Hardheim. „Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.“ Was schon der griechische Philosoph Aristoteles wusste, ist am Hardheimer Krankenhaus Programm: Seit Jahren arbeitet die Verwaltung an Ideen und Konzepten, um das Haus in Zeiten des steten Wandels im Gesundheitswesen möglichst zukunftssicher zu machen.
Wohin sich das Krankenhaus entwickeln könnte – nämlich hin zu einem multifunktionalen Gesundheitszentrum, in dem stationäre und ambulante Angebote zum Wohl der Bevölkerung auf ideale Weise verzahnt sind –, das erläuterte Verwaltungsleiter Lothar Beger dieser Tage beim Freundes- und Förderkreis „Unser Krankenhaus“.
„Wo steht die Krankenhausstrukturreform, und was bedeuten die bislang bekannten Pläne für das Krankenhaus Hardheim?“ Unter dieser Überschrift stellte Verwaltungsleiter Lothar Beger dem Vorstand des Fördervereins die jüngsten Entwicklungen und die vielfältigen Aktivitäten der Verwaltung in diesem Themenbereich vor.
Zunächst ging Beger auf verschiedene Veranstaltungen und Kongresse ein, bei denen regelmäßig die angekündigte Gesundheitsreform im Fokus steht. Er wünschte sich verstärkt noch die Einbeziehung der Erfahrungen der Basis, damit die Reform wirklich eine Veränderung bringen kann, die allen und nicht nur einzelnen Interessensgruppen dient und vor allem nicht an den Bedürfnissen der Menschen vorbei von oben verordnet wird.
Wie auch öffentliche Kundgebungen nach dem Motto „Alarmstufe Rot“ in den letzten Tagen gezeigt habe, ist dies umso wichtiger, da derzeit alle Krankenhäuser große Probleme hätten: Massiven Lohnsteigerungen und extremen Mehrkosten bei der Energie stünden gleichbleibende Einnahmen gegenüber. „Deshalb ist es wichtig, dass schnell höhere Budgetsätze gezahlt werden“, unterstrich der Verwaltungsleiter.
Der Stand der Reform
Aus dem im Juli vorgestellten Eckpunktepapier zur Krankenhausstrukturreform würde nun ein Redaktionsteam einen Gesetzesentwurf erarbeiten, der – Stand jetzt – zum 1. Januar 2024 in Kraft treten soll.
Die wichtigsten Eckpunkte laut Beger: Die Krankenhausplanung bleibt bleibt weiterhin Ländersache; ,Behandlungsfälle wie Knie- oder Hüft-OP werden künftig in Leistungsgruppen zusammengefasst; ab 2026 soll eine Vorhaltefinanzierung umgesetzt werden, die besonders kleineren Häusern auf dem Land zugute kommen soll. Eine weitere Botschaft: Trotz der starken Inflation sind keine zusätzlichen Mittel vorgesehen, was in der Branche deutlich kritisiert wird: „Der Bund nimmt dadurch die Schließungen von Krankenhäusern in Kauf.“
Noch sei unklar, für welche Leistungsgruppen das Hardheimer Krankenhaus in Frage komme. „Ich gehe aber davon aus, dass wir weiterhin unsere wichtigsten Operationen durchführen dürfen.“
Die bestehenden Fachrichtungen Innere, Chirurgie und Gynäkologie sollten auf jeden Fall erhalten werden. Wahrscheinlich werde Hardheim als „Level 1i“-Haus eingruppiert, laut Definition als „sektorenübergreifender Versorger“ ein „bettenführendes Primärversorgungszentrum“, das stationäre Leistungen der interdisziplinären Grundversorgung wohnortnah mit ambulanten fach- und hausärztlichen Leistungen verbindet und sich durch eine enge Zusammenarbeit mit weiteren Berufsgruppen im Bereich der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung auszeichnet.
Was sich sehr theoretisch anhört, überführte Lothar Beger anschließend in die Praxis. Dabei wurde schnell deutlich, dass es vielversprechende Überschneidungen zwischen den Reformplänen des Bundes und den Ideen der Krankenhausverwaltung zur zukunftssicheren Neuausrichtung des Hauses gibt. So tauchen in dem Konzept auch belegärztliche Leistungen auf, wie sie in Hardheim seit Jahrzehnten Usus sind. Die Verzahnung von ambulant und stationär biete ebenfalls gute Möglichkeiten für das Haus, ebenso die Option, Kurzzeit- und Übergangspflege anzubieten.
Deshalb würden die Verantwortlichen die Ideen gerne zeit- und praxisnah erproben und die strategischen Planungsbehörden und Kostenträger mit Praxiserfahrungen im Reformprozess unterstützen. „Wir werden dazu noch weitere Gespräche mit allen führen, die hierzu ihre Zustimmung geben müssten“, verdeutlichte Beger. Falls dieses Ziel erreicht wird, habe das Hardheimer Krankenhaus die Möglichkeit, als eine Art Pilotkrankenhaus voranzugehen und die Reform sogar aktiv mitzugestalten.
Spektrum soll erweitert werden
„Unser Ziel ist es, das Spektrum am Haus zu erweitern“, unterstrich Lothar Beger und zerstreute damit die Bedenken, die Reform könne zu massiven Einschnitten am Krankenhaus führen. Schon lange vor Lauterbachs Reformplänen habe man in der Verwaltung begonnen, Ideen für die künftige Ausrichtung zu entwerfen. Im Mittelpunkt stehe dabei eine Frage: „Was braucht die Bevölkerung vor Ort?“ Eine gute Grundversorgung und mehr Fachärzte, so lauten zwei der möglichen Antworten. Gleichzeitig müsse jedem klar sein, dass „wir in Hardheim nicht alles abdecken können“: So müssten Herzinfarkt- oder Schlaganfallpatienten an größere Kliniken verlegt werden, da es dort die benötigten Fachärzte und Infrastruktur gebe.
Der Verwaltungsleiter nannte konkrete Themenbereiche, in denen bereits an der Verwirklichung gearbeitet werde. So würden bereits Gespräche mit Medizinern im Verbandsgebiet geführt, die das Krankenhaus für eine erweiterte ambulante Versorgung nutzen könnten.
„Bis Jahresende soll das Konzept für die Neuausrichtung stehen“, teilte Lothar Beger mit. Weiterhin schwierig gestalte sich dagegen die Suche nach weiteren Fachärzten für die internistische und die chirurgische Praxis.
Vonseiten des Fördervereins gab es am Ende viel Lob für Begers Ausführungen und das Ziel, die anstehenden Veränderungen aktiv und mit vielen guten Ideen mitzugestalten.
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