Erinnerung an den Weltraumpionier Walter Hohmann - Freude über das neue Hardheimer Wahrzeichen / Denkmal für den Wegbereiter der modernen Raumfahrt

Wiedererrichtung der Rakete wurde gefeiert

Von 
Ingrid Eirich-Schaab
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In einer Feier zur Wiedererrichtung der "Rakete" in Hardheim wurde den an der Realisierung des Projektes Beteiligten gedankt.

© Eirich-Schaab

Hardheim. Nun hat Hardheim wieder sein Wahrzeichen, eine neue "Rakete". Weithin sichtbar reckt sich das 12,40 Meter hohe Modell der Ariane V von der Walter-Hohmann-Anhöhe gen Himmel und erinnert an deren bedeutenden Namensgeber, den größten Heimatsohn der Erftalgemeinde. Im März ist sie dort nach mehrjähriger Vorbereitungszeit sanft "eingeflogen" und glücklich "gelandet". Am Freitagnachmittag wurde in einer Feier zur Wiedererrichtung im kleinen Kreis geladener Gäste den an der Realisierung des Projektes Beteiligten gedankt.

"Eine herausragende Persönlichkeit der Weltraumfahrt erhielt damit ein würdiges Denkmal", freute sich Thomas Götz, Geschäftsführer der Ochsenfurter Maschinenbaufirma Kinkele, die die Rakete im Zusammenwirken mit EADS Astrium in Lampoldshausen und den Hardheimer Firmen Eirich und Leiblein gefertigt hat.

Eröffnet wurde die Feierstunde im stilvoll dekorierten Festzelt am Fuße des Hockenberges dem Anlass entsprechend mit festlichen Trompetenklängen, dargeboten von einer Bläsergruppe der Musikschule Hardheim. In der illustren Gästeschar hieß Bürgermeister Heribert Fouquet neben den Vertretern aus Politik und Wirtschaft, Kommunalverwaltung und Bauhof insbesondere Projektleiterin Napp und ihre Nachfolgerin Weckbach sowie die Hardheimer "Raketenbeauftragten" Lothar Beger und Anette Mayerhöfer willkommen.

Aus Berlin war eigens zu der Feier Hohmanns Enkel Dr. Volker Hohmann angereist und aus Essen Ansgar Korte, der seit fast vier Jahrzehnten für die dortige Walter-Hohmann-Sternwarte den Kontakt mit der Erftalgemeinde pflegt.

Seinerzeit nicht die einzige Rakete

"Die Eroberung des Weltalls ist ein Wunschtraum, den auch Walter Hohmann Anfang des letzten Jahrhunderts geträumt hat und der zumindest teilweise dank seiner Berechnungen seit den 1960er Jahren Wirklichkeit geworden ist", unterstrich Bürgermeister Heribert Fouquet die Bedeutung des aus Hardheim stammenden Wegbereiters der modernen Raumfahrt und damit letztlich auch des Denkmals.

Der Verwaltungschef blickte in seiner Festansprache zurück auf die Vorgeschichte. Er erinnerte an die Raumfahrtbegeisterung nach der ersten Mondlandung, sprach die Kontakte zum Kuratorium "Der Mensch und der Weltraum", zu Hermann Oberth und zum Deutschen Museum an. Diesem verdankte Hardheim seine erste, aber seinerzeit durchaus nicht einzige "Rakete": Im Gegensatz zu den damals ebenfalls im Erftal stationierten Nike-Raketen der Amerikaner sei das Modell allerdings ein Sinnbild und Symbol für die friedliche Erforschung des Weltalls, merkte Fouquet an.

"Plötzlich fehlte etwas"

"Allerdings war dieses eigentlich nie dafür gedacht gewesen und präpariert, um im Freien der Witterung ausgesetzt zu sein." So kam es, dass die Europa-I-Rakete 2003 nicht mehr instand gesetzt werden konnte und verschrottet werden musste.

