Hilfreiche Tipps nicht nur für Senioren

„LogIN“-Treff Kreuzwertheim bringt die Online-Welt näher

Andreas Schmidt erklärt den richtigen Umgang mit Smartphone, Tablet oder Laptop.

Von 
Birger-Daniel Grein
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Der Umgang mit digitalen Geräten und Diensten ist für die jüngeren Generationen Alltag. Lebensältere tun sich damit aber teilweise schwer. © picture alliance/dpa

Kreuzwertheim. Der Umgang mit digitalen Geräten und Diensten ist für die jüngeren Generationen Alltag. Lebensältere tun sich damit aber teilweise schwer und sorgen sich auch um die Sicherheit ihrer Daten und ihres Geldes. Andreas Schmidt ist Gründer und ehrenamtlicher Kursleiter des regelmäßigen Treffs „LogIn“ für Senioren im Kreuzwertheimer Fürstin-Wanda-Haus. Die Teilnehmenden kommen aus Orten über die Marktgemeinde hinaus, auch aus Wertheim. Schmidt vermittelt ihnen Wichtiges zum Umgang mit Smartphone, Tablet und Laptop und lässt dabei – wie er betont – ganz viel praktisch üben. Im Gespräch mit den FN gab er Tipps, wie sich alle Generationen vor Betrug mittels moderner Medien schützen können.

Andreas Schmidt, ehrenamtlicher Leiter des Treffs "LogIn" für Senioren gibt im FN-Gespräch Sicherheitstipps rund um IT und Onlinewelt für alle Generationen. © Birger-Daniel Grein

Schmidt war bis zu seiner Pensionierung Polizeibeamter der Ermittlungsgruppe. Diese ermittelte auch bei Fällen von Betrug und Cyberkriminalität. Dieser berufliche Hintergrund sei einer der Gründe gewesen, „LogIn“ zu gründen, sagte er. Aus seinen Gesprächen mit den Senioren weiß er, dass diese Angst haben, auf Phishing-Mails, den Enkeltrick oder falsche Polizisten hereinzufallen. Außerdem machen sie sich wegen der Sicherheit beim Onlinebanking Sorgen. Letzteres werde daher von ihnen weniger. „Hier fehlt es an Aufklärung.“

Er wies auch auf Gefahren hin, die mit immer besseren Techniken der Künstlichen Intelligenz (KI) einhergingen. So könne man mittels KI etwa Stimmen von Verwandten nachahmen und etwa für den Enkeltrick nutzen. Stimmproben dafür würden die Täter beispielsweise aus Anrufen mit vermeintlichen Gewinnspielen ziehen. Schmidt: „Betrüger wollen alle nur unser Bestes, unser Geld!“

Die Senioren sorgten sich aber auch, Programme falsch zu bedienen und so selbst unbewusst Kosten zu verursachen. Einen generellen Tipp für alle Geräte und Onlinedienste stellte Schmidt voran: „Passwort-Sicherheit muss ganz großgeschrieben werden.“ Das gelte nicht nur für Zugangsdaten, sondern auch für Geräte. So rät er dazu, beim Smartphone eine Bildschirmsperre einzurichten sowie für alle Geräte und Zugänge verschiedene Passwörter zu nutzen. Sein Tipp, sich auch ein kompliziertes Passwort zu merken, lautete wie folgt: Jeder habe im Leben eine Zahl, die einen begleite, zum Beispiel das Hochzeitsdatum. Dieses könne man mit einem Kürzel für den jeweiligen Dienst und einem Sonderzeichen kombinieren. So bekomme man sichere und dennoch leicht merkbare Passwörter. „Diese sollten eine Mindestlänge von acht bis zwölf Zeichen haben.“ Keine gute Idee sei es dagegen, das eigene Geburtsdatum als Passwort zu verwenden. Denn dieses sei zu leicht zu erraten.

Nicht nur Senioren zu schaffen machen Trojaner und Erpressersoftware. Es sei wichtig, sich bewusst zu machen: „Die Angriffe erfolgen nicht gezielt auf mich persönlich, sondern werden massenhaft durchgeführt.“ Und auch gefälschte QR-Codes auf Plakaten oder sogar in Briefen sind gefährlich. Deshalb müsse man die Adresse, die im Code steckt, vor dem Aufruf der Seite genau prüfen. Gleiches gelte für Links in E-Mails oder anderen Nachrichten.

Beim Onlinebanking sei es wichtig, immer selbst die Adresse der Bank einzugeben, statt Links zu nutzen. Und weiter empfahl Schmidt: „Geben Sie niemals Zugangsdaten am Telefon heraus.“ Das gelte auch bei Anrufen vermeintlicher Support-Mitarbeiter, die sich per Fernwartung auf Geräte schalten wollen, oder die dazu auffordern, Software herunterzuladen und zu installieren.

Schmidt riet zudem dazu, regelmäßig Buchungen auf dem Konto zu prüfen und sich beim Verdacht einer illegalen Transaktion sofort mit dem Geldinstitut in Verbindung zu setzen. Statt Karten oder kontaktlosem Bezahlen solle man das Smartphone mit Bezahlfunktion nutzen. Denn dieses löse die Zahlung nur aus, wenn der Bildschirm entsperrt sei. Karten mit entsprechendem Chip könnte ein Täter hingegen auch mit Lesegeräten auslesen, wenn er unbemerkt in die Nähe der Karte komme. Kleinere Beträge könnten so auch ohne Pin abgebucht werden.

Beim Onlineshopping empfahl der Experte die Nutzung von Bezahlarten, die eine Sicherheit im Betrugsfall bieten. Bei vermeintlich sehr günstigen Angeboten sollte man genau hinschauen. Generell soll man prüfen, ob angezeigte Prüfsiegel auch auf die jeweiligen Seiten der Prüfung verlinkt sind und ob der Shop bei der Prüforganisation gelistet ist. Außerdem sei es hilfreich, nach Erfahrungen mit den Shops zu suchen. Bei den Verbraucherzentralen gebe es online Seiten, auf denen man Shopadressen dahingehend überprüfen kann, ob sie als Fake-Shops bekannt sind. Von App- und Software-Anbietern wünschte sich Schmidt mit Blick auf ältere Nutzerinnen und Nutzer die Verwendung von klaren, deutsche Bezeichnungen statt englischer Wörter oder Anglizismen.

Mit Blick auf den „LogIn“_Treff stellte Schmidt zusammenfassend fest: Für die Teilnehmenden ist das Thema „Digitalisierung“ eine große Herausforderung. Diese ist „aber auch eine Chance, wenn man sich mit ihr beschäftigt“, betonte er. Der Treff-Leiter wünschte sich, dass es noch mehr kostenlose Angebote wie „LogIn“ gibt, um älteren Mitbürgern bei der Nutzung digitaler Angebote zu unterstützen. Wichtig sei dabei, dass die Teilnehmenden vielfach praktisch üben können.

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