Hardheim. Gut besucht war am Dienstag das Referat des am Hardheimer Krankenhaus praktizierenden Orthopäden Arne Bieling. Er setzte die Vortragsreihe des Freundes- und Förderkreises „Unser Krankenhaus“ mit seiner kompetenten Expertise zum Thema „Osteoporose – Erkennen, Behandeln, Vorbeugen“ fort.
In seiner Begrüßung wies Fritz-Peter Schwarz als Vorsitzender des Freundes- und Förderkreises auf die Petition „Stoppt das Krankenhaussterben im Ländlichen Raum“ hin, die auch Bieling vor Beginn seiner Ausführungen anschnitt.
Bieling eröffnete mit der an Frauen ab 50 Jahren gerichteten Empfehlung, die Knochendichte alle fünf Jahre messen zu lassen – schließlich zählen 46,4 Prozent der Frauen zur tendenziellen Osteoporose-Risikogruppe.
Die Osteoporose selbst verstehe sich als Stoffwechselerkrankung, bei der das Knochengewebe sukzessive abgebaut wird, was etwa ein leichteres Entstehen von Knochenbrüchen oder einen Rundrücken („Witwenbuckel“) auslösen kann. „Das Heimtückische ist das Fehlen jeglicher Symptome“, ließ Bieling wissen und zeigte auf, dass Osteoporose durchaus auch die Folge von Nierenerkrankungen oder Diabetes, Mangel an Sonnenlicht, Stoffwechselerkrankungen im Bereich der Schilddrüse oder längerfristiger Medikamentenbehandlung mit Kortison sein könne.
Ebenso aus Auslöser verbreitet sind Störungen im Auf- und Abbau der Knochensubstanz, „wobei ein osteoporoser, gebrochener Knochen nicht langsamer heilt als ein gesunder Knochen“, so der Referent.
Auf Osteoporose zurückzuführende Brüche werden meist im Bereich rund um das Hüftgelenk, rund um den Oberarmkopf oder nahe des Handgelenks verzeichnet.
Die Liste möglicher Begleiterscheinungen ist länger: „Hier kann von Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und chronischen Schmerzen bis hin zu fehlender Lust an Bewegung und dem daraus resultierenden Verlust der eigenen Beweglichkeit alles ausgemacht werden“, betonte Bieling und zeigte den über den „Witwenbuckel“ nach vorn verlagerten Schwerpunkt des Körpers auf. „Das erhöht die Sturzgefahr und das Risiko für Frakturen noch weiter“, schilderte er.
Auf der Schliche käme man der Krankheit über die Bewegungs- und Medikamentenanamnese sowie die DXA-Knochendichtemessung.
Steht die Diagnose „Osteoporose“ erst einmal im Raum, könne der Patient über Bewegung, den Aufenthalt an der frischen Luft oder auch im normalen Maß Solariumbesuche sowie häufiges Trinken und gute, calciumreiche Ernährung mit vielen Milchprodukten einiges steuern; eine medikamentöse Therapie mit Kortison sei „gerade durch die mit längerer Kortisonbehandlung auftretenden Probleme immer streng zu hinterfragen“.
Führe kein Weg an ihr vorbei, möge man nach zwei Jahren kurz pausieren, um das Risiko möglicher Oberschenkelbrüche durch die Veränderung der Knochenstruktur zu unterbinden.
Generell sei die Osteoporose nicht heilbar, könne aber in ihrem Fortschreiten deutlich verlangsamt werden. Als wichtigen Faktor bezeichnete Bieling auch die jährliche Messung der Knochendichte. Abschließend verwies er auf osteoporosebedingte Brüche der Wirbelsäule, die jedoch oft nicht erkannt werden: „Bei starkem Schmerzbild wird häufig keine Ursache lokalisiert oder ein Bruch kategorisch ausgeschlossen“, erklärte er und zeigte auf, dass eine nicht erkannte Rückenfraktur zu einem langsameren Gangbild und erhöhtem Sturz- und Bruchrisiko führe.
Dem wirke man mit einem flexiblen Mieder, aber auch Physiotherapie konservativ entgegen; die Möglichkeit operativer Behandlungen („Ballonkyphoplastie“) durch Einführen von Knochenzement zeigte Bieling anhand eines Videos auf.
Der informative Abend wurde durch eine Fragerunde abgerundet.
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