Igersheim. Ein besonderer Programmpunkt prägte das diesjährige Maibaumfest am 30. April in Igersheim: Ein historischer Aufzug rückte die Bauernkriege von 1525 in den Mittelpunkt. Mehrere Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde schlüpften in die Rolle aufständischer Bauern, orientierten sich dabei an historischen Darstellungen und trugen in einer öffentlichen Lesung die sogenannten „Zwölf Artikel“ vor – zentrale Forderungen der Bauern, die zu den frühesten Dokumenten sozialer und politischer Selbstbestimmung im deutschsprachigen Raum zählen.
Die Idee des Aufzugs geht auf Ereignisse zurück, die sich im Frühjahr 1525 auch in der Region rund um Igersheim abspielten. Die Erhebung der Bauern, ausgehend von der Reichsstadt Rothenburg, breitete sich schnell aus. Gründe waren hohe Abgaben, politische Willkür und die fehlende Mitsprache der Bevölkerung. Die Reformation, die in Rothenburg rasch an Einfluss gewann, verlieh den Forderungen zusätzlichen Rückhalt. Unterstützt durch reformatorische Prediger und einzelne Adlige, erhoben sich die Bauern gegen kirchliche und weltliche Obrigkeiten.
Sehr positive Reaktionen im Publikum
Auch im Taubergrund schlossen sich zahlreiche Ortschaften dem Aufstand an – darunter Igersheim, Markelsheim, Mergentheim, Lauda und Weikersheim. In Schäftersheim sammelten sich mehrere Tausend Männer, die als sogenannter „Tauberhaufen“ organisiert weiterzogen. Klöster wurden geplündert, Kornspeicher geleert, Weinvorräte verteilt. Der Höhepunkt war die kampflose Einnahme Mergentheims samt Schloss durch die Aufständischen.
Doch der Aufstand endete blutig. Im Mai 1525 wurden die Bauern in mehreren Gefechten, unter anderem bei Königshofen und Sulzfeld, von den Truppen des Schwäbischen Bundes und anderer Fürsten vernichtend geschlagen. Tausende starben. Die Anführer wurden hingerichtet, viele andere hart bestraft. Auch zwei Igersheimer, Georg Eisen und Wolf Linklein, mussten öffentlich gepeinigt werden und erhielten ein dauerhaftes Aufenthaltsverbot für Mergentheim.
Mit dem Aufzug beim Maibaumfest wollte die Gemeinde an dieses bedeutende Kapitel der lokalen Geschichte erinnern. Die Aufführung blieb bewusst schlicht, konzentrierte sich auf die Lesung der „Zwölf Artikel“ und auf die Darstellung einfacher bäuerlicher Kleidung. Die Reaktionen im Publikum fielen sehr positiv aus – viele Besucher zeigten sich interessiert und positiv überrascht von dem unangekündigten Aufmarsch.
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