Eiersheim. Mit einer bewegenden Veranstaltung am Gedenkstein Heistenberg wurde jetzt an den Absturz eines amerikanischen Phantom-Kampfflugzeugs vor 50 Jahren mit Gebet, Grußworten, Gesang und Musik erinnert. Erstmals reisten Angehörige (Witwe, Sohn, Schwiegertochter, zwei Enkel) eines der damals ums Leben gekommenen Piloten aus den USA an den Unglücksort.
Die Ehefrau des Piloten, Patricia Dale Maynard, stand zum ersten Mal am Ort des Geschehens – ein Moment, der für sie von großer Bedeutung war. „Ich war daheim plötzlich allein mit zwei Kleinkindern. Alles, was mir blieb, waren ein paar Familienfotos in einem alten Album“, schilderte sie ihre damalige Situation. Ihr Mann war auf einer Airbase in den USA stationiert, gemeinsam hatten sie gerade ein neues Haus gebaut und wollten einziehen. Doch das Glück wurde jäh zerstört.
Todesnachricht von drei Offizieren überbracht
Die Nachricht vom Tod ihres Mannes erhielt Maynard durch den Besuch von drei Offizieren der US-Luftwaffe. „Zuerst dachte ich, als ein Militär-Fahrzeug hielt, mein Mann käme mit zwei Freunden auf einen Besuch zu uns. Doch dann kam die Hiobsbotschaft: Man sagte mir nur, er sei mit seinem Flugzeug in den Wolken verschwunden und dort explodiert. Kein Wort fiel über einen Absturz in Deutschland, kein Wort gab es über ein Nato-Manöver, kein Hinweis wurde gegeben auf einen technischen Defekt, der zum Unglück führte“, berichtete sie.
Auch von der Heldentat ihres Mannes, der mit seinem Co-Piloten auf den Schleudersitz verzichtete, um Eiersheim vor der Zerstörung zu retten, erfuhr sie nichts. Erst vor einem halben Jahr brachte der deutsche Militär-Rechercheur Christian Orth Licht ins Dunkel.
„Jetzt, hier in Eiersheim, spüre ich zum ersten Mal, dass sein Schicksal einen Platz hat – und Menschen sich erinnern. Es ist, als hätte ich ein Stück Heimat für ihn gefunden, das ich all die Jahre gesucht habe“, sagte Patricia Dale Maynard erleichtert. Auch ihr Sohn Eric fand bewegende Worte: „Ich bin dankbar, dass die Geschichte meines Vaters nicht vergessen wurde. Die Gedenktafel ist für unsere Familie ein Zeichen der Wertschätzung und Erinnerung.“
Zwei Seniorinnen, Erika Fischer und Andrea Bär, erinnerten sich noch gut an den Tag des Unglücks in Eiersheim: „Wir waren damals Kinder und haben den Absturz und seine Folgen miterlebt. Es ist wichtig, dass wir auch nach so vielen Jahren gemeinsam innehalten und erinnern.“
Christian Orth, der die Recherchen angestoßen hatte, betonte: „Es war eine Herzensangelegenheit, die wahre Geschichte ans Licht zu bringen und den Kontakt zur Familie herzustellen.“ Heinz Kremer vom örtlichen Heimatverein würdigte das Engagement: „Die Gedenkfeier zeigt, wie wichtig es ist, Geschichte aufzuarbeiten und Brücken zwischen Menschen und Nationen zu bauen.“
Auch Thomas Schreglmann, der Bürgermeister aus Külsheim, war vor Ort und sagte in seiner Ansprache: „Solche Ereignisse verbinden unsere Gemeinden und erinnern uns daran, wie wertvoll Frieden und Verständigung sind.“ Der Aufruf „Vergesst die Toten nicht!“ beziehe sich als Mahnung nicht nur auf die Vergangenheit, sondern sie gelte bis in die Gegenwart und in die Zukunft. Daher seien Gedenkveranstaltungen wie heute oder auch im November der Volkstrauertag so wichtig, damit an die zahlreichen verstorbenen jungen Männer erinnert wird, die „für uns und für unsere Freiheit gestorben sind so wie Captain Donnie Lee Maynard und First Lieutenant John Wayne Roberts für die Freiheit Deutschlands gestorben sind. Wir brauchen diese Tage der Besinnung, diese Momente des stillen Gedenkens. Wir halten inne, um auf das hören, was uns diese Menschen sagen könnten, deren Lebensfaden durch Krieg, Gewalt oder militärische Unfälle so jäh abgerissen wurde“.
Ein anderer Zeitzeuge aus Eiersheim berichtete: „Ich habe den Absturz und die Umstände damals als Kind mitbekommen. Es war ein schrecklicher Moment, den ich nie vergessen werde.“
Für musikalische Umrahmung war gesorgt
Die musikalische Umrahmung der von Diakon Wolfgang Krug geleiteten würde- und eindrucksvollen Gedenkveranstaltung übernahmen der örtliche Männergesangsverein und die hiesige Musikkapelle. „Mit der amerikanischen und deutschen Nationalhymne, dem betroffen machenden Stück ‚Näher mein Gott zu dir‘ sowie dem Schlusslied ‚Ich hatt‘ einen Kameraden‘ wollten wir einen würdigen Rahmen schaffen und Trost spenden“, betonte Wolfgang Krug. Ein Mitglied des Männerchors ergänzte: „Unsere Lieder wie ,Vater unser‘ waren ein Zeichen der Verbundenheit mit den Angehörigen und allen, die heute hier sind.“
Lena Roßmann aus Eiersheim sowie Christian Orth, Helene Orth-Neufeld und Markus Bach sorgten dafür, dass sich die amerikanischen Gäste willkommen fühlten. „Es war uns eine Ehre, die Worte der Familie für alle verständlich zu machen.“ - war ihr gemeinsamer Grundtenor.
Die Veranstaltung endete mit der feierlichen Einweihung der neuen Gedenktafel, die fortan an die beiden Piloten erinnert und ein Zeichen der Versöhnung und des gemeinsamen Erinnerns setzt. So wurde aus einem tragischen Kapitel der Ortsgeschichte ein Tag der Begegnung, des Trostes und der Versöhnung – und ein Zeichen dafür, dass Erinnerung Brücken über Kontinente und Generationen schlagen kann.
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