Krautheim Tal. Es gibt viele Pläne für das Areal rund um den Bahnhof in Krautheim. Hollerbach Bau (Hardheim) hat das Grundstück der ehemaligen Gärtnerei Menrath erworben und plant dort den Bau eines Seniorenwohnheimes mit drei Gruppen für insgesamt 45 Bewohner sowie Räumlichkeiten für betreutes Wohnen. Auf dem Gelände soll außerdem ein Medizinisches Versorgungszentrum für eine Praxis für Krankengymnastik sowie Raum für die katholische Sozialstation entstehen – und für das Eduard-Knoll-Wohnzentrum. Zur Jagst hin soll außerdem ein Mehrfamilienwohnhaus gebaut werden.
Pläne für das Bahnhofsareal
Zum anderen soll der Busknotenpunkt auf dem Gelände des Bahnhofs in Krautheim verlegt werden, wie Bürgermeister Andreas Köhler in einem Pressegespräch erklärt. „Krautheim ist der drittgrößte Busknotenpunkt im Hohenlohekreis. Von hier verlaufen sechs Linien, unter anderem nach Bad Mergentheim, Künzelsau, Osterburken oder Möckmühl“, weiß er. Die Haltestellen seien jedoch in einem schlechten Zustand und müssten behindertengerecht für Niederflurbusse umgebaut werden. Deshalb hatte die Stadt bereits vor Jahren die Verlegung der Haltestellen an die Götzstraße vorgesehen. Bisher hat sich jedoch nichts getan, weil die Stadt auf dem Gelände nicht die Planungshoheit besitzt.
Der Grund ist die Trasse der Jagsttalbahn, die auf dem Bahnhofsgelände verläuft. „Das Grundstück wurde von der Stadt 2004 gekauft“, erläutert Köhler die Situation. Doch die Trasse selbst ist noch eisenbahnrechtlich gewidmet. Das bedeutet, dort herrscht das Eisenbahnrecht. „Dieses lässt keine andere Nutzung, außer der Bahnnutzung auf dem Bahngelände zu. Das ist das Hemmnis“, sagt Köhler. So lange dieses Recht herrscht, können die Pläne zum Bahnhofsareal in Krautheim nicht in die Tat umgesetzt werden, weil die Trasse nicht überbaut werden darf. „Deshalb haben wir beantragt, die Bahntrasse zu entwidmen. Eine andere Möglichkeit sehen wir nicht“, so der Bürgermeister weiter. Das war im September 2021.
Die Trasse der Bahn grenzt auch an das Gelände der ehemaligen Gärtnerei Menrath. Köhler befürchtet, dass die Hollerbach Gruppe kein Baugesuch einreichen wird, so lange die rechtlichen Dinge rund um die Trasse nicht geregelt sind. Somit werden die Planungen vorerst nicht in die Tat umgesetzt.
Für die Jagsttalbahntrasse war bis Ende 2020 die Jagstalbahn AG als Eisenbahninfrastrukturunternehmen (EIU) zuständig. Nun ist das Regierungspräsidium Stuttgart verantwortlich. Aktuell halten der Verein der Jagsttalbahnfreunde und die Gemeinde Dörzbach jeweils 50 Prozent der AG. Diese hat 2021 beim Verkehrsministerium die Wiedererteilung der Eisenbahnunternehmerschaft beantragt, um die Jagsttalbahn bis zum Bahnhofsareal Krautheim wieder betreiben zu dürfen. „Wir als Stadt haben dagegen argumentiert und versuchen das zu verhindern“, macht Köhler deutlich.
Zu kostenintensiv
Ursprünglich hat Krautheim die Jagsttalbahn AG gemeinsam mit der Gemeinde Dörzbach gegründet, ist 2006 aber ausgestiegen, weil die Reaktivierung der Trasse auf 4,6 Kilometern Länge zu kostenintensiv geworden wäre. Allerdings sprach sich der Gemeinderat Krautheim beim Ausstieg dafür aus, die Trasse zu erhalten. Das wäre, so Köhler, auch mit der Neugestaltung des Bahnhofareals machbar. „Ein Rückbau wäre in der Zukunft möglich.“ Die Gleise sollen nicht entfernt werden.
