Kreuzwertheim. Er hat inzwischen schon Tradition, der „Tag der Abenteuer“ am ersten Juli-Wochenende im Kreuzwertheimer Main-Vorland. Und von Jahr zu Jahr gibt es mehr Angebote, bei denen Kinder, Familien und Erwachsene verschiedene Möglichkeiten der Freizeitgestaltung mit und in der Natur entdecken können. Auch dieses Jahr kamen wieder viele Interessierte, die sich informierten und selbst Hand anlegten – sei es beim Basteln oder beim Schleuder-Weitwurf.
Das Konzept, das Christian Schindler, Leiter des Hizuna-Projekts (Hin zur Natur), unter dem Dach der Kreisgruppe Main-Spessart des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland vor einigen Jahren entwickelte, ist einfach: Jeder darf ein Angebot machen, wenn es mit der Natur oder Naturmaterialien zu tun hat. Und noch eine Bedingung gibt es: Es muss etwas zum Mitmachen oder Ausprobieren geben. So fanden sich 16 Teilnehmende mit ganz unterschiedlichen Angeboten, darunter professionelle Anbieter, Vereine und Privatpersonen.
Entsprechend war die Auswahl vielfältig: Wer es sportlich mochte, konnte sich beispielsweise im Kanufahren, im Bogenschießen oder im Speerwerfen ausprobieren. Für Bastler standen unter anderem Filzen, das Herstellen von Schnüren aus Brennnesseln oder Pfeilbau auf dem Programm.
Hobby-Imkerin Maya Steinbach bot das Herstellen von Kerzen aus Bienenwachs an. Sie selbst wollte schon seit langem in die Imkerei einsteigen. Schließlich kam der Anstoß während der Corona-Zeit. Nach einem einjährigen Kurs betreut sie nun drei Bienenvölker. Mit 210 Kilogramm Honig rechnet sie in diesem Jahr. Sie freute sich, dass die Kinder Spaß hatten und dabei etwas über Bienen lernten. „Manche haben zunächst eine gewisse Distanz oder bezeichnen die Wachswaben als ,Honigplatten‘“, erzählte Steinbach. Sie mag das Konzept des Abenteuertags. „Es ist sehr interaktiv. Und die Besucher kommen in Kontakt mit Dingen, die ihnen im Alltag nicht begegnen.“
Informationen über die Natur und das Naturerleben bekam man ebenfalls an mehreren Stellen. So zeigte zum Beispiel Ulrike Kiesecker aus Vockenrot ihr Programm „Waldbaden im Lieblichen Taubertal“. Der Trend kommt aus Japan. Dort wurde Waldbaden unter dem Begriff „Shinrinjoku“ entwickelt und ist sehr beliebt. Es sei sogar derart anerkannt, dass es auf Rezept verschrieben werde, berichtete die Expertin. Es gehe um bewusstes Verweilen in der Natur, um achtsames Entschleunigen und bewusstes Wahrnehmen. Kiesecker hat eine Ausbildung an der „Akademie für Waldbaden“ absolviert, bevor sie begann, Kurse anzubieten. Mit Erwachsenen übt sie bei den zwei bis zweieinhalb Stunden dauernden Kursen das bewusste langsame Gehen, mit Kindern lässt sie beispielsweise etwas suchen „das rot ist“. Mit solchen Aufgaben schickte sie den Nachwuchs auch im Mainvorland los. Als Hilfe hatte sie eine „Waldkamera“ dabei, die aus Holz besteht und durch ein rundes Guckloch die Fokussierung der Aufmerksamkeit bei den kleinen Waldforschern ermöglicht. Kiesecker zeigte sich begeistert von dem familienfreundlichen und entspannten Angebot des Tages, bei dem alle ihre Kreativität ausleben können.
Beim aufmerksamen Waldspaziergang mag auch der eine oder andere Pilze entdecken und sich fragen, welche er essen kann. Um darauf genau wie zu vielen anderen Fragen aus der Welt der Pilze Antworten zu geben, war die Pilzschule Hessen angereist. Das Kleinunternehmen rund um den geprüften Pilzberater Dietmar Krüger bietet Pilzkurse für Kinder und Erwachsene an. Vor Ort waren sie mit Modellen verschiedener Pilze, einem Pilzquiz und zahlreichen Infobroschüren, beispielsweise über die Ausbildung von Kindern zu Pilzcoaches, eine spielerische Information über Pilzarten und den Umgang damit. Vielen Fragen stellten sich die Mitarbeiter am Stand. Man merkte das große Interesse am Thema. Manch einer berichtete von eigenen Erfahrungen beim Pilzesammeln. Die Wichtigkeit der Pilze unterstrich Pilzcoach Monika Berbner: „Ohne Pilze gibt es kein Leben. Die Natur braucht sie. Die Bäume brauchen sie. Keiner kann ohne den anderen sein.“ Außerdem sei es einfach immer faszinierend zu erleben, wenn Pilze herauskommen und wachsen. Speziell, wenn es sich um seltene Exemplare handelt.
Bei so viel Information und Action musste natürlich auch für das leibliche Wohl gesorgt werden. Hier konnte man bei „Kakao Mischa“ Kakao verkosten. Oder man wandte sich an den zwölfjährigen Hannes Ruks aus Hasloch. Bereits sein Bruder hatte sich vor einigen Jahren geschäftstüchtig am „Tag der Abenteuer“ beteiligt und gebrannte Mandeln verkauft. Als Hannes in seine Fußstapfen treten wollte, fiel ihm ein, dass er gerne backt. Und so verkaufte er selbst gebackene Cookies in acht Geschmacksrichtungen.
Insgesamt war der vielfältige „Tag der Abenteuer“ wieder eine tolle Gelegenheit, aus der oft digitalen geprägten Welt in die reale einzutauchen und vielleicht sogar dauerhaft ein neues, naturnahes Hobby zu finden.
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