Hardheim/Walldürn. Der Krankenhausverband Hardheim-Walldürn hat mit dem Krankenhaus in Hardheim im vergangenen Jahr einen Rekordverlust von rund 980.000 Euro eingefahren. Hinzu kommt ein Defizit durch das Geriatriezentrum in Höhe von rund 726.000 Euro. Verwaltungsleiter Lothar Beger präsentierte bei der Verbandsversammlung am Mittwochabend im Geriatriezentrum Walldürn das Jahresergebnis des Verbands.
„Das ist sehr unerfreulich“, stellte Stefan Grimm, Bürgermeister von Hardheim, zu dem Verlust fest. „Uns trifft das mit voller Wucht.“ Eine Defizitbeteiligung der Gemeinde Hardheim in Höhe von 400.000 Euro war für das zu erwartende Krankenhausdefizit eingeplant. Rund 580.000 Euro müssen aus den Rücklagen und mit Zuschüssen von den Kommunen Höpfingen, Königheim und Külsheim von jeweils rund 8.000 Euro zusätzlich finanziert werden. Damit schmelzen die Rücklagen für das Krankenhaus auf etwa eine Million Euro. Bei ähnlich hohen Verlusten würde dieses Finanzpolster also nur noch für etwa zwei Jahre ausreichen.
Freigewordene Arztsitze konnten nicht besetzt werden
Grimm kritisierte das Finanzierungsmodell von Krankenhäusern: „Uns fehlt die Planungssicherheit.“ Das Krankenhaus Hardheim verfüge über einen guten Ruf. Weil jedoch Operationen oder andere bisher stationäre Leistungen zunehmend ambulant vorgenommen würden, sei das Haus nicht ausreichend ausgelastet. Beger wies darauf hin, dass landesweit die Defizite der Krankenhäuser gestiegen seien. Hardheim stelle also keine Ausnahme dar. Durch die freigewordenen Arztsitze in der Chirurgie und Inneren Medizin, die man nicht habe neu besetzen können, seien zusätzlich Einnahmen weggefallen. Beger bezifferte die Mindereinnahmen allein durch diese Faktoren mit rund 170.000 Euro.
Hinzu kämen „massive Kostensteigerungen“, die von den Krankenkassen nicht vollständig übernommen würden. 2022 und 2023 seien diese Mehrausgaben nur anteilig und vorübergehend finanziert worden. Diese Einmalzahlungen seien ausgelaufen. „Die Inflation schlägt voll auf das Jahresergebnis durch“, sagte er. Anders als Unternehmen in der freien Wirtschaft könnten Krankenhäuser nicht einfach ihre Preise erhöhen. Preisanpassungen seien gesetzlich geregelt. Für das laufende Jahr ist Berger nicht optimistisch: „Es könnte geringfügig besser werden.“
Um das Krankenhaus Hardheim auf Dauer erhalten zu können, soll es zu einem sektorenübergreifenden Primärversorgungszentrum umgewandelt werden. Deshalb haben die fünf Mitgliedskommunen des Krankenhausverbands im März eine kommunale Genossenschaft begründet, die dieses Medizinische Versorgungszentrum betreiben soll (wir berichteten). Anders als bisher, seien dann im Krankenhaus nicht selbstständige Belegärzte tätig, sondern angestellte Mediziner der Genossenschaft. Dadurch wolle man die ärztlichen Versorgung in der Region sichern, die sektorenübergreifende Zusammenarbeit fördern und dabei stets am Gemeinwohl orientiert sein.
Wie Lother Beger sagte, werde derzeit vom Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband die Eintragung der neuen Genossenschaft in das Genossenschaftsregister geprüft. „Es fanden schon erste Gespräche mit Ärzten statt“, sagte der Verwaltungsleiter. Nach der Sommerpause würden diese fortgesetzt. Beger geht davon aus, dass die neue Genossenschaft zum Jahreswechsel 2026 starten könne.
Auch das Geriatriezentrum „St. Josef“ in Walldürn fährt 2024 einen Verlust ein, und zwar in Höhe von insgesamt rund 726.000 Euro. Davon entallen rund 240.000 Euro auf den Bereich „Geriatrische Rehabilitation“ und etwa 486.000 Euro auf den Bereich „Altenpflege“. Nach den Worten von Beger betrug bei der „Geriatrischen Rehabilitation“ das Defizit 2022 rund 432.000 Euro, im Folgejahr etwa 165.000 Euro. Die „Altenpflege habe vor Jahren noch einen Gewinn erwirtschaftet. 2022 belief sich der Verlust in diesem Bereich bei rund 130.000 Euro und 2023 bei etwa 620.000 Euro. Der aktuelle Verlust wird über die Rücklagen finanziert.
Walldürns Bürgermeister Meikel Dörr führte das Defizit des vergangenen Jahres auf mehrere Faktoren zurück. Zum einen könne man wegen fehlender Fachkräfte das Haus nicht komplett belegen. Zum anderen sorge der Neubau für höhere Fixkosten. Außerdem habe man kleinere Wohngruppen geschaffen, die jedoch mit derselben Personalstärke betreut würden.
Lob für einsatzbereites und flexibles Personal
Lothar Beger lobte die Einsatzbereitschaft und Flexibilität des Pflegepersonals im Geriatriezentrum und Krankenhaus. So würden die Mitarbeiter bereichsübergreifend aushelfen und - wenn zu wenig Arbeit vorhanden sei - nicht darauf bestehen, ihre arbeitsvertraglich festgelegte Arbeitszeit abzusitzen.
Außerdem beschloss die Verbandsversammlung, den „Krankenhausverband Hardheim-Walldürn“ zum 1. Oktober in „Verband kommunaler Gesundheitszentren Badisch Franken“ umzubenennen. Dazu ist eine Satzungsänderung nötig. Diese muss durch die Aufsichtsbehörde genehmigt werden. Ist die Namensänderung vollzogen, würden die Einrichtungen der in Gründung befindlichen Genossenschaft und des Verbands einheitlich unter dem Begriff „Gesundheitszentren Badisch Franken“ auftreten. Aus dem „Krankenhaus Hardheim“ würde dann das „Gesundheitszentrum Hardheim“ werden. Dagegen soll das „Geriatriezentrum St. Josef Walldürn“ seinen Namen behalten.
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