Königheim. Die Pflege und Verjüngung von Eichenbeständen stand unter anderem im Mittelpunkt einer Waldbegehung des Gemeinderats Königheim im Distrikt „Birkig“ am frühen Montagabend. Geführt wurde der Rundgang mit mehreren Stationen, Themen und Waldbildern von Frank Löffler, Forstrevierleiter „39 – Königheim“ des Landratsamtes, sowie von Anika Weisbrod, Trainee beim Forstamt Main-Tauber-Kreis.
„Der 65 Hektar große Distrikt ist einer der Hauptdistrikte auf Gemarkung Königheim sowie im insgesamt rund 900 Hektar und 32 Distrikte umfassenden Gemeindewald, der zu circa 67 Prozent aus Laubwald und 33 Prozent aus Nadelwald besteht“, berichtete Löffler eingangs. Hauptbaumart und „Brotbaumart“ ist die Eiche mit 30 Prozent. „Unser Ziel ist es, diesen Anteil langfristig zu erhalten, denn ihr kommt als klimastabile und trockenresistente Baumart eine große Bedeutung zu“. Grundprinzipien im Gemeindewald seien eine nachhaltige, standortgerechte und naturnahe Bewirtschaftungsweise.
Holzmarkt ist gut und stabil
„Die Sehnsucht nach planmäßiger Forstwirtschaft war groß nach den bitteren und leidensvollen Trockenjahren seit 2018 mit viel anfallendem Käfer– und Trockenholz Seit 2024 und 2025 kann der Wald wieder durchatmen und sich erholen. Wir sind jetzt auf dem Weg, uns auch wieder mehr mit Pflegemaßnahmen beschäftigen zu können. Der Holzmarkt ist gut und stabil – auch bei den Nadelhölzern“, bilanzierte der Revierleiter.
Der Wirtschafts- und Erholungswald „‚Birkig‘ liegt in der Nähe des Naturschutzgebietes „Haigertal“ und des beliebten Orchideenrundwegs. Zudem sei er sehr gut für viele waldpädagogischen Veranstaltungen mit Schulen oder Kindergärten geeignet. Charakteristika seien sehr gute Waldböden, eine Bewirtschaftung seit den 1960er-Jahren im Hochwald und eine zunehmende Verjüngung. Ebenso eine baumartenreiche Mischung vor allem mit Eiche, Kiefer, Schwarzkiefer, Douglasie, Buche, Lärche, Ahorn, Kirsche, Elsbeere und Mehlbeere.
An einer der Stationen präsentierte er als besonders geschützte und deutschlandweit seltene Baumart einen schätzungsweise etwa 100 Jahre alten Speierling und dessen Früchte. „Von dieser Hartholzbaumart gibt es laut einer Kartierung der forstlichen Versuchsanstalt im Königheimer Gemeindewald über 300 Exemplare. Der Baum des Jahres 1993 hat aufgrund des günstigen Weinbauklimas im Taubertal bundesweit seine höchsten Vorkommen und wird von uns teilweise auch bei Neuanpflanzungen eingemischt“, erklärte Löffler.
An einer anderen Station erläuterte Anika Weisbrod den hohen Wert von Tot- und Altholz für den Natur- und Artenschutz im Wald. Sie bieten Lebens- und Nahrungsräume sowie Habitatstrukturen zum Beispiel für Fledermäuse, vielfältige Insektenarten, Vogelarten und Pilze. „Außerdem tragen sie zur Nährstoffanreicherung und Humusbildung der Waldböden bei“, wies die Trainee und Forstamtsanwärterin hin. Wichtig sei allerdings die Beachtung der Verkehrssicherungspflicht, daher sollten diese Gehölze am besten in Innenbereichen der Bestände anstelle an Wegen oder Aufenthaltsplätzen stehen.
Auch Naturverjüngung gibt es nicht zum Selbstkostenpreis
„Vorteile von Naturverjüngung im Vergleich zu Anpflanzungen sind eine hohe Vitalität und Stabilität, eine bessere Wurzelentwicklung sowie eine größere Diversität der Baumartenauswahl. Aber auch Naturverjüngung gibt es nicht zum Selbstkostenpreis, sondern ist zeit- und kostenintensiv“, gab Löffler zu bedenken. „Wir sind derzeit in 25 Jahren beim fünften Pflegedurchgang. Eine Erstpflege erfordert 80- bis 100-stündigen Arbeitsaufwand pro Hektar, der momentane fünfte Pflegegang jedoch nur noch 10 bis 15 Stunden je Hektar“, hob er einen weiteren Nutzen regelmäßiger Pflege hervor. Wie eine Naturverjüngung, Mischwuchspflege und Förderung der Eiche in Kombination erfolgreich gelingen können, führten die beiden Gemeinde-Forstwirte Thorsten Hammrich und Stefan Hippler exemplarisch in der Praxis mit ihren Motorsägen vor.
„Wir müssen Sorge dafür tragen und haben die Verantwortung, insbesondere die Eiche als Wertholz für nachfolgende Generationen zu pflegen und zu fördern“, unterstrich der Revierleiter, der neben Verjüngung zudem 180 bis 200 Jahre alte Eichenbestände, einen weiterhin guten Holzmarkt und eine reichliche Eichelmast als Basissäulen nannte. Ebenfalls zur Sicherung für kommende Generationen wurden in einem 50- bis 60-jährigen Eichenbestand besonders vitale, stabile und qualitativ hochwertige Exemplare als sogenannte „Zukunftsbäume“ („Z“) ausgewählt.
„Rechtzeitiges Achten auf Schadholz sowie Generieren von Holz aufgrund der momentan günstigen Marktsituation“, waren Hinweise von Frank Löffler für Privatwaldbesitzer. Zudem empfahl er gegebenenfalls Wiederaufforstungen mit relativ klima- und trockenheitsresistenten Baumarten wie etwa Eiche, Kiefer, Douglasie, Spitzahorn, Elsbeere, Nussbäume, Roteiche oder Tulpenbaum.
„Wir sind auf die Einnahmen aus dem Gemeindewald angewiesen und wissen die zuverlässige Arbeit von Revierleiter Frank Löffler sowie den beiden gemeindlichen Forstwirten Thorsten Hammrich und Stefan Hippler sehr zu schätzen“, resümierte Bürgermeister Ralf Dörr, für den es die erste Waldbegehung mit dem Gemeinderat in seiner Amtszeit war. Den Abschluss gestalteten an der Birkig-Hütte zwei Mitglieder des „Karneval Klub Königheim (KKK)“, der gleichermaßen ehrenamtlich unter anderem immer wieder auch waldpädagogische Aktionen des Revierforstleiters unterstützt.
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