Hardheim. Vor 150 Jahren kamen die ersten Schwestern vom Göttlichen Herzen Jesu in Gegenbach nach Hardheim, um die Krankenpflege im Hardheimer Spital zu übernehmen, das von 1856 bis zum Neubau des alten Gebäudes des heutigen Krankenhauses 1899 im Marstallgebäude aus dem Jahr 1550 untergebracht war.
Um die optimale Versorgung der Patienten zu gewährleisten, hat sich der Gemeinderat von Hardheim 1870 zur Übernahme der Krankenpflege um die barmherzigen Schwestern bemüht. Seine erste Anfrage richtete sich an das Ordenshaus zu Niederbronn. Die Anstellung von Niederbronner Schwestern kam aber nicht zustande – wegen des ablehnenden Bescheides des seinerzeitigen Ministeriums des Innern.
Gründung eines Mutterhauses
Nach diesem ablehnenden Bescheid wandte sich der Gemeinderat von Hardheim an Hochwürdigen Herrn Pfarrer Berger in Prinzbach als Vertreter der Anstalt der barmherzigen Schwestern in Trettenhof bei Seelbach. Als durch die Volksmissionen Anfang der 1860er Jahre das religiöse Leben neu aufblühte, fühlten sich viele Jungfrauen zum Ordensstand berufen, hatten aber hierzu in Baden nur wenig Gelegenheit. Außerdem zeigte sich das große Elend, das bei vielen Kranken zu finden war und welchem abgeholfen werden sollte. Da lag der Gedanke nahe, den Jungfrauen, die den Ordensberuf in sich fühlten und deshalb ins Ausland gehen mussten, Gelegenheit zu geben durch die Gründung eines Mutterhauses in Baden.
Unter der Schirmherrschaft des Hochwürdigen Herrn Pfarrer Berger schlossen sich deshalb am 2. Juli 1866, am Fest Mariä Heimsuchung, auf dem Lenzlishof in Seelbach Jungfrauen zu einer religiösen Gemeinschaft zusammen mit dem Zweck der eigenen Vervollkommnung und zur Ausübung der Nächstenliebe durch Krankenpflege und Pflege der Kinder und Armen.
An diesem Tage begann die Geschichte der Kongregation der Franziskanerinnen vom Göttlichen Herzen Jesu in Gengenbach. Seit der Gründung dieser Gemeinschaft entsandte diese ausgebildeten Krankenschwestern zunächst nach Todnau, Forbach und Zell im Wiesental. Die mit Pfarrer Berger geführten Verhandlungen hatten Erfolg. In einem Vertag vom 30. August 1873 wurde vereinbart, dass Hardheim als vierte Station Schwestern von dieser Kongregation erhielt.
Am 30. Oktober 1873 kamen zwei Schwestern zur Dienstübernahme nach Hardheim. Es waren dies Schwester Hyazinthe (mit bürgerlichem Namen Maria Anna Weber) und Schwester Gertrud (mit bürgerlichem Namen Emilie Spinner).
Während des Badischen Kulturkampfs wurde die Schwesterngemeinschaft aufgelöst und am 31. Juli 1876 erfolgte die endgültige Ausweisung. Nach zehnjährigem Bestehen mussten die 59 Mitglieder auf dem Trettenhof der äußeren Gewalt weichen. Dennoch fanden sich die bis dahin auf elf Stationen eingesetzten Schwestern gelegentlich zusammen, um neue Kraft zu schöpfen und das Band der Einheit zu pflegen.
Nach Amerika ausgewandert
Eine Anzahl Schwestern wanderte nach Amerika aus, und andere fanden Unterkunft im Spital in Gengenbach, wo die Zukunft, der von Pfarrer Berger gestifteten und vom vinzentinischen und franziskanischen Geist beseelten Gemeinschaft liegen sollte. In Gengenbach wurden während der verbotenen Zeit mehrere Gebäude erworben. 1892 erhielt die Genossenschaft die Staatsgenehmigung und 1894 wurden der Kongregation die Körperschaftsrechte verliehen. Da durch das Verbot der Gemeinschaft während des Kulturkampfs die nach Hardheim entsandten Schwestern in keiner rechtlichen Beziehung mehr zum Mutterhaus standen, hat die Gemeinde Hardheim mit Datum vom 1. Juli 1878 einen eigenen Anstellungsvertrag mit den beiden Schwestern geschlossen.
Unterzeichnet wurde dieser Vertag neben den Schwestern von Bürgermeister Aloys Barth, den Gemeinderäten Franz Gärtner, Joseph Ruppert, Ignaz Henn, Gustav Eirich und Karl Hollerbach, außerdem vom Ortsgeistlichen Pfarrer Jakob Albert Prailes und dem Arzt Dr. Rudolph Hohmann. Am 3. November 1873 wurde in einem Raum hinter dem neu errichteten Pfarrhaus eine Kleinkindbewahranstalt eröffnet, die Schwester Gertrud übernahm.
Ab 1. Dezember 1884 übernahm Schwester Euphrasia (mit bürgerlichem Namen Maria Anna Braun aus Paffenbach) den Dienst einer Ortskrankenschwester im ambulanten Bereich. Sie hatte die Verpflichtung die armen Kranken in ihren Privatwohnungen zu verpflegen. Ein Entgelt durfte hierfür nicht angenommen werden. Diese ambulante Krankenpflege durch eine Ortskrankenschwester wurde ununterbrochen bis Anfang der 1990er Jahre fortgesetzt.
Dienst in der Krankenpflege
Bis zum Jahr 1900 waren es insgesamt 16 Schwestern geworden, die ihren Dienst in Hardheim ausübten. Die größte Zahl verrichtete ihren Dienst in der Krankenpflege im Krankenhaus (im ehemaligen Spital im Marstallgebäude). In der Kleinkindbewahranstalt fungierte eine Schwester als Leiterin der Kinderschule. (Fortsetzung folgt)
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