Waldbegehung

Höpfingen setzt auf klimastabilen Mischwald

Gemeinderat war mit Forstleuten im Wald unterwegs. Wiederaufforstung und Jungbestandspflege standen im Mittelpunkt.

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ad
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Die Mitglieder des Gemeinderates Höpfingen machten sich ein Bild vom Zustand des Waldes. © Adrian Brosch

Höpfingen/Waldstetten. Des einen Freud, des andern Leid: Während Höpfingens Gemeinderäte bei der Waldbegehung am Freitag mit Regen, Wind und Matsch kämpften, bezeichnete René Maxeiner (Forstbetriebsleitung Walldürn) die Witterung als ideal. „Nach einigen viel zu trockenen Jahren ist jeder Niederschlag gut und wichtig“, erklärte er bei der Begrüßung an der Höpfinger Waldhütte. Er hieß neben den Gemeinderäten auch Bürgermeister Christian Hauk, Kämmerin Nadine Henn und Wassermeister Arnold Koller willkommen; die Tour leiteten die Revierförster Stefan Michel (Höpfingen) und Martin Sauer (Höpfingen).

In der kurzen Lagebesprechung hielt Bürgermeister Hauk fest, dass man sich gezielt ein Bild des heimischen Waldes mache; René Maxeiner verwies auf die hohe Bedeutung von Mischbaumarten. „Sie sind eine Reaktion auf den Klimawandel, für den wir den Wald derzeit fit machen müssen“, betonte er.

Wiederaufforstung beginnt

Durch Stock und Stein ging es zum ersten Punkt: Im Distrikt „Großer Wald“ stellte Revierleiter Stefan Michel eine ehemals mit Eschen bepflanze Fläche vor und verwies auf die Problematik des Eschentriebsterbens. „Auch diese Bäume fielen der Krankheit zum Opfer“, bedauerte Michel. In dieser Woche beginnt jedoch die Wiederaufforstung der 0,8 Hektar großen Fläche mit Eiche, Hainbuche und Douglasie: „Die Kulturkosten inklusive Zaunbau belaufen sich auf rund 12 000 Euro. Dabei greift auch eine Landesförderung - Kulturen, die durch Schadensereignisse entstanden, werden bezuschusst“, bilanzierte er.

Klimawandel im Auge haben

Gewiss handele es sich um eine hohe Investition, doch müsse man den Klimawandel im Auge haben: „Durch einen klimastabilen Mischwald sind wir für die Zukunft gewappnet“, betonte Michel. Nicht unerwähnt ließ er, dass in diesem Kontext gerade Eichenbäume und weitere Mischbaumarten wie Kiefer, Kirsche, Hainbuche und Bergahorn gefördert werden.

Der nächste Punkt verdeutlichte einen gut 100-jährigen Buchen-Mischbestand mit Eiche, Kiefer, Lärche und Douglasie. „Da die Naturverjüngung seit einigen Jahren aufläuft, soll die breite Mischung der vorkommenden Baumarten erhalten werden“, erklärte René Maxeiner. Viele ältere Jagdbestände weisen derzeit schon eine Mischung mehrerer Baumarten auf, die man auch künftig zwingend benötige. „Wenn wir drei bis vier Baumarten durch Naturverjüngung in die nächste Generation bringen, haben wir viel gewonnen“, fuhr der Forstbetriebsleiter fort.

Verjüngung funktioniert

Gerade an jener Stelle funktioniere die Verjüngung durchaus gut. „Im nächsten Schritt könnte man eine Jungbestandspflege durchführen und die Mischung aktiv steuern“, so Maxeiner. Indirekt damit im Zusammenhang steht die Jagd – respektive das 2014 verabschiedete Jagd- und Wildtiermanagementgesetz in Baden-Württemberg. Es sieht keine behördlich fixierten Abschusspläne für das Rehwild vor, der Gesetzgeber übertrug die Ausarbeitung von Zielvereinbarungen auf den Verpächter der Jagdfläche und den Jagdpächter selbst.

Die Gemeinde Höpfingen etwa hat in ihren sieben Jagdböden schriftliche Zielvereinbarungen mit Pächtern getroffen. René Maxeiner sah in den Vereinbarungen „ein gutes Werkzeug, um ins Gespräch zu kommen und gemeinsam tragbare Lösungen vor Ort zu finden“. Ein gutes Jahr nach Abschluss der Vereinbarungen sei jedoch kein großer Unterschied auszumachen: „Im Wald geht alles langsam vonstatten“, gab er bekannt.

Maßgebend sei beim Rehwildabschuss zudem nicht eine bestimmte Zahl, sondern die Verjüngung des Waldes. „Die Jagd passt, wenn eine ausreichende Anzahl junger Bäumchen aufwachsen kann, ohne vom Reh gefressen zu werden“, schilderte Maxeiner.

Der letzte Punkt führte die Teilnehmer auf Waldstettens Gemarkung: Im Distrikt „Anwande“ (Abteilung 9/Hinterer Staffelwald und 10/Vorderer Staffelwald) wurde der Umgang mit Schadflächen am Beispiel einer Fichte demonstriert. Vor 48 Jahren gepflanzt, ist der Bestand vom Käfer durchlöchert.

„Als Revierleiter überlegt man sich, wie lange man ihn noch halten kann oder ob es sinnvoller wäre, ihn zu ernten, bevor er Bestand komplett zerstört ist“, erklärte Martin Sauer. In diesem Fall müsse man ihn jedoch neu anpflanzen, um einen aktiven Waldumbau zu betreiben. „Natürlich versuchen wir, soviel wie möglich zu retten, ab einem gewissen Punkt ist man aber machtlos“, betonte er. Nachdem Borkenkäfer und Trockenheit in den vergangenen Jahren massive Spuren hinterließen, entstanden bereits viele Pflanzflächen. „Mit jeder weiteren Pflanzfläche steigt die persönliche Anspannung deutlich ab.

Hoffen auf genügend Regen

Ab Ende April bangt man jedes Jahr aufs Neue, dass genügend Regen fällt und die jungen Bäumchen gut anwachsen können, oder auch einfach nur überleben“, bemerkte Sauer. Beim abschließenden Essen herrschte ein reger Gedankenaustausch. ad

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