Im weiteren Verlauf seiner Rede skizzierte Fouquet die Bemühungen um adäquaten Ersatz (die FN berichteten): "Denn es fehlte etwas, es fehlte plötzlich das Alleinstellungsmerkmal für Hardheim."

Es gab viel Unterstützung aus der Mitte der Bevölkerung, Spenden gingen ein. Erste Initiativen des Museumsvereins mit Torsten Englert an der Spitze und der Firma Leiblein wurden letztlich wieder verworfen. Schließlich kam der Kontakt zu EADS und der Firma Astrium zustande. Konstruktionszeichnungen und die Statikberechnungen lagen bereits von einem ähnlichen Nachbau in Bremen vor und durften genutzt werden.

Eine größere Summe der Herstellungskosten wurde gespendet, Fundament- und Grabarbeiten übernahmen die Firma Hollerbach und Alois Volk kostenlos. Eingebunden waren die Firmen Lichtconcept, Pierre Bechtold und das Ingenieurbüro Thomas Dutz. Aus dem Leader-Programm gab es einen Zuschuss in Höhe von 76 450 Euro. Das entspricht einem Fördersatz von 55 Prozent. Der Gemeinderat bewilligte die verbleibenden Mittel.

Vermächtnis

"An Walter Hohmann zu erinnern, ist ein Stück weit auch Vermächtnis seiner Heimatgemeinde", konstatierte Landrat Dr. Achim Brötel. "Sie haben mit diesem Denkmal nicht nur ein einzigartiges kulturhistorisches Erbe nachhaltig gesichert, sondern sich auch neue touristische Möglichkeiten eröffnet," betonte er an die Hardheimer gerichtet "Radwanderer, aber hoffentlich auch immer mehr Übernachtungsgäste haben hier Gelegenheit zur Begegnung mit dem Leben eines wahren Pioniers der deutschen Wissenschaftsgeschichte." Die Kombination mit dem Planetenweg und astronomische Führungen auf der Walter-Hohmann-Sternwarte in Hardheim böte eine ideale Ergänzung.

"Der Countdown läuft", setzten die "Wurmberg-Rockets musikalisch das Programm fort. MdB Alois Gerig gratulierte der Gemeinde Hardheim zu ihrem neuen Wahrzeichen. Viele hätten sich mit Herzblut und großem Engagement für das Projekt eingesetzt. Den aktiv Beteiligten überreichte Bürgermeister Fouquet im weiteren Verlauf Miniaturmodelle der Rakete und Präsente.

"Walter Hohmann hätte seine Freude", fuhr Gerig fort, "wenn er hätte miterleben können, was aus seinen Visionen geworden ist. Vielleicht regt das Modell den einen oder anderen an, sich für die Weltraumfahrt oder die Astronomie zu begeistern." Der die Walter-Hohmann-Sternwarte in Hardheim betreuende Astronomiekreis wäre jedenfalls froh darum und die Firma EADS Astrium auch, wie deren Vertreter Josef Köcher darlegte. Für das Unternehmen sei es ein wichtiges und werbewirksames Projekt gewesen mit Win-win-Situation für alle Beteiligte. Bei Astrium gehe es um bedeutende Zukunftsperspektiven. Denn es werde schon bald über den Bau der "großen Schwester" der "echten" Ariane V, der Ariane V MG, entschieden.

"Mondlandungen wären ohne das Wirken von Walter Hohmann nicht möglich gewesen." Somit könne Hardheim zurecht stolz sein, begann Thomas Götz sein Grußwort. "Der Auftrag zum Nachbau des Raketenmodells war uns eine echte Herzensangelegenheit, nachdem wir auch die Bausteine für die echte Ariane V gefertigt haben", erklärte der Geschäftsführer der Ochsenfurter Maschinenbaufirma Kinkele.

"Für uns war es eine abwechslungsreiche, angenehme Aufgabe, als Maschinenbauer auch etwas für das Auge zu schaffen." Allerdings sei die Fertigung der Booster eine echte technische Herausforderung gewesen. Ebenso die Oberflächenbehandlung des weiß strahlenden Modells.

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