Külsheim. Die Freiwillige Feuerwehr Külsheim feiert am Sonntag ein besonderes Jubiläum, wurde sie doch vor über 150 Jahren gegründet, genau am 5. November 1871. Nun ist zum einen, Zeit zu feiern, und zum anderen, das aktuelle Tun der Feuerwehr darzustellen.
Die Freiwillige Feuerwehr Külsheim wurde einst deshalb gegründet, weil die Einwohner bei großen Bränden vor Ort anno 1865 und 1871 gesehen hatte, dass eine organisierte Wehr ihre Aufgabenstellung besser bewältigen könne. Die Kritik des Bezirksamtes zielte Mitte der 1860er Jahre auf das Feuerlöschwesen, dieses würde „zwar auf dem Papier, aber nicht in Wirklichkeit bestehen, dass insbesondere keine Übungen stattfinden“.
Gründung heftig debattiert
Die Ortseinwohner hatten sich jeweils darauf verlassen, bei Brandausbrüchen schnell zu Hilfe zu eilen und, wie schon oft geschehen, den Brand immer bald unterdrücken zu können, zumal es nicht an Wasser fehlte.
Am 22. September 1865 war diese Art gedanklicher Vorsorge zu wenig. Ein Großfeuer zwischen der Katharinenkapelle und der Spitalstraße sowie im Bereich südlich davon vernichtete 27 größere Gebäude. Im Nachgang wurde die Gründung einer Freiwillige Feuerwehr in der Brunnenstadt zwar heftig debattiert, indes nicht umgesetzt.
Erst nach einem zweiten großen Brandausbruch in der Nacht auf den 30. Oktober 1871, betroffen waren die an der Hauptstraße stehenden Wohnhäuser vom Gasthaus „Zum Adler“ bis zum Gasthaus „Zum Mohren“, entschlossen sich die Külsheimer endlich zur „Bildung eines Feuerwehr-Korps“. Die erste Listung enthielt 87 Namen. Die Hauptaufgabe der Külsheimer Feuerwehr war über lange Zeit, „Feuerwehr“ drückt dies per Bezeichnung auch deutlich aus, sich des Feuers zu erwehren.
Inzwischen habe sich die Aufgabenstellung für eine Freiwillige Feuerwehr stark verändert, erklärt Heiko Wolpert, vormals Abteilungskommandant der Freiwilligen Feuerwehr Külsheim und mehr als 20 Jahre Stadtkommandant, im Gespräch mit den „Fränkischen Nachrichten“. Veränderungen bei den Baumaterialien oder eine Modifikation bei der Einsatztaktik hinsichtlich eines gezielten Vorgehens am Brandherd bedingten Veränderungen auch bei der Wehr.
Geänderte Einsatzlagen
Geänderte Einsatzlagen, so Wolpert, führten zur Nutzung von Schere und Spreizer, Stromaggregat und Tauchpumpe, Beleuchtungsmittel und Motorsäge, Rettungszylinder und Drucklüfter, Chemikalien-schutzanzügen und einer Grundausrüstung für Gefahrstoffunfälle. Gewerbe und Industrie stellten die Wehr immer wieder vor neue Anforderungen, Pflegeheime im Stadtgebiet auch.
Aktuelle Überlegungen zielten auf neue Aufgabenstellungen wie bei E-Autos, Photovoltaik, Windenergie oder Biogasanlagen, zudem bei Unwetterereignissen.
Insgesamt habe sich die zeitliche Taktung der Neuerungen seit Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Külsheim anno 1871 extrem beschleunigt. Dies führe auch zu einer höheren Belastung auf allen Ebe-nen der Külsheimer Wehr, so wie bei allen Wehren. Ein Problem sei auch eine starke Überregulierung sowohl bei der Ausrüstung wie auch bei der Ausbildung. „Wir kommen an Grenzen“, meinte Wolpert.
