hervorragenden Möglichkeiten. Zum 1. Juli 2007 wurde die Stadt Külsheim Besitzer der Kaserne mit allen Verantwortlichkeiten.

Übernommen wurden 15 Unterkunftsgebäude, zwei Wirtschaftsgebäude, vier Verwaltungs- und Unterrichtsgebäude, 21 Hallen, sieben Schleppdächer, zwei Mehrzweckhallen, eine Sporthalle, ein Hallenbad, zwei Tennisplätze, ein Stadion, ein Exerzierplatz, betonierte und panzerfeste Freiflächen, eine zentrale Heizungsanlage, das gesamte Stromnetz, für die Mitarbeiter der Verwaltung und des Bauhofs ein neues enormes Aufgabenfeld.

Der Kaufvertrag hinsichtlich des Kasernengeländes wird mit der BImA am 8. November 2007 vollzogen, am 17. Dezember 2007 kommt es zum Grundbucheintrag. Die Stadt Külsheim ist somit Eigentümer einer Kaserne. Das Gelände wird später als Sanierungsgebiet ausgewiesen und in das Programm "Stadtumbau West" aufgenommen (wird fortgesetzt).

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten