Bretzingen. Die Musikkapelle Bretzingen leistet seit ihrer Gründung im Jahr 1926 einen wichtigen Beitrag zur Dorfgemeinschaft. Zur Feier dieses Jubiläums fand am Freitag ein Festakt im Bürgerhaus statt.
Gesäumt vom applaudierenden Publikum gaben sich die von Melanie Ehrenfried (Gerichtstetten) dirigierten Musikanten gleich zu Anfang die Ehre und heizten mit der Weise "Auf zum Start" schwungvoll ein. Die Begrüßung erfolgte durch den seit 2011 amtierenden Vorsitzende Gerald Farrenkopf. Nachdem er allen Aktivposten und Ehrengästen für ihr Engagement gedankt hatte, wies er auf das "Bretzinger Jubiläumsjahr" 2016 hin: Der Hardheimer Ortsteil feiert das 100-jährige Bestehen der Frauengemeinschaft (die FN berichtete), die 40. Auflage des Bockbierfests und eben das 90-jährige Bestehen der Musikkapelle.
Derzeit 38 aktive Musiker zwischen 13 und 79 Jahren, von denen die Frauenquote "dank 20 weiblicher Mitglieder Einzug hält", so Farrenkopf scherzhaft, sitzen aktuell an ihren Instrumenten und pflegen das Legat jener wackeren Zehn, die 1926 die Musikkapelle gründeten und eine "von Höhen und Tiefen geprägte Geschichte" begannen.
Blick in die Chronik
Mit humorvollen Anekdoten und "wahren Begebenheiten" beschloss der Vorsitzende seine Rede. Jochen Löhr gab kurzweilige Einblicke in die Chronik der letzten neun Jahrzehnte. Aus dem Bretzinger Militärverein hervorgegangen, ging die kleine Gruppe "in einer Zeit ohne Radio und Fernsehen" auf die Reise durch die Welt der Noten und Takte. Geprobt wurde anfangs zuhause, da es kein Probelokal gab.
Nachdem vermehrte Einberufungen an die Front im Krieg den Musikbetrieb zum Erliegen brachten, wagte man 1952 eine Neugründung. 1955 mutierte die Combo zur "Musik- und Feuerwehrkapelle", ehe der damals junge Dirigent Roland Schuh frischen Wind brachte: "Unter ihm war mal nicht nur im Radio präsent, sondern nahm auch die LP 'Klänge aus dem Erftal' auf", berichtete Jochen Löhr.
Die Ära von Erich Fitz, der zwischen 1972 und 1991 als Vorsitzender wirkte, setzte gleichsam Akzente. Anfang des neuen Jahrtausends sorgten kurz nach der Umbenennung in "Musikkapelle Bretzingen" ein Dirigentennotstand und das Ausbleiben von Nachwuchs für eine prekäre Lage: "2007 war das Bild besonders traurig", erinnerte Löhr.
Doch zeichnete der Silberstreif am Horizont mit der Kooperation des "damals ebenso siechenden" Musikvereins Gerichtstetten ab, der sich im Sommer 2012 schließlich auflöste, um seine Musiker nach Bretzingen wechseln zu lassen. "Wir haben die Personen, Instrumente, Noten und den kulturellen Auftrag der Gerichtstetter übernommen", erklärte Jochen Löhr. Speziell durch die junge Dirigentin Melanie Ehrenfried habe hier Großes geleistet und absolut gewinnbringende Verbindungen geschaffen werden können.
Grußworte zum Jubiläum
Die Grußworte leitete Bürgermeister Volker Rohm ein, der die handgemachte Musik lobte und erklärte, dass die Kapelle ihren Idealen von 1926 treu blieb: "Die Umrahmung sakraler und weltlicher Feste wird hier erstklassig gepflegt.". Ortsvorsteher Kaspar Wolf gratulierte der Kapelle, "auf die ganz Bretzingen stolz ist."
Pfarrer Andreas Rapp berief sich auf die in unkompliziertem Miteinander gelebte Liebe zur Musik. Hans Sieber seitens der Arnold-Hollerbach-Stiftung würdigte "90 Jahre Brauchtumspflege" und die erfolgreiche Jugendarbeit der Bretzinger, ehe er eine Geldspende anvisierte.
Für die Bretzinger Vereine sprach Erich Hornbach, der die Musikkapelle als "nicht mehr wegzudenkende Institution" bezeichnete und auch eine Zuwendung überreichte.
Die Musikkapelle selbst gestaltete den Festabend mit einigen Stücken, die ihr Können bewiesen und verschiedener kaum sein könnten: Poppig kam das Medley "The Best Of ABBA" mit den Hits der schwedischen Kultband daher, während mit dem Badnerlied und der Eingangsfanfare betont volkstümlich-zünftige Klänge erfreuten. Als Tribut an die Heimatvertriebenen, die maßgeblich bei der Neugründung nach dem Zweiten Weltkrieg mitwirkten, war der Schunkler "Böhmisches Blut" zu verstehen. ad
Ehrungen
Für jeweils 50 Jahre aktives Musizieren erfuhren Wolfgang Haberkorn (Trompete) und Günther Schuh (Tuba) eine Auszeichnung in Form der großen goldenen Ehrennadel des Blasmusikverbands. Wolfgang Haberkorn ist zudem seit 1977 als Kassier tätig und wurde 2015 zum Ehrenmitglied erhoben.
Zu Ehrenmitgliedern wurden der langjährige Dirigent Gerhard Schmiedl sowie Günther Schuh ernannt. Der gebürtige Thüringer Gerhard Schmiedl - seit 1978 Mitglied - bekleidete zwischen 1980 und 2000 das Amt des Dirigenten und prägte durch seine volkstümliche Musikausrichtung den Sound der Bretzinger Musiker. Günther Schuh ist seit 1966 als aktiver Musiker ein fester Eckpfeiler der Kapelle. ad
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