Külsheim. Der politische Frühschoppen im Festzelt des Külsheimer Großen Marktes am Sonntagvormittag setzte eine jahrzehntealte Tradition fort. Diesmal sprach Ralf Rohmann, geschäftsführender Gesellschafter der Hardheimer Maschinenfabrik Gustav Eirich. Sein Thema lautete: „Familienunternehmen in der Zwickmühle – welchen Herausforderungen sich der Mittelstand stellen muss“.
Külsheims Bürgermeister Thomas Schreglmann freute sich über Gäste aus allen Himmelsrichtungen, darunter auch Professor Dr. Wolfgang Reinhart, Vizepräsident des Landtags in Baden-Württemberg.
Der Bürgermeister ging auf die aktuelle Situation in Külsheim ein. Das Jahr 2024 verlaufe bisher gut. Allerdings seien mittlerweile die Rücklagen komplett aufgebraucht und neue Schulden gemacht. Das Gesamtsteueraufkommen fange langsam an, zu bröckeln. Dennoch hätten ein paar große Projekte abgeschlossen und an die Nutzer übergeben werden können. Das erste Halbjahr sei ganz schön stressig gewesen, weil jedes Projekt viel Arbeit mache für eine kleine Stadtverwaltung.
Der Bürgermeister freute sich, dass Külsheim es geschafft habe, sich strukturell gut aufzustellen. Die Hausaufgaben seien gemacht, ein paar Großprojekte abgeschlossen. Schreglmann sah Külsheim gerüstet für die kommenden Jahre, indes der Gürtel müsse definitiv enger geschnallt werden. Denn es gebe riesige Herausforderungen beim Finanzausgleich und bei der Einkommensteuer, steigende Arbeitslosenzahlen, nach wie vor die Flüchtlingskrise und die Energiewende. Strom, Gas und Öl seien viel zu teuer, Löhne und Gehälter im weltweiten Vergleich auch. Noch dazu gebe es eine immer größer werdende Bürokratie. Die vielen Baustellen im Land seien zum größten Teil von der Politik selbst gemachte Probleme, erklärte Schreglmann. „Das Vertrauen in unsere Demokratie bröckelt immer mehr“, was „ganz, ganz gefährlich“ sei.
Der Bürgermeister sagte, viele Leute im Land hätten das Gefühl, dass es derzeit mit Deutschland ziemlich bergab gehe. Schreglmann sprach eine Fokussierung auf das Wesentliche an und mehr Eigenverantwortung des einzelnen Bürgers. Der Staat werde bei wegbrechenden Steuern nicht mehr alles leisten können.
Der Redner riet, positiv nach vorne zu schauen. Mit Blick auf Külsheim meinte er: „Wir werden uns auf Notwendiges konzentrieren.“
Eirich-Geschäftsführer Ralf Rohmann stellte sich und seine Vita vor, benannte Themen, die ihn als mittelständischer Unternehmer interessieren. Er verbinde sich mit dem gesellschaftlichen Motor Mittelstand und „wir wollen dieser Motor sein“, harmonisierend zwischen verschiedenen Interessen, stellte er fest.
Basis schrumpft dramatisch
Der Unternehmer stellte fest, die Wirtschaft sei Motor für alles. Im Mittelstand beschäftigt beziehungsweise verankert seien der Großteil der Erwerbstätigen und der Ausbildung. Diese Basis schrumpfe dramatisch von Jahr zu Jahr. Unternehmen fehle teils leistungswilliges Personal, manche offene Position könne nicht mehr besetzt werden. Es gebe fast keine Statistik, die Deutschland nicht auf dem hintersten Platz sehe.
Rohmann erzählte ein Märchen aus dem wunderbaren Land Absurdistan, „unfassbar reich im Vergleich zu anderen in der Welt“. Er ging darauf ein, dass Regulierung und Verbote nicht zu einem positiven Lebensgefühl führen. Wer die Situation nicht verstehe, wende sich an neue Anführer. Das Rückgrat Mittelstand breche immer mehr auf in Absurdistan, so Rohmann. Leistung sei kein positiv besetztes Wort mehr. Dann habe das Sonntagsmärchen sein Ende gefunden.
Bildung sei der Treibstoff des Landes, das Schulsystem habe seine Attraktivität „Dreigliedrigkeit“ verloren, stellte der Geschäftsführer weiter fest. In Hardheim sei man in einer Fachgruppe mit Lehrern im Austausch, ging der Redner auf den Bereich praxisorientierte Ausbildung ein.
Die Gesamtsituation beleuchtend sagte Ralf Rohmann, „das sogenannte Rückgrat bricht, unser Motor hat Kolbenfresser“. Die deutsche Wirtschaft sei schwer belastet, vor allem der Mittelstand. Die Zahl der Unternehmen, die zu machen, steige. Es werde eng, den Menschen mulmig.
Rohmann unterstrich, „ich werbe mit positiven Veränderungsmaßnahmen“, wolle Arbeitsplätze zur Verfügung stellen. „Gesetze und Politik sollten uns alle entlasten.“ Dies benötige Aufwand und Energie in den Wirkungsketten der Gesellschaft. Der Redner regte an, auch strittig zu diskutieren, und betonte abschließend: „Ich freue mich, hier in der Region Unternehmer zu sein.“ Es folgte starker Applaus der Früschoppen-Besucherinnen und -besucher. Bild: Hans-Peter Wagner
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