Handwerkskammer Rhein-Neckar-Odenwald

„Alle Chancen stehen offen bei der Wirtschaftsmacht von nebenan“

104 Junggesellen wurden in der Erftalhalle in Hardheim freigesprochen. Herausforderungen durch Demografie und Klimawandel

Von 
Claus Kaiser
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Bei der Gesellenfreisprechungsfeier der Kreishandwerkerschaft Neckar-Odenwald in der Erftalhalle Hardheim erhielten 104 junge Fachkräfte des Handwerks ihre Zeugnisse und Gesellenbriefe. © Claus Kaiser

Mit einer Freisprechungsfeier hat die Kreishandwerkerschaft Neckar-Odenwald die Leistungen von insgesamt 104 ehemaligen Auszubildenden gewürdigt.

Hardheim. Die zentrale Gesellenfreisprechungsfeier ist im Jahreskalender der Handwerker im Neckar-Odenwald-Kreis einer der Höhepunkte. Zu dieser Festveranstaltung der Kreishandwerkerschaft Neckar-Odenwald-Kreis unter dem Motto „Dieser Tag gehört Euch!“ begrüßte Kreishandwerksmeister Jochen Baumgärtner in der Erftalhalle in Hardheim die Junggesellen mit ihren Angehörigen, zahlreiche Gäste sowie Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft, Organisationen, Institutionen, Verbänden, Behörden und Schulen. Durch die Veranstaltung führte Moderator Dr. Alexander Dambach. In kleinen Talkrunden interviewte er Klaus Hofmann, Präsident der Handwerkskammer Rhein-Neckar-Odenwald, Dr. Björn-Christian-Kleih, Erster Landesbeamter des Neckar-Odenwald-Kreises,, den Hardheimer Bürgermeister Stefan Grimm, Oberstudiendirektor Andreas Hoffner von der Gewerbeschule Mosbach sowie Oberstudiendirektor Carlo Götz von der Zentralen Gewerbeschule Buchen. Diese beglückwünschten die frischgebackenen Gesellen zu diesem wichtigen Etappenziel in ihrem Berufsleben.

Rückgrat der Gemeinde

Prüfungsbeste Gesellen

Erster Innungssieger wurde Elektroniker David Löffler (Ausbildungsbetrieb Jochen Leuchs Elektrotechnik, Hardheim). Ausgezeichnet als zweiter Innungssieger wurden Elektroniker Marius Noe (Elektro-Jakob Glanz, Mudau) und als dritter Innungssieger Bäckerin Verena Palm (Bäckerei Linus Schmitt, Limbach) sowie Fleischer David Zegowitz (Metzgerei Horst Engelhard, Grünsfeld).

Die Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald vergab an die Prüfungsbesten Präsente und Urkunden, ebenso wurden vom Versorgungswerk des Handwerks und den Innungen Buch-, Geld- und Sachpreise an folgende Junggesellen überreicht: Zimmerer: Christian Brenner (Ausbildungsbetrieb Frey GmbH, Schwarzach) und Louis Frankenberger (Holzbau Fischer GmbH & Co.); Elektro: David Löffler und Marius Noe (s. o.); Schreiner: Luca Andres (Harald Frey, Hüffenhardt); Bäcker: Verena Palm (s. o.); Fleischer: David Zegowitz (s. o.), Kristian Herweg (Rewe Markt GmbH, Wiesloch) und Andreas Baldukov (Jochen Tischer e. K., Lauda-Königshofen); Friseur: Anne Keim (Anja Geißler, Wertheim); Bau: Jan Deckert und Nicolas Lange (beide BWS Rhein-Neckar GmbH, Heidelberg).

Laut Grimm müsse das Handwerk, welches das Rückgrat seiner Gemeinde sei, mehr in den Fokus gerückt werden. Die Ausbildung biete den jungen Menschen eine Riesen-chance. Der Handwerksberuf sei ein guter Start ins Leben.

