Hardheim. Der Nordbadische Raum ist für seine tiefe Volksfrömmigkeit weithin bekannt, was unter anderem bei der Wallfahrt zum Heiligen Blut in Walldürn, zahlreichen Bildstöcken in der Flur und Marienstatuen an den Häusern zu spüren und zu sehen ist.
Die Region wird volkstümlich wegen ihrer vielen Symbole der Volksfrömmigkeit als „Madonnenländchen“ bezeichnet und umfasst den badischen Teil und Teile des bayerischen Odenwaldes und das Bauland bis hin zum Tauber-grund.
Diese tiefe Frömmigkeit zeigt sich insbesondere bei einem alten Hardheimer Brauch, dem Fastnachts-Triduum, welches an den Fastnachtstagen abgehalten wurde. Aber auch an den regelmäßig stattfindenden Flur- und Bittprozessionen sieht man die Verbindung der Menschen mit Gott.
Erinnerungen von Pfarrer Stephan
So ereignete sich nach den Erinnerungen des früheren Hardheimer Pfarrers Joseph Stephan (1854 bis 1930), der auch den „Erftaldom“ erbaute, vor genau 130 Jahren ein kleines Wunder. Pfarrer Stephan schreibt: „Im Frühling des Jahres 1893 fiel bei anhaltend starker Hitze längere Zeit kein Regen. Die zarten Pflänzchen welkten ab, die Klee- und Getreidefelder schienen auszutrocknen, die Schäflein fanden kaum Nahrung, um weiter leben zu können, und die Bauern fürchteten deshalb für die Frucht- und Futterernte.
In dieser Not unternahmen wir am Pfingstmontag, 22. Mai, eine Bittprozession zum kleinen Kreuz auf dem Wurmberg. Die ganze Gemeinde beteiligte sich daran, auch hochbetagte Greise und Frauen fürchteten die Höhe nicht und die Kinder zeigten in ihrer ganzen Haltung ergreifenden Ernst.
Unter den Klängen der Musik stiegen wir singend und betend schweißtriefend bei völlig wolkenlosem Himmel den Berg hinauf. Oben am heiligen Kreuz suchte ich in einer Ansprache das Vertrauen zu wecken und führte deswegen vor, wie der Prophet Elias einst auf dem Berge Karmel tief zu Erde gebeugt um Regen flehte, und es kam ein starker Regen.
Am Tag, als der Regen kam
Merkwürdig! Während ich sprach, zeigte sich über uns ein Wölklein, wie eine weiße Taube, und es wurde größer und größer, und als wir bei der Rückkehr aus dem Wäldchen herauskamen, stand über Hardheim eine dunkle Wolke, die sich zusehends nach allen Seiten ausbreitete. Wir waren in Hardheim am Marktbrunnen angekommen, und die Leute eilten springend zu ihren Wohnungen, denn es fing an zu regnen. Zwar fiel jetzt nicht ein genügender Regen und die Nachbarsgemarkungen wurden nur wenig davon getroffen. Erst nach einigen Tagen erfolgte reichlicher Regen. Aber in dieser Stunde hat der Herr des Himmels und der Erde gezeigt, dass er Wohlgefallen am bußfertigen Gebet des Volkes und Macht hat, aus heiterem Himmelsgewölbe Wolken herauszuführen. Alle Leute waren froh und dankten Gott, Andersgläubige meinten: Unser Herrgott hat doch Freude gehabt an eurem Gebet.“
Folgt man dem Hans-Thoma-Weg von der Depotstraße zum heiligen Kreuz auf dem Wurmberg, hat man einen herrlichen Blick auf die historischen Gebäude von Hardheim. Felicitas Zemelka, welche die Kleindenkmale im Auftrag des Landratsamtes Neckar-Odenwald-Kreis und des Regierunspräsidiums Karlsruhe in den 1980er-Jahren erfasst hat, schreibt zum Kreuz auf dem Wurmberg: „Das Kreuz wurde am 25. August 1868 errichtet und trägt die Inschrift ,O hochheiliges Kreuz, du Zeichen des Heils und der Gnade, schwebe schützend und segnend über unsere Gemeinde.“ Der Corpus ist in natürlichen Proportionen und in gelungenen Körperformen wiedergegeben.
In der Nähe des Kreuzes wurde vom Schuljahrgang 1922/23 eine Erinnerungsstein mit den im Zweiten Weltkrieg Gefallenen Schulkameraden aufgestellt.
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