Röttbach. Röttbach. Bereits bei der Informationsveranstaltung von Tennet zum möglichen großen Umspannwerk bei Röttbach wurde sehr deutlich, dass die Mehrheit ein solches in direkter Nachbarschaft des Dorfs ablehnt (wir berichteten).
Im direkten Nachgang des Abends entwickelten sich die Anfänge einer Bürgerinitiative, die am Montagabend, 13. Oktober um 19 Uhr in der Halle Röttbach ihre Gründungsversammlung durchführen wird. Hans-Jürgen Söhner, Ludwig Michel, und Jürgen Drescher sind deren Initiatoren.
Neuer Standort wird gefordert
Im FN-Gespräch betonten sie einhellig: Es geht ihnen nicht darum, das Umspannwerk komplett zu verhindern. Vielmehr will man erreichen, dass dieses an einem anderen Standort gebaut wird, der für die Menschen und die Natur verträglicher ist. Dabei ist man in Richtung Tennet gesprächsbereit, wie man auch in einem Brief an das Unternehmen betont. Eine Antwort darauf steht noch aus.
Ludwig Michel wuchs im Dorf auf. Bei der Infoveranstaltung habe er gemerkt, dass Tennet die Bürger nicht gut über das Thema aufkläre. Noch am Abend habe er im Gespräch mit seiner Frau und seiner erwachsenen Tochter überlegt, was man tun kann. Anschließend holte er Hans-Jürgen Söhner und Jürgen Drescher mit ins Boot. Drescher hatte sich schon bei der Informationsveranstaltung für einen anderen Standort starkgemacht.
Söhner war 2017 nach Röttbach gezogen. Er betonte, er wolle auf dem Land leben, wo es keine solch großen Umspannwerke gibt. Als Elektroingenieur kenne er die Auswirkungen eines solchen. Einig sind sich alle drei: „Tennet hat das Ausmaß des Projekts in direkter Nähe des Dorfs nicht ausreichend kommuniziert.“
Michel sagte über sein Engagement: „Ich liebe meine Heimat.“ Er liebe die Menschen, Natur und Landschaft hier, daher könne er ein solches Projekt nicht zulassen.
Einig ist er sich mit den weiteren Initiatoren, dass das Umspannwerk sich auf die kommenden Generationen auswirken würde. „Auch unsere Enkel und Urenkel sollen noch sagen können, wir leben in einer schönen Umgebung.“
Wertverlust der Grundstücke befürchtet
Zu den Sorgen der Initiatoren gehört, dass sich Menschen nicht in einem Dorf ansiedeln, von dem aus man ein Umspannwerk und große Masten sieht. So käme es zum Wertverlust von Häusern und Grundstücken. „Das Umspannwerk wäre nur etwa 300 bis 400 Meter vom Neubaugebiet entfernt“, so Drescher.
Durch den Bau des Umspannwerks würden zwei landwirtschaftliche Wege wegfallen, was für mehr Verkehr im Dorf sorgte, auch am Schulweg der Kinder. Hinzu käme der Verkehr in der Bauzeit.
Verwiesen wurde zudem auf die Nähe der Anlage zum Sportplatz, dem Kindergarten sowie zum Kernhof, wo viele Kinder reiten. „Kinder sind noch in der Entwicklung, man weiß nicht, wie sich elektromagnetische Felder auf sie auswirken.“ Sorge hat man auch vor der Geräuschemission unter anderem der Transformatoren. Zudem befürchtet man Auswirkungen auf die Tiere.
Kritisiert werden außerdem der große Flächenverbrauch und die Versiegelung. Die Gesamtfläche der Anlage liege bei rund 30 Hektar. Diese würde der Landwirtschaft entzogen, betonten sie. „Für die negativen Auswirkungen zahlen die kommenden Generationen.“
Ungeklärt sei auch, wie die lokalen Einsatzkräfte bei Notfällen, wie Bränden in der Anlage, reagieren sollen. „Es gibt keine Freiwillige Feuerwehr in der Region, die in der Lage ist, hier etwas zu tun.“
Michel betonte: „In den Suchräumen von Tennet gibt es Flächen, die weniger belastend für die Menschen sind.“ Man fordere klar, das Umspannwerk an einem verträglicheren Standort zu errichten. Drescher betonte, dass es bei diesen alternativen Flächen keine Wohn- und Freizeitnutzung in direkter Nähe geben würde.
Die drei Männer freuen sich, dass man bereits viele Bekundungen von Leuten bekommen habe, die bei der Bürgerinitiative mitmachen wollen, auch aus anderen Ortschaften. „Wir sind offen für Menschen aus der gesamten Region.“
Die Gründungsversammlung am Montag steht unter dem Motto: „Informieren – Fragen beantworten und Unterstützer finden“. Einleitend wird man das Projekt und dessen Ausmaße vorstellen.
Der überwiegende Teil des Abends wird genutzt werden, um die Bürger zu Wort kommen zu lassen. Man möchte diesen Antworten auf ihre Fragen geben und ihre Sorgen anhören. Es werden Experten, wie beispielsweise ein Diplomphysiker und ein Tierexperte, vor Ort sein. Auch Bürgermeister Klaus Thoma hat sich laut Initiatoren angekündigt.
Faire Diskussion ohne Krawall
„Uns ist eine faire Diskussion ohne Krawall sehr wichtig“, betonten die Drei. Die Veranstaltung wird auch dazu dienen, Unterstützer zu finden, welche die Verantwortung für die Bürgerinitiative mit übernehmen und ihre Kompetenz einbringen.
Es wird aber auch eine Interessensliste geben, die zeigt, wie viele Menschen das Thema bewegt. Diskutieren will man außerdem darüber, ob man einen Verein gründen soll. „Wir wollen alles mit den Menschen gemeinsam entscheiden,“ wurde betont.
Geplant ist für die Zukunft, ein Umspannwerk in der Größe der geplanten Anlage sich anzuschauen.
Unterschriftenliste soll Bürgerinteresse sichtbar machen
„Wir wollen Tennet zeigen, dass viele Menschen diesen Standort ablehnen“, betonte Michel. Dazu soll unter anderem eine Unterschriftenliste in Kooperation mit der Marktgemeinde Kreuzwertheim sowie Öffentlichkeitsarbeit dienen. „Wir schauen, wie Tennet reagiert, und wir entscheiden dann, wie es weiter geht.“
Wichtig ist der Initiative dabei, dass man zeitnah beginnt zu handeln. Betont wurde von den Initiatoren auch: „Ganz entscheidend ist, wie sich die Kreuzwertheimer Gemeinderäte in ihrer Sitzung am Dienstag positionieren und wie sich Landkreis und Landrätin beim Thema festlegen.“
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