Ein anderes Problem sei das Thema Nachwuchsgewinnung. Hier hatte die Külsheimer Freiwillige Feuerwehr schon früh erkannt, was zu tun ist. So kam es 1974 zur Gründung der Jugendfeuerwehr und 2012 zur Gründung der Bambini-Feuerwehr. Mitgliedergewinnung wie bei Quereinsteigern lasse sich erreichen durch Werbemaßnahmen wie bei einem „Tag der offenen Tür“ und natürlich durch eine positive Darstellung der Feuerwehr in der Außenwirkung. Bei der Feier zu „150 Jahre Feuerwehr Külsheim“ ist dazu am Sonntag reichlich Gelegenheit.
Ein Blick in den Dienstplan zum Vor-Corona-Jahr 2019 beleuchtet die Vielfalt der seit 1871 stark veränderten Aufgabenstellungen. So gibt es neben Einsatz- und Objektübungen sowie diversen Besprechungen, Fortbildungen wie für Atemschutzgeräteträger oder zur Handhabung Funk, Jahresdurchgänge in der Atemschutzübungsanlage in Bad Mergentheim, Unterrichtseinheiten wie zu den Risiken hinsichtlich Elektromobilität oder zum Sanitätsdienst in der Feuerwehr. Die Aktivitäten der Külsheimer Wehr begleiten verschiedene Veränderungen in der Gesellschaft wie bezüglich der Brandschutzerziehung Schulungen für Erzieher*innen, Firmen oder Bedienstete von Pflegeheimen.
Pfeiler des Gemeinwesens
In die Öffentlichkeit tritt die Freiwillige Feuerwehr Külsheim bei der Absicherung der Fronleichnams-prozession und der Herz-Jesu-Prozession sowie bei der Begleitung und Absicherung des Martinsumzugs, bei der Teilnahme beim Festzug am Großen Markt, bei der Absicherung bei Feuerwerken wie am Großen Markt oder bei der Burgkurzweyl an einem der beiden Eingänge, manchmal auch bei einem „Tag der offenen Tür“ am Feuerwehrhaus.
Die Freiwillige Feuerwehr Külsheim besucht Feste von Feuerwehren außerhalb von Külsheim oder trifft sich auf dem Weihnachtsmarkt in Külsheim. Man ist regelmäßig bei der Floriansmesse in der Pfarrkirche. Gepflegt werden interne kameradschaftliche Veranstaltungen wie Herbstfest, Weinprobe oder Ausflüge und es wird auch mal ein Kletterpark besucht.
Gesellschaftlich betrachtet ist die Freiwillige Feuerwehr Külsheim als kommunale Sicherheitsorganisa-tion ein Teil der Stadtgesellschaft Külsheim, wobei dem vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz hohe Bedeutung zukommt. Auch von den Nicht-Profis wird von der Bevölkerung beinahe erwartet, dass diese wie eine professionelle Feuerwehr agieren. Insgesamt wird die Freiwillige Feuerwehr in der Bevölkerung als Organisation anerkannt und wertgeschätzt.
Auch eine Freiwillige Feuerwehr wird mit tragischen Vorfällen konfrontiert wie bei Verkehrsunfällen oder Wohnhausbränden mit Toten, bei Personenschäden aller Art oder bei Einsätzen mit hohen Sachschäden, bei denen Existenzen gefährdet sind. Die Freiwillige Feuerwehr Külsheim leistet zudem Überlandhilfe wie bei einem Krankenhausbrand in Wertheim oder beim Brand „Morschhäuser“ in Königheim.
Besondere Einsätze
Gelegentlich kommt es zu besonderen Einsätzen, bei denen der Fokus ganz anders ausgerichtet ist. So war die Külsheimer Wehr vor kurzem unterwegs bei der Rettung einer Katze, die zwischen zwei aneinander gebaute Garagen gerutscht war, und bei der Rettung eines Vogels, welcher in die Abluftöffnung eines Wäschetrockners geraten war.
Wolpert schmunzelt, als er von einem Vorfall in einer Teilgemeinde östlich von Külsheim erzählt. Von dort wurde ein Scheunenbrand in der Nähe des Dorfplatzes gemeldet. Die angerückten Feuerwehrleute fanden ein Herz aus brennenden Teelichtern vor, das jemand für die Angebetete angezündet hatte. hpw
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