FN-Serie „FitNess“

Auf zwei Rädern vom Asphalt in die Wildnis des Wolfstrails

Redakteurin Stefanie Cabraja geht an ihre Grenzen und fährt als Mountainbike-Neuling durch den Hardheimer Wald. Es sind einige Regeln bei der Trail-Nutzung zu beachten.

Von 
Stefanie Čabraja
Lesedauer: 
Ein leichter Sprung nach einem Hindernis gepaart mit einem angedeuteten „Tabletop“. Ein Trick, bei dem das Mountainbike während des Sprungs so flach wie möglich gelegt wird, während der Körper zentral bleibt. © Stefanie Čabraja

Hardheim. Meine Hände schwitzen an den Griffen meines Fahrradlenkers, als ich mit meinem Freund an der Wolfsgrubenhütte in Hardheim ankomme. Mein Blick bleibt an einem Baum am Waldrand hängen. Das Holzschild mit der Aufschrift „Wolfstrail I“ sowie Pfeile signalisieren mir, dass es gleich los geht. Dahinter lässt sich ein schmaler Weg erkennen. „Augen zu und durch, wird schon gut gehen und du wirst dir nicht wehtun.“ – Das waren meine Gedanken, bevor ich langsam und zögerlich an den Bäumen vorbei rolle.

Herantasten, wie im Kindesalter

Wie ein Kleinkind auf einem Laufrad bewege ich mich, um erstmal abzuchecken, was sich nach der ersten Kurve befindet. „Ganz langsam, du schaffst das“, ruft mir mein Freund zu, der ein leidenschaftlicher Trail-Fahrer ist. Bisher bin ich auf Singletrails gefahren. Das sind Trampelpfade, die etwa 30 bis 60 Zentimeter breit sind und mit dem Mountainbike befahren werden. Schon bei diesen Wegen geht es über Stock und Stein sowie herausragende Baumwurzeln. Der Wolfstrail ist noch extremer. Hier sind Hindernisse und Schanzen eingebaut.

Auf den langweiligen Wegen machen Könner auch gerne mal einen „Manual“. Es sieht mühelos aus. Für die außergewöhnliche Fahrtechnik ist aber viel Übung erforderlich. © Stefanie Cabraja

Etwas angespannt und mit zittrigen Knien wage ich die ersten Hindernisse im ersten Abschnitt des Wolfstrails. „Gar nicht mal so schwer“, denke ich. Ich bleibe immer wieder stehen und fasse neuen Mut bis der Streckenabschnitt auch schon hinter mir liegt. Weiter geht es mit dem Wolfstrail II. Innerlich hoffe ich einfach nur, dass ich so schnell wie möglich unten bin. Kurven, unebener Boden, sehr schmale Pfade so dass mir die Äste der Sträucher bereits gegen die Hände peitschen.

Auch hier bin ich schneller am Ende angekommen als gedacht. „Nur noch der Abschnitt und wir haben den Wolfstrail gepackt“, spricht mir mein Freund weiter positiv zu. Ein paar Meter und ich sehe wie steil es den Berg hinunter geht, noch größere Hindernisse, noch unebenerer Boden. Ich gebe auf. Für den dritten Abschnitt reicht meine Fahrtechnik einfach nicht aus. Ich steige ab und weiche aus, um andere Trail-Fahrer nicht zu behindern.

Absolutes Tabu für gemütliche Radfahrer

Für gemütliche Radfahrer sind Trails, egal ob es ein Singletrail ist oder mit Hindernissen, ein absolutes Tabu. Für Adrenalinjunkies ist es jedoch umgekehrt. Asphaltierte Radwege sind für Abenteuerlustige langweilig. Offroad, das heißt abseits der gewöhnlichen Strecken und mitten durchs Gelände, ist für sie Nervenkitzel pur. Dazu gehört jedoch die richtige Ausrüstung: angefangen mit dem Rad. Zum Trail fahren benötigt man ein Mountainbike. Aber auch dabei gibt es Unterschiede, zum Beispiel bei der Federung. Es gibt ein „Hardtail“, welches einen harten hinteren Teil mit einem gefederten Vorderrad hat und ein „Fully“, das voll gefedert ist und damit eine Vorderradfederung sowie einen Hinterbaudämpfer hat.

