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Paimar: Krumme Sachen sind genau ihr Thema

Das mittelständische Unternehmen HS Umformtechnik aus Paimar ist weltweit als Spezialist in der Fördertechnik aktiv. Ein 13-Millionen-Euro-Projekt ist die Erweiterung für die neue Lager- und Logistikhalle ist ein Bekenntnis für den Standort.

Von 
Diana Seufert
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Das mittelständische Unternehmen HS Umformtechnik aus Paimar mischt weltweit im hochspezialisierten Segment der Fördertechnik mit. Technischer Geschäftsführer Thorsten Haag (links) und Christian Drechsler als Kaufmännischer Geschäftsführer investieren 13 Millionen Euro in die Erweiterung und Stärkung des Standorts. © Diana Seufert

Paimar. Es wird kräftig gebaut am Ortsrand von Paimar. Die Fläche ist ausgeschoben und planiert. Die Firma HS Umformtechnik strebt die nächste Erweiterung an. Kostenpunkt: 13 Millionen Euro. Zudem wurden rund drei Millionen Euro in die Erneuerung des Maschinenparks gesteckt. Ein deutliches Bekenntnis zum Standort.

Was 1997 als kleine Firma unter Thomas Haag in der heimischen Scheune begonnen wurde, hat sich mittlerweile zu einem Unternehmen entwickelt, das weltweit im hochspezialisierten Segment der Fördertechnik agiert. Sohn Thorsten Haag ist mittlerweile als technischer Geschäftsführer in die Leitung mit eingestiegen, ebenso Christian Drechsler als kaufmännischer Geschäftsführer.

Krumme Sachen sind genau ihr Thema. Was die Firma macht, müssen die Chefs häufig erklären: Rohre unterschiedlicher Länge, aus Aluminium oder Edelstahl, werden unter hohem Druck gebogen. Spezialisiert ist man auf große Biegeradien. Sie kommen in vielen Bereichen und Branchen zum Einsatz, etwa in der Lebensmittelindustrie, wenn Schüttgut oder anderes rieselfähiges Material in Rohren befördert wird. Auch bei der Rohrpost in Krankenhäusern findet man Paimarer Produkte. Und auch im Haushalt, etwa fürs Abwasser, werden gebogene Rohre verwendet. „Wenn sie nicht gebraucht würden, könnten wir nicht so wachsen“, scherzen die beiden. Zwar sei der Absatz in der Automobilbranche rückläufig, dafür kämen andere Branchen dazu.

Biegen ist das Aushängeschild

„Das Biegen ist unser Aushängeschild“, sagt Haag. Doch dafür benötige man Platz - nicht nur für die Maschinen und Laser, mit denen die Rohre in die passende Form gebracht werden, sondern auch für das Material. Vor einigen Jahren wurde bereits ein Hochregal angebaut, um langes Material zu bevorraten. „Mittlerweile platzen wir aus allen Nähten“, so Haag.

Etwas Abhilfe schaffte der Kauf der Königheimer Firma ATW, die zu Jahresbeginn integriert wurde. Doch man sei sehr lagerlastig, ergänzt Drechsler. Würde man alle Rohre des Lagers aneinanderlegen, käme eine Strecke von über 140 Kilometern zusammen. Und er scherzt: „Alle Rohrleitungen, im Äquivalent gerechnet zu einem Durchmesser von 50 Millimetern, würden von Paimar aus eine Leitung bis ins Hofbräuhaus nach München ergeben.“ Denn Material für die kundenspezifischen Anforderungen zu haben und damit schnell reagieren zu können, sei die große Stärke des Unternehmens.

Weil Rohrleitungskomponenten Mitte der 1990er-Jahre schwer erhältlich waren, hatte sich Thomas Haag vor fast 30 Jahren zunächst auf den Handel damit spezialisiert. „Er hatte damals den richtigen Riecher“, loben die beiden. Ab 2007 folgte der Schritt zur Produktion. Erste Schweißteile entstanden. Damit verbunden war die Umsiedlung ins Gewerbegebiet von Paimar, das für die Firma entstanden ist. 2024 hat sich Thomas Haag, der ein Patent für eine Rohrkupplung besitzt, aus der Firma zurückgezogen.

HS Umformtechnik versteht sich als produzierender Händler, der mit seinen rund 80 Mitarbeitenden von der Serienfertigung bis zur Manufaktur die Kundenwünsche erfüllt. Allerdings reicht der Platz bei weitem nicht. Deshalb hat sich das Geschäftsführungstrio, zu dem noch Thorsten Haags Mutter Jutta gehört, für einen Neubau entschieden. Nach dem ersten Anbau 2011 und dem Lagerturm 2014 steht also die nächste Erweiterung an.

Die Erdarbeiten für den geplanten Erweiterungsbau waren sehr aufwändig. © Diana Seufert

„Wir bauen das größte Gebäude seit unserer Gründung, auch wenn es ein großer Kraftakt ist.“ Aufgrund der Hanglage mussten rund 66.000 Kubikmeter Erde bewegt werden, damit eine gerade Fläche für die neue Halle entsteht. 10.000 Lkw-Fahrten waren dafür nötig, teilweise liegt der Höhenunterschied bei mehr als 20 Metern.

Ein Teil des Bodens kann auf einem angrenzenden Acker zwischengelagert werden. Doch beklagen die Chefs die hohen Auflagen und bürokratischen Hürden. „Wir waren kurz davor, aufzugeben.“ Es wurde weitergemacht – auch mit Unterstützung von Bürgermeister Joachim Markert und des Landratsamts.

Dreistöckige Lager- und Logistikhalle geplant

Entstehen soll eine Lager- und Logistikhalle mit einem dreistöckigen Kopfbau, in dem künftig die Büroräume untergebracht sind. Die 14 Meter hohe Halle wird allein der Logistik gehören. Durch den Neubau soll die Produktion räumlich ausgeweitet und vom Lager getrennt werden. In der Auslieferung warten die Pakete dann auf den Versand. „Wir verschicken auf alle Kontinente“, sagen die Chefs mit Blick auf die internationalen Kunden. Auch deshalb sei ein neues überdachtes Verladedeck für sensible Ware hilfreich. Und auch in Sachen Prozessoptimierung und Digitalisierung wird sich noch einiges tun: Weg vom Papier ist die Devise. Dafür wurde schon viel Geld in die Hand genommen.

Wenn alles nach Zeitplan läuft, könnte Ende 2026 der Neubau stehen und der Umzug bis Mitte 2027 erfolgen. Und mit den neuen Räumen beginnt auch die Suche nach Fachkräften. Dies könnte sich einfacher gestalten, wenn auch der ÖPNV nach Paimar besser wäre. Doch die Geschäftsleitung ist optimistisch, Mitarbeitende zu gewinnen, um das Unternehmen in die Zukunft zu führen.

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Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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