Umspannwerk Höpfingen wird erweitert - Einbau eines zweiten Transformators / Die FN ließen sich die Baumaßnahmen und die Gründe hierfür erläutern

Stromversorgung soll stabiler werden

Von 
Ingrid Eirich-Schaab
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Das 110-kV-Einspeisefeld schließt den Transformator an die Sammelschiene an. Das Bild zeigt den Fundamentbau des 110-kV-Feldes.

© Eirich-Schaab

Höpfingen. Erklärtes und gesetzlich verankertes Ziel der Bundesregierung ist es, bis zum Jahr 2050 achtzig rozent des benötigten Stromes aus regenerativen Energien zu gewinnen. Aber Sonne und Wind lassen sich nicht steuern, die Einspeisung erfolgt nicht kontinuierlich auf einem Niveau. Dadurch wird es für dieÜbertragungsnetzbetreiber immer schwieriger, durch komplizierte Steuerungen im länderübergreifenden, inzwischen europaweit eng vermaschten Stromnetz eine konstante Versorgung zu gewährleisten.

Standort im Gewann "Kornberg"

"Deshalb auch die Erweiterung des bestehenden Umspannwerkes im Gewann 'Kornberg' auf Gemarkung Höpfingen", erläuterte Alexander Schilling, Pressesprecher der TransnetBW GmbH aus Stuttgart. Die Fränkischen Nachrichten trafen sich mit ihm sowie Projektleiter Severin Mosek und Elektromeister Klaus Traub, dem Anlagenverantwortlichen aus Neckarwestheim, um sich bei einem Vororttermin die derzeit laufenden Maßnahmen erläutern zu lassen.

"Im Jahr 2015 mussten die Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland an rund 290 Tagen stabilisierend eingreifen, an denen entweder zu wenig Wind wehte oder die Sonne nicht schien", verdeutlichte Schilling. Das habe die Unternehmen rund eine Milliarde Euro gekostet. "Alles ist deutlich dynamischer als früher", konstatierten die Fachleute.

Die TransnetBW ist wie alle Übertragungsnetzbetreiber verpflichtet, ein sicheres, zuverlässiges und leistungsfähiges Transportnetz zu unterhalten; das heißt zu warten, bedarfsgerecht zu optimieren, auszubauen und zu stabilisieren. Um diesen Verpflichtungen sowie den gesetzlichen Vorgaben und dem beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien in der Region gerecht zu werden, seien die derzeit laufenden Erweiterungsmaßnahmen erforderlich, so Projektleiter Severin Mosek.

Die einzelnen Baumaßnahmen

Dazu gehören neben weiteren Umrüstungen im Umspannwerk Höpfingen die Aufstellung eines zweiten Transformators mit vorhergehendem Neubau eines entsprechenden Fundamentes sowie der Anschluss eines neuen 380-kV-Schaltfeldes und eines 110-kV-Einspeisefeldes an das bestehende Entwässerungssystem durch TransnetBW. Zur Einhaltung von betrieblichen Sicherheitsbestimmungen wird zwischen dem zweiten Transformator und der Drosselspule eine Brandschutzwand hochgezogen. Vorgesehen sind darüber hinaus die zum Transformator gehörende Eigenbedarfskompaktstation sowie ein Relaishaus im neuen 380-kV-Schaltfeld.

Das Relaisgebäude (Länge 4,98 Meter, Breite 2,70 Meter, Höhe 3,32 Meter) ist eingeschossig in Massivbauweise mit Pultdach konzipiert.

Im Moment sind enorme Erdbewegungen im Gange. "Der Aushub wird durch das Landratsamt auf Kontaminationen hin untersucht und dann fachgerecht entsorgt", schilderte Traub das weitere Prozedere.

Als Nächstes werde ein Fundament für den neuen Transformator betoniert. Danach müsse dieses austrocknen, bevor der neue Transformator aufgestellt werden könne. Das Trafofundament werde außerdem vorher von einem Sachverständigen geprüft und abgenommen, ergänzte Mosek.

