Kurzgeschichtenband veröffentlicht

Weihnachtsgeschichten fürs Herz

Regina Rothengast überrascht die Leser mit einer gelungenen Mischung aus Heiterkeit und Nachdenklichkeit

Von 
Renate Henneberger
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Pünktlich zur Vorweihnachtszeit überrascht Regina Rothengast mit ihrem zweiten Kurzgeschichtenband „Meine wundervolle Weihnachtsmischung“ – Erzählungen rund um das Weihnachtsfest. © Renate Henneberger

Kützbrunn. Zur Vorweihnachtszeit überrascht Regina Rothengast mit ihrem zweiten Kurzgeschichtenband „Meine wundervolle Weihnachtsmischung“. Nach dem Debüt der Hobby-Schriftstellerin mit „Sandalen im Winter“ dürfen sich ihre Leser nun auf Geschichten rund um das Weihnachtsfest freuen – einer gelungenen Mischung aus Heiterkeit und Nachdenklichkeit.

Nein, es handelt sich um keine Backmischung und auch nicht um ein neues Rezeptbuch für Weihnachtsplätzchen. Zwar verheißt das Buch, das vor Regina Rothengast auf dem Tisch liegt, keine kulinarischen Köstlichkeiten, dafür aber einen ganz besonderen Lesegenuss. Die Leckereien, die sie ihren Lesern anbietet, sind kleine Geschichten, die sich in der Weihnachtszeit ereignen. Sie verleihen ihrem Buch jenen besonderen Reiz von Heimlichkeit, Überraschung, unerwarteter Freude, stiller Dankbarkeit und seligen Kindheitserinnerungen. „Es sind persönliche Geschichten, wenn auch zum großen Teil frei erfunden. Es steckt viel von mir darin, von meinen Gedanken und Wünschen.“ Lächelnd fügt sie hinzu: „Darum heißt der Titel nicht ‚Eine’, sondern ‚Meine’ wundervolle Weihnachtsmischung.“

Sich selbst entdecken

Weihnachten noch einmal erleben wie ein Kind, sich heimlich ein wenig graulen vor dem respekteinflößenden Nikolaus und seinem finsteren Knecht, vor der wilden „Hulle Fraa“, die hörbar im Haus ihr Unwesen treibt. Die Autorin erzählt, wie sie als Kind die Advents- und Weihnachtszeit erlebt hat, von einer Begegnung mit dem Christkind, von einem nahezu unerschütterlichen Kinderglauben. Leser tauchen ein in Erzählungen, in denen man sich verliert und zuweilen selbst entdeckt.

„Weihnachten ist immer wunderschön, egal wie alt man ist“ – eine Aussage, die wie eine Melodie durch alle Geschichten klingt. Regina Rothengast ist davon überzeugt: „Weihnachtsfeste, so wie wir sie heute feiern, werden in einigen Jahren eine nostalgische und wertvolle Erinnerung für die nächste Generation sein.“ Sie hat sich vom Weihnachtszauber inspirieren lassen. Aus einer einzelnen Weihnachtsgeschichte ist am Ende ein Buch geworden. Dafür hat die leidenschaftliche Liebhaberin spannungsknisternder Literatur den ursprünglich geplanten Kriminalroman auf Eis gelegt. „Vorläufig“, wie sie betont, denn eines dürfte klar sein: „Meine wundervolle Weihnachtsmischung“ wird nicht das letzte Buch aus der Feder der Hobby-Schriftstellerin aus Kützbrunn bleiben.

Individuell wie die Geschichten sind die Bräuche um das Fest. „Der Besuch der Christmette, das gemeinsame Singen im Kirchenchor, das Lesen der Weihnachtsgeschichte und nicht zuletzt die Feier mit der Familie machen für mich Weihnachten aus“, verrät Regina Rothengast. Manchmal allerdings, so erfahren die Leser, sollten eingefahrene Gewohnheiten auf den Prüfstand, sollten überholte Traditionen „auf den Tisch“ oder besser gesagt zur Erleichterung der ganzen Familie „vom Tisch“. Denn Weihnachten ist auch der Beginn von etwas Neuem – ein Fest der Überraschungen.

