Carl-Schurz-Kaserne - So langsam kehrt wieder Leben ein / Tag von historischer Tragweite / Vorstellung des neuen 6. Panzerbataillons 363 / Brigadegeneral vor Ort

Der erste „Leopard 2“ traf in Hardheim ein

Von 
Ingrid Eirich-Schaab
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In der Carl-Schurz-Kaserne kehrt so langsam wieder Leben ein. Am Dienstag um 9.59 Uhr traf der erste Leopard-2-Kampfpanzer ein, von denen künftig 44 in Hardheim stationiert sein werden.

Hardheim. Hohen Besuch hatte am Dienstag die Carl-Schurz-Kaserne in Hardheim: Zum einen waren Brigadegeneral Gunnar Brügner, der Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“ mit Sitz in Frankenberg, dem das 6. Panzerbataillon 363 direkt unterstellt sein wird, und Oberstleutnant Stephan Voges, der Pressesprecher der 10. Panzerdivision in Veitshöchheim, vor Ort, zum anderen ein Oberst, der als Reservist den stellvertretenden Kommandeur des Kommando Spezialkräfte KSK mit Sitz in Calw vertrat.

Seit 2017 ist eine Untereinheit desselben, die Stabs- und Führungsunterstützungskompanie SOCC (Special Operation Component Command) in Hardheim beheimatet. Die Soldaten dieser Kompanie veranstalteten zusammen mit der Panzergrenadierbrigade einen Berufsinformationstag. Dabei wurde Schülern der Region die Möglichkeit gegeben, sich mit den Soldaten zu unterhalten und sich über die Möglichkeiten einer militärischen, aber auch zivilen Ausbildung zu informieren. Zusätzlich präsentierten sich das Logistikbataillon 461 aus Walldürn und das Logistikbataillon 467 aus Volkach mit einer Fahrzeugschau. Ein Fallschirmsprung wurde demonstriert.

Wieder Panzer im Erftal

Die Fränkischen Nachrichten nahmen die Veranstaltung zum Anlass, sich im Gespräch sowohl mit den Vertretern der Panzergrenadierbrigade 37 als auch des KSK/SOCC über die aktuelle Situation am Standort Hardheim zu informieren.

Nach vielen Jahren der Ruhe gibt es in der Erftalgemeinde wieder Panzer. „Das bedeutet uns viel“, strahlte Brigadegeneral Brügner. „Der heutige Tag mit dem ersten Kampfpanzer ist ein erster Vorgeschmack auf die zukünftige Stationierung des Panzerbataillons 363 in Hardheim, auch wenn der genannte Leopard 2 nicht in der Carl-Schurz-Kaserne bleiben wird. Es war ein kleiner Vorgeschmack auf das, was kommen wird“, so der General.

Im Frühjahr 2019 sei er zum ersten Mal in Hardheim gewesen, um die Kaserne zu erkunden, schilderte Brügner. Mit dabei waren damals alle Verantwortliche aus sämtlichen beteiligten Bereichen. „In einer Abstimmung mit SOCC sei danach ein Nutzungskonzept erarbeitet worden, „sehr gut vorbereitet durch SOCC-Kompaniechefin Major Carolin Bongartz und ihr Team.“

„Über viele Jahre lang haben wir erlebt, dass die Bundeswehr schrumpft“, so Brügner. „Und jetzt stellen wir ein neues Bataillon auf“, konstatierte er mit sichtlicher Freude.“ Das ist etwas Besonderes und für mich eine große Ehre, dass meine Brigade das machen darf. Es macht sicher viel Arbeit.“

Aufstellung ab 1. Oktober

Offiziell beginne die Aufstellung des 6. Panzerbataillons der Bundeswehr am 1. Oktober diesen Jahres. Im September werden bereits die ersten Soldaten der neuen Einheit eintreffen. Begonnen werde mit dem Aufbau des Stabs und der ersten Stabskompanie im bestehenden Stabsgebäude.

Voraussichtlich in aller Öffentlichkeit sei im Frühjahr 2020 ein Aufstellungsappell geplant. „Erste Absprachen mit der Gemeinde sind getroffen“, informierte Brügner. Der Ausbildungsbetrieb am Kampfpanzer erfolge ab Herbst 2020, so der Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 37, dem das neue Bataillon direkt unterstellt sein wird.

Der erste Kommandeur kommt zum 1. April 2020. Wer das ist? Das weiß bisher nur General Brügner. Und der lacht: „Näheres wird im Oktober bekannt.“ So viel konnte er aber schon verraten: „Der neue Kommandeur kennt den Standort, die Region und die Menschen hier. Denn er war einmal Kompaniechef in Külsheim.“ Und wie der Zufall so will – sein damaliges und sein neues Bataillon tragen den gleichen Namen. „Die Traditionslinie 363 wird fortgesetzt, die Panzerleute bleiben in der Region“: Das neu in aufzustellende 6. Panzerbataillon 363 wurde in Verbundenheit zur Region nach dem gleichnamigen, aufgelösten Panzerbataillon in Külsheim benannt (die FN berichteten).

