Hardheim. Groß war das Interesse an der vom Regierungspräsidium Karlsruhe angebotenen Informationsveranstaltung zum Managementplan für das Natura 2000-Gebiet "Odenwald und Bauland Hardheim".
Im Rahmen eines Spaziergangs im Bereich des Naturschutzgebiets "Wacholderheide Wurmberg und Brücklein" stellten Mitarbeiter des Regierungspräsidiums mit Verena Biedermann vom Referat 56 "Naturschutz und Landschaftspflege" zusammen mit dem beauftragten Planungsbüro Plög-Consult GmbH & Co KG, repräsentiert von Diplombiologin Ulrike Geise, einige der im Gebiet vorkommenden Lebensräume und Arten von europäischer Bedeutung vor und gaben einen Überblick über ihre Arbeit und den Ablauf der Managementplanung.
2730 Hektar Fläche
Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Volker Rohm und dessen einleitenden Betrachtungen zum Umgang mit der Landschaft und den Planungen für den Managementplan sowie dem organisatorischen Ablauf wartete Verena Biedermann am Ausgangspunkt der Wanderung mit grundlegenden Informationen auf. Sie ließ wissen, dass sich das FFH-Gebiet "Odenwald und Bauland Hardheim" aus neun Teilgebieten zusammensetzt und eine Fläche von rund 2730 Hektar im nördlichen Baden-Württemberg einnimmt. Die Teilflächen liegen in den Ortschaften Hardheim, Höpfingen, Külsheim und Walldürn. Dadurch erstreckt sich das Gebiet sowohl über den Regierungsbezirk Karlsruhe als auch den angrenzenden Regierungsbezirk Stuttgart.
Während der nördliche Teil des Odenwalds durch die dort großflächig vorkommenden Buchenwälder geprägt ist, lassen sich im Süden Offenlandflächen mit extensiv genutzten Mähwiesen sowie Wacholderbeständen auf Heiden oder Magerrasen finden.
Großer Artenreichtum
Durch die großen, zusammenhängenden Buchenwälder ziehen in der Nacht Fledermausarten wie die Mopsfledermaus, die Bechsteinfledermaus und das Große Mausohr, während tagsüber und in der Dämmerung die orchideenreichen Kalkmagerrasen und Wiesen von verschiedenen Schmetterlingen wie der Spanischen Flagge genutzt werden.
Auch zahlreiche Karsterscheinungen wie Dolinen prägen die Landschaft. Der Mittelgebirgsbach Erfa bietet aufgrund seiner Wasservegetation und offenen Auenbereiche einen besonderen Lebensraum für im und am Wasser lebende Tierarten.
Verena Biedermann erklärte, dass mit dem Schutzgebietsnetz "Natura 2000" das europäische Naturerbe mit seinem Artenreichtum und seinen typischen Landschaften erhalten werden soll. Für jedes Natura 2000-Gebiet im Land wird deshalb von den Referaten Naturschutz und Landschaftspflege der Regierungspräsidien ein Managementplan erstellt.
FFH- und Vogelschutzgebiete
Vorgestellt wurden die Naturschutz -Fachpläne und deren Funktionen wie die Konkretisierung der Außengrenzen des FFH-Gebietes, die Bestandserfassung, die Erarbeitung von Zielen und Maßnahmenvorschlägen, Grundlagen zum Erkennen von Verschlechterungen und für den Einsatz von Fördermitteln, erste Informationen bei der Verträglichkeitsprüfung zu neuen Bauvorhaben, Vorschläge für Ausgleichsmaßnahmen und Beitrag zur Berichtspflicht an die EU.
Ebenso erläutert wurde von Biedermann der zeitliche Ablauf der Erstellung des Managementplanes bis hin zu dessen endgültiger Planfassung im Jahr 2018 und dessen Umsetzung. Der Plan stellt dann zudem die Grundlage für die finanzielle Förderung dar.
Es wurde darauf hingewiesen, dass kein generelles Nutzungsverbot in den FFH-Gebieten bestehe, aber Erhaltungsmaßnahmen und Entwicklungsflächen zu beachten seien.
Das Schutzgebietsnetz Natura 2000, so Ulrike Geise von dem mit der Planerstellung beauftragten Büro, der Plög-Consult GmbH & Co KG, setzt sich aus FFH-Gebieten (Fauna = Tiere, Flora = Pflanzen, Habitat = Lebensraum) und Vogelschutzgebieten zusammen. Grundlage hierfür sind die FFH-Richtlinien aus dem Jahr 1992 und die Vogelschutzrichtlinie aus dem Jahr 1979.
Das Schutzgebietsnetz erstreckt sich über alle Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. In ihm sollen Lebensräume und Arten von gemeinschaftlichem Interesse geschützt werden. Das europäische Naturerbe soll als natürliche Lebensgrundlage für die Zukunft bewahrt werden. Aktuell sind in den EU-Mitgliedsstaaten über 26 000 Natura 2000-Gebiete gemeldet.
Ziel ist es, so Ulrike Geise weiter, gemeinsam mit den Landnutzern eine vielfältige Biotopstruktur und hohe Artenvielfalt als europäisches Naturerbe zu erhalten, zu fördern und weiter zu entwickeln.
Vorgestellt wurden anschließend von Geise die für bestimmte Bereiche zuständigen Kartierer und der Gebietssteckbrief mit neun Lebensraumtypen. Von diesen wurden bei der Wanderung dann verschiedene in ihrer Bedeutung und ihrem Wert vorgestellt.
Typische Lebensräume
Dabei gab es in Sachen Botanik besonders umfangreiche und aufschlussreiche Erläuterungen zu Bedeutung, Umgang und zu den gesteckten Zielen bei den mageren Flachlandmähwiesen, zu Kalkmagerrasen und Wacholderheiden und der dort vorzufindenden 200 bis 300 Pflanzen.
Weitere interessante Lebensraumtypen wie die Erfa mit Wasservegetation und offenen Auenbereichen wurden vorgestellt. Aufgeworfen wurde auch die Frage, wie geplante Natur aussieht und ob der Trend dahin geht, dass Natur nur noch in Schutzgebieten erlebt werden kann.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/hardheim_artikel,-fnweb-das-europaeische-naturerbe-soll-der-nachwelt-erhalten-werden-_arid,882413.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/hardheim.html
[2] https://www.fnweb.de/orte/hoepfingen.html
[3] https://www.fnweb.de/orte/kuelsheim.html
[4] https://www.fnweb.de/orte/wallduern.html