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Schulleiter Carlo Götz sagte, die Gesellschaft ändere sich permanent. Man dürfe nicht stehenbleiben. Das Handwerk setze sich intensiv mit den Themen Nachhaltigkeit, Ökologie und Regionalität auseinander. Er betonte auch die Wichtigkeit von Weiterbildung.

Ein Riesenproblem sieht Andreas Hoffner in der Demografie. Als hohe Priorität sieht er es an, die Schulstandorte zu erhalten. Er lobte die gute Zusammenarbeit mit den Kammern, mit denen man gemeinsame Projekte, insbesondere auf dem Feld der Digitalisierung, realisiere. Er bemängelte, dass die Schulen in diesem Bereich von der Politik im Stich gelassen würden.

„Alle Chancen stehen offen bei der Wirtschaftsmacht von nebenan“, merkte Dr. Björn-Christian Kleih an. Das Handwerk prosperiere. Und bei der Berufsorientierung gehe es nicht um die Konkurrenz zwischen Handwerk und Studium. Mit beidem sollte man zufrieden sein. Kleih streifte auch den Glasfaserausbau im Landkreis: „Das Internet muss schnell und reibungslos funktionieren.“

Hofmann plädierte dafür, den ländlichen Raum genauso zu stärken wie die Ballungsräume und machte sich stark für die hiesigen Standorte. Die Folgen des Klimawandels seien eine Herausforderung für das das Handwerk. Beispielsweise mit Renovieren und Sanieren leiste das Handwerk in vielen Gewerken einen bedeuteten Beitrag zur Nachhaltigkeit. Sorgen bereite nach wie vor der Fachkräftemangel. Allein bei den Handwerksberufen seien derzeit 250 000 Stellen in Deutschland unbesetzt.

Nach altem deutschem Handwerksbrauch sprach Jochen Baumgärtner die Gesellen frei und erhob die 104 Lehrlinge in den Gesellenstand. Klaus Hofmann übergab die Urkunden und Kammerpreise für besonders gute Leistungen.

Auf die Prüfungsstatistik der Gesellenprüfung vom Winter und Sommer ging der stellvertretende Kreishandwerksmeister Peter Schlär ein. Unter den 123 teilnehmenden Prüflingen waren 22 weiblich. 104 Lehrlinge haben die Gesellenprüfung bestanden. Die Erfolgsquote lag somit bei rund 85 Prozent.

Mit 32 Teilnehmern waren die Ausbildungsberufe der Bauinnung am stärksten vertreten. An zweiter Stelle standen die Tischler und Fachpraktiker für Holzverarbeitung mit 19 Auszubildenden, dicht gefolgt von den Ausbildungsberufen der Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik mit 18 Auszubildenden sowie den der Maler, Lackierer, Stuckateure und Bau und Metaller, ebenfalls mit jeweils 18 Auszubildenden. Mit sehr guten und guten Leistungen haben 18 Teilnehmer ihre Prüfung abgelegt.

In seinem Schlusswort gratulierte Matthias Müller, stellvertretender Kreishandwerksmeister, den Junggesellen zum ersten Meilenstein ihrer beruflichen Laufbahn. Sie hätten mit Fleiß und Ausdauer ihr Ziel verfolgt und diese wichtige Hürde für ihre berufliche Karriere mit Bravour genommen.

Leidenschaft das beste Werkzeug

Er ermunterte dazu, die beruflichen Herausforderungen mit Lust anzugehen. „Entwickeln Sie dazu ihre Visionen und Wünsche, die Sie sich selbst erfüllen können, und formulieren Sie Erwartungen, denen Sie selbst genügen, statt die Erwartungen von anderen zu erfüllen.“ Müller wünschte den Gesellen viel Leidenschaft bei all ihren beruflichen und privaten Aktivitäten, denn Leidenschaft sei das beste Werkzeug.

Für die musikalische Umrahmung der Feier sorgte „Teachers Club“ unter Leitung von Josef Backi

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