Wolfstrail I und II kosten mich viel Mut und ich komme an meine Grenzen. Bei dem Abschnitt Wolfstrail III war mein Können jedoch ausgereizt. © Johannes Farrenkopf

Was nach verlorener Kontrolle und einfach durchs Gelände brettern aussieht, zählt in Wahrheit zu Sportarten. „Enduro“ oder „Downhill“ sind zwei Disziplinen im Mountainbike-Sport. Hier werden unter anderem Rennen veranstaltet. An sich ähneln sich die beiden Disziplinen, indem die Strecken herausfordernd und mit dem Mountainbike zu befahren sind. Der größte Unterschied liegt darin, dass es beim „Downhill“ (Anm. d. Red., Englisch für „Abfahrt“) darum geht, so schnell wie möglich bergab zu fahren. Das macht sich unter anderem an der Sattelstellung bemerkbar, denn dieser ist so tief wie möglich, um das Rad wendiger zu halten. Ein Rennen erstreckt sich lediglich über die Abfahrt. Beim „Enduro“ (Anm. d. Red. Englisch „endurance“ für Ausdauer) spielen Abfahrten und Anstiege eine Rolle.  Dementsprechend dauert ein solches Rennen länger. Der Sitzwinkel ist steiler, um auch bergauf fahren zu können.

Ein gefährlicher Sport erfordert die richtige Technik

Zusammengefasst sind „Downhill“ und „Enduro“ Sportarten für Extremsportler und Adrenalinjunkies, welche auch gefährlich sind. Deshalb kommt es auch auf die richtige Fahrtechnik an. Ein Beispiel ist die Armstellung: Auf keinen Fall sollten die Ellbogen durchgedrückt sein. Bei Sprüngen kann man den Aufprall sonst nicht abstützen und riskiert eine Verletzung. Ein weiteres Beispiel: Gerade bei Sprüngen muss der Körper zentral auf dem Rad sein, sonst verliert man die Kontrolle darüber und fällt hin.

Die Einfahrt zum Wolfstrail I ist zwischen Bäumen und Sträuchern an der Wolfsgrubenhütte versteckt. © Stefanie Čabraja

Im Neckar-Odenwald-Kreis sowie im Main-Tauber-Kreis gibt es seit mehreren Jahren Strecken im Wald, die öffentlich und damit auch für Hobbyfahrer zugänglich sind. Wem die gemütlichen Radwege also zu langweilig sind, kann die Trails in der Region, unter anderem in Hardheim, Mosbach und Külsheim unsicher machen.

Ein gefährliches Hobby

Dass die Strecken gefährlich sind, impliziert auch eine hohe Verletzungs- und Unfallgefahr. „Wie bei jeder (Extrem-)Sportart müssen sich Mountainbikerinnen und Mountainbiker bewusst sein, dass eine Rettung außerhalb der befestigten Infrastruktur oftmals schlechter, schwerer oder nur zeitaufwendiger möglich ist“, erklärt Aylin Wahl vom Landratsamt Main-Tauber-Kreis.

Strecken in der Region

HA 1 in Hardheim: Wolfstrail I, II und III, Margarethentrail I und II, Weiteres gibt es unter www.mtb-hardheim.de.

Flowtrail in Mosbach: Gelber Uphilltrail, Grüner und Blauer Flowtrail, Roter Enduro Trail. Informationen unter www.tv-radsport.de.

Moutainbike-Strecke in Külsheim: KUE 1 und KUE 2.

Bikepark in Hundheim-Steinbach: Pumptrack. Eindrücke gibt es auf dem Instagram-Kanal „bikepark_hundheimsteinbach“.

Werbach: Kleiner Bikepark.

Die Strecken sind weitestgehend über die Apps Komoot oder Outdooractive zu finden. Die Apps sind auch zum Routen planen oder Navigieren geeignet. sc

„Es wird empfohlen beim Notruf mittels der App W3W den Standort mit einer Drei-Wort-Adresse zu ermitteln“, ergänzt sie. „Es gibt abgestimmte Rettungskonzepte mit der Feuerwehr und der Leitstelle der jeweiligen Kommune auf den öffentlichen Trails“, informiert Ines Braach vom Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis. Um Mountainbiker von illegalen Strecken umzulenken, sei der Ausbau des Mountainbike-Streckennetzes ein langfristiges Ziel des Naturparks Neckartal-Odenwald, erklärt Braach.

Die Mountainbike-Starttafeln des Naturpark geben außerdem Richtlinien für die Trail-Nutzer an. Es besteht Helmpflicht, Rückenprotektoren, Handschuhe und Gelenkschoner seien empfehlenswert. Außerdem können Fußgänger die Pfade kreuzen. Dementsprechend müssen Mountainbiker Rücksicht nehmen. Am wichtigsten sei jedoch, dass die Fahrer auf den Wegen bleiben und keine eigenen Strecken erkunden.

Es gelte auch auf die Umgebung und Umwelt zu achten. So solle das Nachtfahrverbot eingehalten sowie Sperrungen und Schutzmaßnahmen ernst genommen werden, erklärt Braach.

Redaktion Im Einsatz für die Redaktion Buchen

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten

VG WORT Zählmarke