Kommandeur kommt zum 1. April

Ein Bataillonswappen gibt es noch nicht. „Das soll der neue Kommandeur mit seinen Leuten entscheiden“, so Brügner. Was es dagegen gebe – und das sei zu einem so frühen Zeitpunkt sehr erfreulich – sei ein Angebot für eine Patenschaft. Und zwar durch den Neckar-Odenwald-Kreis. Landrat Dr. Achim Brötel hatte am 6. Dezember 2018 in Munster, als die damalige Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen die Standortentscheidung bekannt gab, spontan diesen Schritt angekündigt.

Der Brigadegeneral aus Frankenberg war begeistert: „Ich finde das ganz toll. Das zeigt, wie bundeswehrfreundlich die Region ist.“ Und die Kommunalpolitiker vor Ort haben sich nicht nur in der Zeit der Konversion engagiert für die Liegenschaften der Bundeswehr in Hardheim eingesetzt, sie tun das auch weiterhin. Hardheims Bürgermeister Volker Rohm und Landrat Dr. Achim Brötel werden zum Standort Bad Frankenhausen im thüringischen Kyffhäuserkreis zum Panzerbataillon 393 fahren, das eine seiner Kompanien nach Hardheim verlegen wird, um dort Hardheim und dessen Umland vorzustellen und für den neuen Standort im Erftal zu werben.

Glücksfall

Brigadegeneral Brügner sprach von einem „Glücksfall für die Bundeswehr“. Hardheim sei für das 6. Panzerbataillon der ideale Standort, der viele Möglichkeiten biete – alt, aber infrastrukturell sehr gut ausgestattet, enorm groß und hervorragend geeignet für Panzer. Optimal sei die unmittelbare Nähe zu dem wahrscheinlich größten deutschen Standortübungsplatz mit seinen 680 Hektar Fläche und einer sanierten, modernst eingerichteten Standortschießanlage.

Hinzu komme die große Akzeptanz der Bundeswehr bei der Bevölkerung in der Region. „Wir spüren, dass wir hier willkommen sind“, so der General.

„Die Voraussetzungen, hier eine gute Ausbildung für Panzereinheiten zu machen, sind hervorragend“, schwärmte Brügner. „Man kann hier viele Ausbildungsabschnitte absolvieren, ohne weit fahren zu müssen“, ergänzte Presseoffizier Voges.

20 Millionen werden investiert

Und wie sieht es mit den Gebäuden und der Infrastruktur innerhalb der Carl-Schurz-Kaserne aus? Diese ist in den letzten beiden Jahrzehnten für über 16 Millionen Euro saniert worden. Aber es sollen dort laut Ankündigung der ehemaligen Verteidigungsministerin weitere 20 Millionen Euro investiert werden.

Der Belegungsplan für die Gebäude in der Carl-Schurz-Kaserne ist erstellt, die Kompanieblöcke stehen fest, die Tore an den Hallen für die Kampfpanzer werden gerade erneuert. Natürlich ist an den Gebäuden nicht mehr viel gemacht worden, nachdem 2011 bekanntgeworden war, dass die Kaserne 2016 geschlossen werde. Man begnügte sich fortan mit dem Abschluss laufender Maßnahmen. Deshalb müssen jetzt beispielsweise die Schleppdächer für die Unterstellung der neuen Kampfpanzer ertüchtigt werden.

Die Unterkünfte können zwar vorerst genutzt werden, aber auf lange Sicht führt die Bundeswehr bekanntlich einen neuen Unterbringungsstandard ein, demzufolge es als langfristiges Projekt Einzelunterkünfte mit Bad geben soll.

Die Wohnblöcke, in denen die Flüchtlinge untergebracht waren, seien soweit saniert, hieß es in dem Pressegespräch, und in einem guten baulichen Zustand, so dass sie im Herbst übergeben werden können. „Küche, Wirtschaftsgebäude und die Sporthalle sind für Bundeswehrverhältnisse fast neu.“

Und für was werden dann die 20 Millionen Euro benötigt, wollten wir wissen? Major Carolin Bongartz, SOCC-Kompaniechefin, verwies auf Anpassungen an den neuesten Stand der Technik. Mittel- und langfristig würden weitere Gebäude erforderlich. Im Bereich der Waffensicherung seien Neuerungen zu berücksichtigen. Vorübergehend habe man Zwischenlösungen gefunden, von denen beide Verbände profitieren.

Das neue Panzerbataillon 363 in Hardheim besteht aus einem ...

Das neue Panzerbataillon 363 in Hardheim besteht aus einem Stab, einer Versorgungs- und Unterstützungskompanie sowie drei Kampfkompanien. Letztere werden mit 44 Kampfpanzern Leo pard 2 ausgerüstet: 14 je Kompanie und zwei für die Kommandeure.

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