„Nervige Schenkerei“

Das erleben Ilse und Wilhelm, als ihr Sohn am Heiligen Abend mit unerwarteter Begleitung vor der Tür steht. Ach, wie könnte man sich auf ein geruhsames Fest freuen, wäre da nicht im Vorfeld die Sache mit der „nervigen Schenkerei“. „Schluss mit der hektischen Suche nach einem passenden Geschenk, mit geheuchelter Freude unter Weihnachtsbaum. Wir haben alles, wir schenken uns nichts“, beschließen Christiane und Sebastian einvernehmlich. Hört sich vernünftig an, wenn da nicht, tief vergraben im Herzen, dieser eine große Wunsch wäre. Nie wird Henriette jenen Heiligen Abend vergessen, den ersehnten und zugleich gefürchteten Anruf, die dankbare Erleichterung, das Erkennen, dass alle ihre Wünsche mit einem Mal in Erfüllung gegangen sind.

Keine Geschenkidee zum Fest? Regina Rothengast hat einen Tipp: „Wir sollten die Tiere in Not nicht vergessen.“ Ihnen hat die Tierfreundin eine eigene Geschichte in ihrem Buch gewidmet. „Wer eine Tierpatenschaft verschenkt, beispielsweise beim ,Lebenshof Pegasus’ in Boxberg, bereitet gleich dreifach Freude – sich selbst, dem Beschenkten und den Tieren.“

Nun heißt es, den Mantel anziehen, Mütze und Handschuhe nicht vergessen, denn die Autorin nimmt ihre Leser mit zu einem weihnachtlichen Spaziergang. Sie lässt sie heimlich in ein Wohnzimmer blicken. Zum ersten Mal bleibt dort an Weihnachten ein Platz leer – zu Gast nur die Einsamkeit, bis sich das Glück auf leisen Pfoten in ein Leben schleicht.

Sie führt sie in die Dienststube eines Polizeireviers, wo ein junger Polizist auf eine „Stille Nacht“ hofft. Sie begleitet sie auf die Empore einer kleinen Dorfkirche. Wem der Sinn danach steht, darf in die Weihnachtslieder des Kirchenchores einstimmen. Sie öffnet das Tor zu einem Friedhof, wo Menschen an einem Grab das Leben feiern.

Worte der Liebe

„Weihnachten verändert etwas in den Menschen, vorausgesetzt, sie lassen sich darauf ein“, findet Regina Rothengast. „Dann können auch heute Wunder geschehen.“ Ihre Geschichten erzählen davon: Worte der Liebe, die über viele Jahre nicht verlorengingen, ein „Richtungswechsel“ im Leben nach einer in heilsamer Nachdenklichkeit verbrachten „stillen Nacht“, ein mutiges, überfälliges Liebesgeständnis, ein Zueinanderfinden von Menschen, die sich fremd geworden waren.

Friede – ein Herzenswunsch

„Im Frühjahr habe ich im letzten Kapitel meines Buches einen Herzenswunsch für Weihnachten niedergeschrieben: Ich wünsche mir, dass der Ukraine-Krieg bis dahin längst vorbei ist. Heute wissen wir, dass sich dieser Wunsch wohl nicht erfüllen wird.“ Trotzdem Weihnachtsstimmung, trotzdem Weihnachten feiern? „Gerade deshalb“, erklärt Regina Rothengast mit Nachdruck. „Denn Weihnachten hält die Sehnsucht nach Frieden wach.“ Ebenso wie ihre kleinen Hoffnungsgeschichten.

Lesung am 6. November

Am Sonntag, 6. November, wird sie im Rahmen einer Weihnachtsausstellung im Möbelhaus Schott in Tauberbischofsheim aus ihrem Buch vorlesen. Bei dieser Gelegenheit kann man „Meine wundervolle Weihnachtsmischung“ erwerben, persönlich signiert von der Autorin. Selbstgebacken mit Liebe und viel Herz, gewürzt mit einer feinen Prise Humor, mundet sie zu einer Tasse Kaffee ebenso wie zu einem Glas Punsch. Warum bis zum Fest warten? „Weihnachtsplätzchen“ schmecken bekanntlich in der Vorweihnachtszeit am besten. Einmal mit dem Naschen begonnen, kommt man schnell auf den Geschmack und kann nicht aufhören, bis „der Teller leer“ ist. Aber keine Sorge. Kalorien braucht niemand zu zählen.

Regina Rothengasts „wundervolle Weihnachtsmischung“ setzt sich nicht an den Hüften fest – allenfalls im Herzen. Es könnte sein, dass die zauberhaften Geschichten dort eine Spur freudiger Weihnachtsstimmung hinterlassen.

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