Hardheim. „Dieses tolle Bild ist ein wichtiges Stück Ortsgeschichte!“: Bürgermeister Stefan Grimm freute sich wie auch Jutta Biller und Brigitte Scheuermann vom Museumsverein Erfatal sehr über jene Spende, die Ali Akgül ihnen am Donnerstag im Foyer des Rathauses überreichte.
Im Keller seines 2009 gekauften Anwesens hatte er ein Ölgemälde gefunden, das der vielen älteren Hardheimern noch persönlich bekannte Walter Koupil (1915-2001) vermutlich in den 1950er-Jahren gemalt hatte. An Koupils Schaffen hatte in der jüngeren Vergangenheit die Ausstellung „Drei Künstler - drei Wirklichkeiten“ erinnert, die der Museumsverein im Herbst 2015 präsentierte.
An den geschichtlichen Hintergrund erinnerte Hans Sieber, über dessen Verbindungen die Spende zustande gekommen war. Von der Iglauer Sprachinsel im Mährischen stammend, war Walter Koupil über Brünn/Brno als Heimatvertriebener nach Hardheim gekommen. Nachdem er zusammen mit Frau Anni und Tochter Gudrun zunächst in der Badischen Landsiedlung gewohnt hatte, bezog die Familie ein Eigenheim in der Roten Au.
„Walter Koupil war künstlerisch sehr begabt und als Streicher eine wichtige Stütze des kleinen Orchesters, das der ehemalige Realschullehrer und spätere Kreisschulrat Josef Münster in den 1950er Jahren geleitet hat. Als Ministrant bis 1962 war ich immer wieder begeistert, wenn Kirchenchor und Orchester (Streicher und Pauker) die Hochämter mit dem Kirchenchor musikalisch mitgestalteten“, zeigte Sieber auf und erinnerte an die Hauskonzerte zusammen mit dem unvergessen Franz Vogel (1925-2021).
In späteren Lebensjahren edierte Koupil eine Chronik über das Kloster Seligental; im Januar 2001 starb er. „Die vorliegende Ansicht des Hardheimer Schlosses muss Ende der 1950er-Jahre entstanden sein. Darauf lassen die Mansarde und die alten Fenster schließen“, erläuterte Sieber. Fund und Übergabe bezeichnete er als „äußerst glückliche Fügung“. Damit einher ging der Appell, bei Haushaltsauflösungen Zeugnisse der Vergangenheit nicht achtlos zu entsorgen – bei dem scheinbaren „Kram“ handele es sich immer wieder um heimatgeschichtlich bedeutsame Kleinode. „Es gibt schon jetzt immer weniger Zeitzeugen, die Walter Koupil noch persönlich kannten“, gab er zu bedenken.
Der seit 1992 in Hardheim lebende Ali Akgül bemerkte, das Bild eher zufällig im Keller seines Hauses gefunden zu haben. „Dort schlummerte es über zehn Jahre, bis sich Kontakte zu Hans Sieber ergaben“, erklärte er. Es sei auch sein persönlicher Wunsch gewesen, das Bild Museumsverein und Gemeinde zur Verfügung zu stellen. „Hardheim ist auch meine Heimat, die mir wichtig ist – das gehört einfach zusammen“, betonte Akgül.
Bürgermeister Stefan Grimm zeigte sich „hocherfreut“ über den Fund.
„Es ist spannend, wie sich das Ortsbild, aber auch das Schloss über die Jahrzehnte verändert haben - genauso interessant ist auch die Frage, wie es früher zugegangen ist“, stellte er fest. In diesem Atemzug regte er an, künstlerische Exponate dieser und ähnlicher Art nicht nur im Erfatal-Museum, sondern auch an öffentlich zugänglichen Orten wie dem Rathaus oder der Schulaula zu zeigen. „So könnten wir eine ganz neue Zielgruppe erschließen, für die Museen kein Thema sind – und wir könnten auch diesen die Vergangenheit greifbar machen.“
Worte des Dankes kamen auch von Jutta Biller und Brigitte Scheuermann. Sie lobten neben der großzügigen Geste Ali Akgüls auch die ansprechende Gestaltung des Bilds. Abrundend stellte Helmut Berberich (Arbeitskreis Denkmalpflege) die neue „Denkmalbroschüre“ vor und schenkte Bürgermeister Grimm ein Exemplar.
Die Schrift fungiert als offizielle Arbeitsgrundlage des Arbeitskreises Denkmalpflege. Gleichwohl entbot Berberich die Grüße von Koupils Tochter Gudrun Bikstermann, die in Norddeutschland lebt: „Sie freut sich mit uns“, bemerkte er. ad
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