Röttbach. Zwischen Röttbach und Oberwittbach könnte künftig ein großes Umspannwerk für die „Stromautobahn“ (auf der 380-kV-Ebene) entstehen. Die Planungen sind Teil der „Main-Franken-Leitung“ und des Ausbaus der Netzkapazitäten. Nötig ist laut Betreiber Tennet unter anderem der Bau eines neuen Umspannwerks für die Leitung im Bereich Trennfeld. Eine Erweiterung im Bereich des bestehenden Werks ist laut Unternehmen aus Platzgründen nicht möglich. Es gibt mehrere Suchräume im Umfeld. Als am besten geeignet sei der Bereich zwischen Oberwittbach und Röttbach wegen seiner topografisch relativ ebenen Fläche und der guten Möglichkeit einer Leitungsanbindung dorthin, hatte der Tennet im Kreuzwertheimer Gemeinderat erklärt. Auf Bitte der Marktgemeinde fand am Mittwoch eine Informationsveranstaltung statt. Diese fand in Form eines Infomarkts mit Ständen und individuellen Gesprächen in der Halle in Röttbach statt.
Dazu kamen laut Veranstalter 145 Bürgerinnen und Bürger. Bei der ersten Veranstaltung zum Thema in Triefenstein waren es etwa 65. Beim wurden die Suchräume und Details zum geplanten Umspannwerk und den nötigen Masten für ein solches dargestellt. Neben Tennet war auch das Bayernwerk vertreten, das über seine Netzausbaupläne informierte. Außerdem wurde ein möglicher Konverterbau für den Anschluss der Gleichstromleitung Südwestlink von Tennet vorgestellt.
Hoher Lärmpegel in der Halle
Das geplante Umspannwerk selbst und das Format der Veranstaltung stießen bei den Teilnehmenden auf starke Kritik. Teilweise wurde es dabei auch laut in der Halle. Eine Gruppe Bürger aus allen Teilen der Marktgemeinde stellte im FN-Gespräch vor der Halle fest, Tennet habe den Abend nur organisiert, weil es die Gemeinde wollte und nicht aus eigenem Antrieb. In der Halle sei es viel zu laut gewesen. Man hätte sich eine klassische Informationsveranstaltung mit Vortrag und Fragerunde gewünscht. Zudem sei nicht ausreichend zur Veranstaltung eingeladen worden. Kritik gab es auch am möglichen Standort des Umspannwerks bei Röttbach. Man solle eine Fläche weiter weg von der Wohnbebauung wählen, wurde gefordert. Weiter sorgte man sich, dass der bei den Bauarbeiten anfallende Erdaushub in der Kreuzwertheimer Erddeponie gelagert werde und es dann keinen Platz mehr für das Material von Privatpersonen gebe. Norbert Getta aus Röttbach betonte in der Halle: „Es kann nicht wahr sein, dass für die Standortentscheidung nur der monetäre Aspekt zählt und man diesen über die Interessen der Bürger stellt.“
Bürgermeister Klaus Thoma erklärte, die Bürger seien mit dem Veranstaltungsformat unzufrieden. Fragen und Antworten würden untergehen. „Vieraugengespräche funktionieren in so einer großen Halle nicht gut.“ Eine weitere Informationsveranstaltung von Tennet in klassischer Form sei wünschenswert. Er sehe auch andere mögliche Suchräume für das Umspannwerk und habe dies Tennet mitgeteilt, verwies Thoma unter anderem auf den Steinbruch westlich von Wüstenzell. Tennet erklärte hierzu gegenüber den FN, der Standort sei technisch nicht möglich. Gemeinderätin Silvia Klee berichtete, die Erwartung, dass Fragen beantwortet würden, sei an dem Abend nicht erfüllt worden, auch da es durch die Gespräche zu laut war.
Bürger machten gegenüber Tennet-Bürgerreferent Daniel Wölki deutlich, dass aufgrund der bisherigen Kommunikation die Bevölkerung kein Vertrauen in das Unternehmen habe. Angezweifelt wurde auch die Aussage, dass das Unternehmen sich noch nicht auf einen Standort festgelegt habe. Weiter wurde kritisiert, dass es von verschiedenen Mitarbeitern vor Ort zu gleichen Fragen unterschiedliche Antworten gegeben habe. Auch Wölkis Aussage, es habe am Abend Leute aus der Gegend gegeben, die das Projekt positiv sehen, wurde von Bürgern in Zweifel gezogen. „Die Mehrheit sieht es kritisch“, betonten diese.
Gespräche mit Grundstückseigentümern
Die vorgestellten Informationen entsprachen jenen im Gemeinderat. Neu war, dass es in den kommenden Wochen Gespräche mit Grundstückseigentümern im Suchraum bei Röttbach zum Flächenverkauf geben soll. Wölki betonte, man starte mit den Gesprächen hier, man schließe aber auch Gespräche in weiteren Suchräumen nicht aus. Dies gehe aus Kapazitätsgründen nicht gleichzeitig.
Auf FN-Nachfrage meinte Wölki, man habe bisher deutschlandweit mit dem gewählten Informationsformat gute Erfahrungen gemacht. Bürger könnten sich dabei bei den Fachleuten direkt über das informieren, was sie interessiert. Außerdem traue sich nicht jeder, in einem Plenum Fragen zu stellen. Es seien deutlich mehr Leute da gewesen als in Triefenstein. Daher sei es lauter gewesen. Man nehme die Kritik ernst und wolle weiter mit der Gemeinde überlegen, wie die nächsten logischen Schritte aussehen werden.
Seinen Eindruck vom Abend fasste er zusammen: „Der Dialog mit der Region ist wichtig.“ Man nehme vieles, auch kritische Stimmen, mit. Unterschiedliche Antworten auf gleiche Fragen sollte es nicht geben, seien aber nicht auszuschließen. Er sei als Bürgerreferent persönlich ansprechbar, und man wolle weiterhin offen und transparent kommunizieren.
Oft wird im Zusammenhang mit Umspannwerken nahe von Ortschaften den Bau großer Strommasten statt einer Anbindung via Erdverkabelung kritisiert. Daniel Wölki erklärte dazu, der bundesweite Netzentwicklungsplan sehe Freileitungen vor. Weiter verwies er auf technische und finanzielle Gründe. Zudem verlagere man mit Erdkabeln die Problematik weg von der Sichtthematik hin zu den Landwirten, in deren Flächen man die Kabel legen würde.
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