Hier hat der Leser das Wort - Zu den geplanten Windkraftanlagen zwischen Höpfingen und Bretzingen Streit über Windpark auf dem Kornberg/Dreimärker wird Klima vergiften

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Ein Windpark auf dem Kornberg/Dreimärker wird weder zur Energiewende beitragen noch das Klima verbessern, im Gegenteil, der Streit darüber wird das Klima vergiften. Selbst wenn Herr Kretschmann seinen Plan umsetzen sollte, in Baden-Württemberg zu den etwa 750 bestehenden weitere 1000 Windkraftanlagen zu errichten, wird das ohne Einfluss auf die Energiewende sein. Es wird der Eindruck erweckt, wenn in Deutschland Ende 2022 die Atomkraftwerke und 2030 die Kohlekraftwerke abgeschaltet sind, dann sei die Energiewende geschafft. Das ist ein Trugschluss.

Fakt ist, dass die Stromerzeugung mit etwa 500 TWh (= 500 Milliarden kWh) pro Jahr nur etwa ein Siebtel des mit 3640 TWh ermittelten Gesamtenergiebedarfs ausmacht. Immerhin die Hälfte der Stromerzeugung, nämlich 251 TWh, kommen aus erneuerbaren Energien. Die Windenergie, unübersehbar repräsentiert durch derzeit 30 000 Windräder, speiste lediglich 130 TWh Strom ins Netz.

Was nur 3,5 Prozent des Gesamtenergiebedarfs beziehungsweise 27 Prozent der Stromerzeugung entspricht. Die restlichen 121 TWh kamen laut Bundesministerium für Wirtschaft und Energie von PV-Anlagen (zehn Prozent), Biomasse (zehn Prozent) und Wasserkraft (vier Prozent). Naturenergie ist nicht kalkulierbar.

Eine bedarfsgerechte zuverlässige Stromversorgung jedoch ist wichtig, selbstverständlich und indiskutabel. Die naturbedingten Einspeise-Schwankungen konnten bisher durch die konventionellen Kraftwerke nachgeregelt und ausgeglichen werden. Die endgültige Abschaltung der Kernenergie Ende 2022 sollte laut Ausstiegsszenario durch die einigermaßen konstant arbeitenden Offshore-WKA kompensiert werden. Es war geplant, bis dahin die 700 Kilometer lange und zehn Milliarden Euro teure Stromtrasse „Südlink“ von der Küste in den windarmen Süden verlegt zu haben. Zwei weitere Stromtrassen jeweils im Osten und Westen sollen noch dazu kommen.

Doch nun wurde berichtet, dass die Universität Hohenheim vorerst mit einer Verträglichkeitsprüfung der Erdkabel mit verschiedenen Böden beauftragt wurde. Versuchsdauer 4,5 Jahre. Falls dann die Ergebnisse im grünen Bereich sind, will man in die Verhandlungen mit etwa 50 000 Grundstücksbesitzern gehen, auf deren Grund und Boden, zwecks Kabelverlegung, eine 30 Meter breite Trasse ausgehoben werden muss. Vor 2030 dürfte also kaum Windstrom von Nord nach Süd fließen. Aber zusätzlich wird die kommenden Jahre zunehmend Ladestrom für viele Millionen Elektroautos benötigt, geschätzter Bedarf 100 bis 150 TWh/a. Der natürlich auch durch Wind und Sonne erzeugt werden soll.

Eine der wichtigsten Voraussetzungen überhaupt zum Gelingen der Energiewende wurde total ausgeblendet und/oder verdrängt: Die Speicherung. Windräder produzieren auch dann Strom, wenn dieser nicht benötigt wird. Wohin damit? Ideen von wissenschaftlicher Seite gibt es genug, zum Beispiel Druckluftspeicher, Power to Gas (Methan, Wasserstoff) Power to Heat (siehe Dänemark), Pumpspeicher, Lageenergiespeicher etc. Die Verluste durch Rückverstromung allerdings liegen unter Umständen bei mehr als 50 Prozent, aber immer noch besser und sinnvoller als die WKA aus den Wind zu drehen oder den überschüssigen Strom ins Ausland zu verschenken. Auch hier hapert es am Willen zur Umsetzung.

Fazit: Strom aus erneuerbaren Energien setzt Grundlast-Kraftwerke voraus, die genügend Kapazität haben um auch bei totaler Flaute und Finsternis den Strombedarf abzudecken. Ohne konventionelle Grundlastkraftwerke kann man selbst bei einer Verdreifachung der derzeit 30 000 WKA (zuzüglich Energiespeicher und Rückverstromung) keine zuverlässige bedarfsgesteuerte Stromversorgung sicherstellen. China, USA, auch Niederlande und Dänemark haben das erkannt und engagieren sich sehr für den Bau von Thorium-Flüssigsalz-Reaktoren. Aber selbst wenn es uns gelingt, wenigstens unseren Strombedarf klimaverträglich zu produzieren, haben wir erst ein Siebtel des Weges unseres Beitrages zum großen Ziel „Energiewende und Klimarettung“ zurückgelegt.

Und wer jetzt noch glaubt, dass der Strom billiger wird, weil Sonne und Wind keine Rechnung schicken, der glaubt noch an den Weihnachtsmann.

Noch ein Gedanke: Unser Wald ist geschädigt wie nie zuvor. Er hat wichtige Funktionen, ist unentbehrlich. Es ist absurd, für ein paar Windräder hektarweise gesunden Wald zu opfern. Sonst sägen wir uns buchstäblich den Ast ab, auf dem wir sitzen.