Bretzingen. So kurz die Tagesordnung war, so intensiv wurde bei der Sitzung des Bretzinger Ortschaftsrats am Donnerstagabend debattiert: Zentrales Thema war die Umweltverträglichkeitsprüfung für den geplanten Windpark „Kornberg“.
In einem kurzen Ausriss schilderte Ortsvorsteher Kaspar Wolf zunächst den Stand der Dinge: So planen die Betreibergesellschaften „Bürgerenergie Hardheim GmbH & Co. KG“ sowie „Bürgerenergie Höpfingen GmbH & Co. KG“ im Einvernehmen mit dem Landratsamt des Neckar-Odenwald-Kreises, ein „großes Genehmigungsverfahren“ mit einer Umweltverträglichkeitsprüfung für den sechs Windkraftanlagen umfassenden Windpark „Kornberg“ durchzuführen.
Herbe Kritik übte das Gremium an der zur vorgeschalteten Beteiligung der Öffentlichkeit eingerichteten Informationsveranstaltung, die am Mittwoch in der Hardheimer Erftalhalle stattfand. „Es handelte sich weder um eine sachliche Verbraucherinformation noch um eine wertneutrale Erörterung“, konstatierte Kaspar Wolf und sprach von „reiner Eigenwerbung des Projektierers“.
Besonders bitter stieß ihm persönlich der Umstand auf, dass in Hardheim bereits zu Anfang des Abends seitens den Verantwortlichen der ZEAG Energie AG (Heilbronn) das Bestreben um Transparenz ausdrücklich zugesichert worden sei. Gerade diese direkte Ansprache provoziere aber einmal mehr die Frage, ob die bisherige Herangehensweise denn nicht transparent gewesen sei.
Tatsächlich, so der Ortsvorsteher, werde nun „eine weitere Nebelwand errichtet“, wodurch er das Vorhaben als noch undurchsichtiger wahrnehme.
Auch aus den Reihen der anwesenden Bürger wurde Unmut geäußert: Laut einem Anwohner sei „kein fruchtbarer Dialog möglich gewesen“, man sei nicht als reiner Gegner des Windkraftstandorts „Kornberg“ akzeptiert, sondern als Befürworter der Atomkraft vorgeführt worden. Erwähnung fanden weiterhin diverse Unstimmigkeiten in dem durch die Zeag in Auftrag gegebenen Gutachten des Büros Beck sowie schwersten Diffamierungen der Bürgerinitiative für Gesundheit und Naturschutz (BGN). Gerade bezüglich des FFH-Gebietes sei das letzte Wort noch nicht gesprochen. Ortschaftsrätin Karin Thoma sprach von einem Zweitgutachten durch einen anderen Vogelkundler.
Jener fragwürdige Beigeschmack werde durch den Umstand verschärft, dass man noch mit kurz nach der Jahrtausendwende festgelegten Flächennutzungsplänen arbeite. „Laut diesen soll eine Verspargelung ausdrücklich vermieden werden, aber genau das wird nun durchgeführt“, hielt Kaspar Wolf fest.
Ortschaftsrat Daniel Seitz brachte die zusehende Verspargelung der Landschaft mit der beworbenen touristischen Attraktivität von Odenwald und Frankenland in Verbindung: „Man wirbt mit landschaftlicher Schönheit um Touristen, zerstört das Landschaftsbild aber auf dem Fuße durch eine Vielzahl von Windkraftanlagen“, monierte er.
In Skepsis übte sich ebenfalls Ortschaftsrätin Karin Thoma: „Was machen die angeblich durch Windenergie versorgten Haushalte in einer windstillen Zeit?“, fragte sie. Ihr Ratskollege Ralf Bundschuh kam darauf zu sprechen, dass die an den geplanten Windkraftanlagen gewonnene Energie letztlich aller Voraussicht nach nicht einmal in heimatlichen Gefilden zum Einsatz käme: „Es sind doch am ehesten die Verdichtungsräume mit ihren großen Industriegebieten, die so viel Strom benötigen“, so seine Befürchtung.
Ortsvorsteher Kaspar Wolf räumte zwar ein, Einzelheiten nicht beantworten zu können, bekräftigte jedoch gleichermaßen ein Festhalten an dem Beschluss, auf Bretzinger Gemarkungsfläche weiterhin kein Gebiet auszuweisen, zumal auch allein der Gerichtstettener Bürgerwindpark seinen Leistungswerten nach mehr Strom erzeugen könne als die für den Kornberg angedachten Anlagen. ad
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