Aktuell prüft das Verkehrsministerium also, ob die Jagsttalbahn AG die Bahn auf Krautheimer Gemarkung wieder betreiben darf. In diesem Zusammenhang muss die AG darlegen, dass sie eine Inbetriebnahme und den Unterhalt der Strecke finanzieren kann. Das dürfte laut Bürgermeister Köhler aber sehr schwierig bis unmöglich werden, denn die Trasse müsste für viel Geld erneuert werden: „Allein für den laufenden Kilometer Bahntrasse fallen mindestens 600 000 Euro an, weitere 500 000 Euro pro Bahnübergang.“
Einen Haken gibt es aber, denn das Verkehrsministerium hat auf eine rechtliche Sonderregelung hingewiesen. Wenn mehr als 50 Prozent der AG in kommunaler Hand sind, wäre die Finanzierbarkeit automatisch gewährleistet. Im Januar wollte die Gemeinde Dörzbach eine weitere Aktie von den Jagsttalbahnfreunden erwerben, um eine Mehrheit zu erhalten. „Das wird aktuell noch vom Kommunalaufsichtsamt geprüft und ist nicht genehmigt. Sie prüfen, ob die Gemeinde Dörzbach sich als Mehrheitsaktionär beteiligen darf. Schließlich ist eine Aktiengesellschaft ein wirtschaftliches Unternehmen. Da ist fraglich, ob eine Gemeinde so etwas machen darf“, erklärt Bürgermeister Köhler.
Schnelle Entscheidung gefordert
Die Entscheidung des Verkehrsministeriums über den Antrag der Jagsttalbahn AG steht bereits seit zwei Jahren aus. „Wir als Stadt fordern, dass eine schnelle Entscheidung aufgrund der Faktenlage gefällt wird und dass abgelehnt wird, dass die AG wieder Eisenbahnunternehmer auf Krautheimer Gemarkung wird.“ Wann und welche Entscheidung getroffen wird, steht aber noch in den Sternen. Sollte die Entscheidung jedoch pro Jagsttalbahn AG fallen, bräuchte diese immer noch das Einverständnis des Grundstückeigentümers, also der Stadt Krautheim, um auf dem Areal agieren zu können. „Diese liegt nicht vor. Die werden wir auch nicht erteilen.“
Parallel dazu hat die Stadt die Jagsttalbahn AG auf die Herausgabe des Besitzes der Jagsttalbahntrasse auf den Grundstücken der Stadt verklagt. „Wir waren beim Landgericht Heilbronn und haben Recht bekommen“, erklärt Köhler. Eigentümer des Bahngrundstückes ist die Stadt, aber die Jagsttalbahn AG ist Besitzer. Als solcher hätte sie die Strecke betreiben und unterhalten müssen – das ist aber nicht passiert. Ohne Besitz – dass heißt in deren Fall, ohne das Recht als Eisenbahninfrastrukturunternehmen – könnte die AG den Ausbau und Betrieb nicht mehr ausführen, weil sie auf städtischem Eigentum agiert. „Die AG ist über ihre Anwälte in Berufung gegangen, weshalb es im Juli eine Verhandlung vor dem Oberlandesgericht Stuttgart geben wird.“
Kein wirtschaftlicher Betrieb
Grundsätzlich sieht Bürgermeister Andreas Köhler keine Chance für einen wirtschaftlichen Weiterbetrieb der Jagsttalbahn. „In einer Untersuchung des Landes Baden-Württemberg von 2020, bei der geprüft wurde, ob die Jagsttalbahn wirtschaftlich betrieben werden könnte, wurde das abgelehnt. Die Jagsttalbahn funktioniert nicht als öffentliche Bahn. Es gibt ja nur den Schülerverkehr. Arbeitnehmer kommen mit dem Pkw, oder auch mit dem Bus.“ Auch vonseiten der Bürger kenne er niemanden in Krautheim, der an der Reaktivierung der Bahn festhalte.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/krautheim_artikel,-krautheim-krautheim-das-problem-mit-der-jagsttalbahntrasse-_arid,1958431.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/krautheim.html
[2] https://www.fnweb.de/orte/bad-mergentheim.html
[3] https://www.fnweb.de/orte/osterburken.html