Hardheim. Mit Spannung darf man der offiziellen Eröffnung des neuen Firmenmuseums der Maschinenfabrik Gustav Eirich in Hardheim entgegensehen. Verraten wird seitens der Beteiligten noch nicht allzu viel: Aussehen, Aufmachung und auch der Namen sollen bis zum 21. Juli ein Geheimnis bleiben und dann als Überraschung der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Die spärlichen ersten Informationen und auch der in das Projekt investierte Arbeitsaufwand lassen jedenfalls etwas ganz Besonderes und Großartiges erwarten. Etwas, das die historische Entwicklung des Hardheimer Traditionsunternehmens und seiner Produkte und damit ein ganz wesentliches Stück Industriegeschichte der Region deutlich macht und das Wissen darum den nachfolgenden Generationen erhalten wird.
"Das Konzept ist vielgestaltig und soll bei der Eröffnung erläutert werden. Eine wichtige Zielgruppe sind junge Menschen, die sehen und erleben sollen, wie spannend 150 Jahre Firmengeschichte und die Technik insgesamt sind und sein können", so der geschäftsführende Gesellschafter Paul Eirich gegenüber den FN. Neben der Darstellung der historischen Entwicklung sei es ein wesentliches Ziel, junge Menschen an die Technik heranzuführen und dafür zu begeistern, ergänzte Henrik Mölleken, Leitung Marketing Services. Sie und ehemalige Eirich-Mitarbeiter der Rentnergruppe, die das Museum in ehrenamtlicher Tätigkeit aufgebaut haben, machten in einem Pressegespräch neugierig auf die Präsentation im Rahmen der 150-Jahr-Feier des Unternehmens.
Wie alles begann
Geboren wurde die Idee für ein Eirich-Firmenmuseum vor zwei Jahren, als der inzwischen verstorbene Udo Morsch noch Leiter der Marketingabteilung war. "Bei einer bevorstehenden 150-Jahr-Feier fängt man natürlich automatisch an, zurückzuschauen", so Paul Eirich. Zuerst im kleinen Kreis und zunächst auch nur mit dem Fokus auf der eigentlichen, eng miteinander verbundenen Familien- und Firmengeschichte.
Aber gerade darin stecke so viel Aussagekraft, dass man es für wichtig erachtete, diese an die jüngeren Generationen zu vermitteln.
So begann Udo Morsch Mitte 2011, Konzepte auszuarbeiten und sich bei vergleichbaren Museen und Firmen umzusehen, wie dort mit der Geschichte und deren Aufarbeitung umgegangen wird. Sein plötzlicher Tod und die dadurch entstandene Lücke brachten das Vorhaben zunächst zum Stillstand. Etwa ein halbes Jahr später ging es weiter, Fabian Nold begann, sich in die Thematik einzuarbeiten. Zu einer "Schlüsselfigur" im Team mit anderen bei der Aufarbeitung der Archivalien, Geschichte und Produkthistorie, so Paul Eirich, sei Berthold Bödigheimer geworden. Er habe sich zum einen schon in der Vergangenheit damit intensiv beschäftigt und vieles zusammengetragen und verfüge zum anderen über umfangreiche fachliche Kenntnisse.
Engagierte Rentner
Ausgehend von einem Aufruf im Kreis der ehemaligen Eirich-Mitarbeiter zur ehrenamtlichen Mithilfe bei Briefing, Sichtung und Restaurierung der Exponate, bildete sich eine kleine Rentnergruppe, die letztlich den Museumsaufbau realisierte. "Unseren Rentnern ist es zu verdanken, dass die Restaurierungsarbeiten letztlich mit eigenen Kräften geleistet werden konnten", weiß Paul Eirich zu schätzen. Viele Hunderte Stunden waren sie im Einsatz unter teils extremen Bedingungen - gewaltiger Hitze und eisiger Kälte in der ehemaligen Montagehalle.
Die Beweggründe zum Mitmachen sind unterschiedlich. Gemeinsam sind den Rentnern ihre jahrzehntelange, treue Verbundenheit mit dem ehemaligen Arbeitgeber und ihre Begeisterung für die Maschinentechnik: Konrad Leiblein war 36 Jahre auf der Messe tätig und arbeitete 20 Jahre mit Udo Morsch zusammen, der ihn für das Projekt gewann.
"Für mich war es interessant, wieder einmal die alten Maschinen zu sehen und mit ihnen zu arbeiten", erklärte Bernhard Löffler gegenüber den Fränkischen Nachrichten. Er war 45 Jahre bei Eirich beschäftigt, davon 39 Jahre im Außendienst in verschiedenen Ländern.
Wieder andere waren in der Endmontage und hatten damit selbst noch mit einigen der ausgestellten historischen Maschinen zu tun, wie Karl-Heinz Blatz "Da wurden Jugenderinnerungen wach", strahlt Lothar Baumann. "Es dauerte Monate, bis die Maschinen ihren Standort im Museum gefunden hatten". Die meisten davon sind inzwischen wieder voll funktionstüchtig.
Einige hatte Eirich selbst, andere waren noch bei Kunden im Einsatz. "Es ist unglaublich, was an altem Material vorhanden ist", begeisterte sich Berthold Bödigheimer.
Neben der Rentnergruppe trug Dieter Greß aus Schweinberg mit seinem Fachwissen als Malermeister zum Aufbau des Firmenmuseums bei. "Exponate, die in der Ausstellung keine Verwendung fanden, werden archiviert und so für die Nachwelt erhalten", fügte Paul Eirich an, "damit man bei Bedarf auch Zugriff hat."
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