Kreuzwertheim. Die Kreuzwertheimer Spessart-Brauerei ist in Schwierigkeiten. Geschäftsführer Oliver Heitjans bestätigte den FN, dass er vorsorglich am Amtsgericht Würzburg einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt hat. Insolvenzverwalter ist der Würzburger Anwalt Stefan Herrmann, der nach eigenen Angaben vergangene Woche die 16 Mitarbeiter über den Sachstand informierte.
Das traditionsreiche Unternehmen ist offenbar nicht wegen zu geringen Absatzes in Schieflage geraten. Im vergangenen Jahr sei die abgesetzte Produktionsmenge um 25 Prozent gestiegen, sagte er im Gespräch mit den FN. Es gibt jedoch technische Probleme, deren Behebung mit hohen Investitionskosten verbunden ist.
Ausgerechnet in der Wachtsumsphase
In einem Beitrag auf dem sozialen Netzwerk Linkedin teilte Oliver Heitjans vergangene Woche mit, dass ausgerechnet in der Wachstumsphase das Sudhaus leckt und dringend saniert werden müsse. Auf einem Video ist zu sehen, wie in dem Gebäudeteil das Wasser in Strömen aus der Decke tropft. „Unser Sudhaus, das Herzstück unserer Brauerei, wird zeitnah ausfallen“, schrieb der Geschäftsführer. Trotz aller intensiven Bemühungen und neuen Ideen lasse sich bislang keine kurzfristige Reparatur realisieren.
„Die dadurch entstehenden, außergewöhnlich hohen Investitionskosten sind aus eigener Kraft für uns nicht tragbar“, erklärte er. Zusätzlichen Druck erzeugen demnach zudem „bestehende Altverpflichtungen – wie etwa aus übernommenen Pensionszusagen – sowie mögliche Rückforderungen im Zusammenhang mit Coronahilfen durch den Vorbesitzer.“
Wie Heitjans im FN-Gespräch ausführte, habe die Hausbank es bisher abgelehnt, der Spessart-Brauerei mit einem Kredit unter die Arme zu greifen, „obwohl unser Unternehmen in den vergangenen Jahren stetig gewachsen ist, wir aktuell volle Auftragsbücher haben und unser Gesellschafter bereits erheblich investiert hat“, schrieb er auf Linkedin. Für die Sanierung der Produktionsstätte benötige man rund 300.000 Euro, bestätigte er den FN.
„Es drohen erhebliche Auswirkungen“
„Ohne kurzfristige Unterstützung durch Investoren oder eine entsprechende Lösung mit unseren Partnern wird eine nachhaltige Fortführung der Brauerei in ihrer jetzigen Form kaum möglich sein“, stellt Heitjans klar. Es drohten „unumgängliche strukturelle Veränderungen mit erheblichen Auswirkungen auf unsere Mitarbeitenden und das regionale Umfeld“.
Positiv stimmten Heitjans die vielen Reaktionen in den sozialen Netzwerken und auf dem Altstadtfest, das am vergangenen Wochenende in Wertheim stattfand. Die Geschäftspartner hätten einhellig zugesichert, dass man der Brauerei auch in diesen schwierigen Zeiten treu bleibe.
Insolvenzverwalter Stefan Herrmann erläuterte im FN-Gespräch, dass die Mitarbeiter statt des Gehalts nun für drei Monate Insolvenzgeld erhalten. Zum 1. Oktober werde das Insolvenzverfahren eröffnet, sofern es einen Insolvenzgrund gebe, wovon er ausgehe, und genügend Insolvenzmasse vorhanden sei.
Eigentümer: „Es geht zunächst normal weiter“
Im Rahmen des Verfahrens werde ein Investor gesucht. Ob es unter neuer Führung weitergehe oder die Liquidation anstehe, werde anschließend geklärt. Erster Ansprechpartner für ihn sei der Gesellschafter Christian Meier. Ihm gehört neben dem Unternehmen über Gesellschaften auch die Immobilie. Er fungiere mithin als Vermieter. Um herauszufinden, welche Pläne Christian Meier für Gebäude und Betrieb hat, werde er diese Woche ein Gespräch führen, so Herrmann. Wenn Meier sich entsprechend positioniere, könne man gemeinsam auf Investorensuche gehen.
Christian Meier erklärte auf FN-Nachfrage, dass es bei der Spessart-Brauerei zunächst „normal weitergeht“. Die Kunden würden beliefert und brauchten sich keine Sorgen zu machen. Nach dem „Hilferuf“ des Geschäftsführers auf Linkedin hätten sich schon spezialisierte Unternehmen gemeldet, die möglicherweise unterstützen könnten. Meier stellte klar, dass er am Betrieb der Brauerei festhalten wolle: „Mein Ziel war es immer, die Brauerei zu erhalten.“ Man werde auch in dieser schwierigen Situation eine Lösung finden.
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