"Hitparade" nannte sich nicht nur eine zwischen 1969 und 2000 überaus erfolgreiche Musiksendung im ZDF, sondern auch das festliche Jubiläumskonzert der Musikkapelle Bretzingen.
Bretzingen. Zu ihrem 90-jährigen Bestehen beschenkte das Ensemble am Samstag seine Fans und Freunde mit einem fast dreistündigen Klangspektakel in der Pfarrkirche St. Sebastian und Vitus.
Bereits der erste Titel war Programm: "Musik ist Trumpf", seinerzeit von Heinz Gietz komponiert und als Titelmelodie gleichnamiger Fernsehreihe gebraucht, ließ zu Anfang schon den durchgängig sehr hohen Standard des Abends erahnen.
"Musik ist Trumpf" war gleichsam Aufhänger der Begrüßung, mit der Vorsitzender Gerald Farrenkopf aufwartete. Er animierte das Publikum dazu, "die Handys auszuschalten und das Herz zu öffnen" - schließlich sei gute Musik "Urlaub für die Seele".
Pfarrer Andreas Rapp beleuchtete humorig, dass eine "Hitparade" in der Kirche zwar nicht alltäglich sei, aber dennoch sehr leicht vorstellbar: Passe die Musik doch zum festlichen Charisma eines Gotteshauses. In diesem Sinne dankte er der Musikkapelle für deren regelmäßige Begleitung kirchlicher Hochfeste.
"Dankeschön, Bert Kaempfert"
Die erste Hälfte des Abends servierte unter dem Taktstock der jungen Dirigentin Melanie Ehrenfried (Gerichtstetten) konzertante Blasmusik in absoluter Bestform und schoss sich dabei auf quick arrangierte Medleys an.
Das Erste widmete sich Bert Kaempfert, dem 1980 verstorbenen Erfinder der Easy-Listening-Musik. Seine Klassiker "Swinging Safari", "Spanish Eyes" und "Afrikaan Beat" wurden in das Potpourri "Dankeschön, Bert Kaempfert" impliziert und ertönten durch die einmalige Klangkulisse der Kirche in ganz neuem Sound.
Ähnlich wuchtig kam die Hommage an den 2014 verstorbenen Schlager-Chansonnier Udo Jürgens daher: Das "Best Of Udo"-Medley umfasste die Hits, die jeder mitsingen kann, echte Kultschlager wie "Mit 66 Jahren" oder "Ein ehrenwertes Haus" animierten auch das Publikum zum Mitsummen oder Mitklatschen.
Als Tribut an die sehr beliebten "böhmischen Abende" und Bekenntnis zum Volksgut folgte die federleichte Polka "Wir Musikanten". Poppig wurde es dann bei den Erfolgen von Agnetha, Björn, Benny und Annifrid, die als "ABBA" die Musikwelt bis heute nachhaltig prägen und sich hier in einem Medley die Ehre gaben.
Zunder im wahrsten Sinne des Wortes hatte die Begegnung mit James Lasts "Happy Music": Diese Huldigung des legendären Bremer Bandleaders begegnete dem Publikum mit "Morgens um Sieben" oder "So eine Liebe gibt es einmal nur" - und jeder Ton klang so, wie er klingen muss! Als Moderatorin brillierte dabei Pauline Löffler mit Charme, Wortwitz und mancher Hintergrundinformation.
Nach gemütlichem Anstoßen auf dem Kirchplatz ging es in den zweiten Teil. Dieser dauerte, auch wenn gleichnamiges Epos in Form einer leicht wehmütigen Polka ihn eröffnete, kein "halbes Jahrhundert" und servierte mit der kurzweiligen Musical-Revue über das "Phantom der Oper" sowie Stücken aus dem bekannten Zeichentrickmärchen "König der Löwen" interessante, wohlklingende Werke.
Hitparade à la ZDF
Eine instrumentale Meisterleistung war auch die musikalische Begegnung mit dem niederländischen Seefahrer "Abel Tasman", mit der das Hauptprogramm seinen umjubelten Schlusspunkt erreichte. Doch was dann kam, hatte es in sich: Zum Geburtstag hatten sich die Bretzinger etwas Besonderes einfallen lassen, und auf einmal bekam der Konzerttitel seine wahre Bedeutung: Wie in den alten "ZDF-Hitparaden" mit Dieter Thomas Heck erhielt jeder Zuhörer eine Stimmkarte, um sich damit seinen eigenen Lieblingsschlager auszuwählen.
Alle Karten, die das meistgewählte Stück favorisierten, kamen in einen Lostopf, aus der Gerald Farrenkopf und Melanie Ehrenfried den Gewinner zogen. Als "Renner" des Abends erwies sich das Medley aus dem "König der Löwen", für das auch Wolfgang Hotz aus Bretzingen votiert hatte. Ihm wurden Eintrittskarten für das von der Musikkapelle initiierte Konzert der "Brassessoires" als Gewinn überreicht.
Mit drei Stücken außer Konkurrenz bereicherte auch das Jugendensemble den Abend. Klassisch ließ es der Nachwuchs mit "Land Of Hope And Glory" angehen; verträumt kam das "Rondino" daher und überaus treibend setzte der "Final Countdown" einen würdevollen Schlussakkord einer "Hitparade", die nur echte "Hits" bot. ad
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