Besondere Herausforderung

Die Wanne (19,50 auf 12,60 Meter) müsse so groß dimensioniert sein, dass sie das gesamte Öl des Trafos, die Regenmenge der drei regenreichsten Monate (plus 20 Prozent) sowie einen konstanten Wasserstand von 15 Zentimeter aufnehmen könnte.

Eine besondere Herausforderung besteht laut Traub darin, dass sich die alte und die neue hochmoderne Technik miteinander vertragen.

Parallel zu den ganzen Erweiterungsmaßnahmen beabsichtigt der Partner-Übertragungsnetzbetreiber TenneT TSO GmbH, die Hochspannungsmasten in Richtung Grafenrheinfeld zu sanieren, bestätigte Markus Lieberknecht, Pressesprecher von TenneT für die Region Süd auf Anfrage der FN.

Das Umspannwerk Höpfingen ist ein wichtiger Verbindungspunkt bei der Stromverbindung zwischen Grafenrheinfeld nach Mannheim. Dennoch gibt es dort - wenn nicht gerade gebaut wird - keinen festen Arbeitsplatz, wie Klaus Traub auf Anfrage verdeutlichte. "Das gesamte Transportnetz in unserer Regelzone wird von der Hauptschaltleitung in Wendlingen ferngesteuert."

Als "Back-up" steht im Höpfinger Umspannwerk zusätzlich eine Vorort-Bedienung, von der aus das Umspannwerk im Notfall direkt gesteuert werden kann. "Ich habe das in meiner ganzen Berufszeit bisher aber nur ein einziges Mal erlebt", so Traub abschließend.

Daten und Fakten

  • Der vorhandene Transformator im Umspannwerk Höpfingen wurde Mitte der 1980er Jahren eingebaut. Unter großem öffentlichen Interesse - Schulklassen standen sogar fähnchenschwenkend Spalier und verfolgten das Spektakel - wurde der 360 Tonnen schwere Koloss damals angeliefert. Die gesamte Anlage war im Vorfeld neu aufgebaut worden.
  • Knapp 30 Jahre später wird jetzt ein zweiter Transformator eingesetzt und zwar zwischen dem bestehenden Transformator und dem Betriebsgebäude. Er bringt beachtliche 430 Tonnen auf die Waage.
  • Weitere technische Daten: Hersteller: Siemens (Nürnberg); Transportgewicht (nur der Trafo, nicht der gesamte Transport): 280 Tonnen; Gesamtgewicht (im aufgebauten Zustand): 430 Tonnen; Länge (im aufgebauten Zustand): rund 17,5 Meter; Breite (im aufgebauten Zustand): rund 7,5 Meter; Höhe (im aufgebauten Zustand mit montierten Durchführungen): etwa 10,7 Meter; Nennleistung: 300 Megavoltampere (MVA).
  • Die Umspannanlage in Höpfingen besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen: einer 380-kV-Anlage und einer 110-kV-Anlage. Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben mussten vor einigen Jahren die Besitzverhältnisse aufgesplittet werden: Die 380-kV-Anlage, der bestehende Transformator sowie die 110-kV-Einspeisefelder werden von der TransnetBW als Eigentümer betrieben, während die 110-kV-Anlage, die 110-kV-Leitungsfelder und Sammelschienen der Netze BW gehören. Beides sind Unternehmen der EnBW. Ihnen gehören auch die Grundstücke, auf denen sich die jeweiligen Anlagen befinden. Das Betriebsgebäude wird von beiden Unternehmen gemeinsam genutzt, wie Pressesprecher Jörg Busse von der EnBW Energie Baden-Württemberg AG in Stuttgart die komplizierten Zuständigkeiten erläuterte.
  • Das Umspannwerk Höpfingen gehört zur Betriebsstelle Neckarwestheim der TransnetBW. Es ist das nördlichste Umspannwerk und zugleich der einzige Verbindungspunkt von der Regelzone der TransnetBW zu der von TenneT verantworteten Regelzone.
  • Der neue Trafo soll von Nürnberg aus mit der Eisenbahn am 30. Mai in Walldürn eintreffen. Einen Tag später wird er umgeladen und ins Umspannwerk nach Höpfingen transportiert. i.E.

Freie Autorin

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