Die letzten Schüler verlassen die Werkrealschule. Bei einer Feierstunde in der Dorothea-von-Rieneck-Schule wurden sie verabschiedet.
Grünsfeld. „Die Verabschiedung unserer fünf Großen fällt nicht leicht“, sagte ein sichtlich ergriffener Schulleiter Uwe Schultheiß bei der Abschlussfeier für die letzten Werkrealschüler in Grünsfeld. Ab dem kommenden Schuljahr wird der Dorothea-von-Rieneck-Schule diese Ausbildungsart fehlen. Vor allem politische Gründe hätten zur Schließung des Schulzweigs geführt. Er werde in Baden-Württemberg zunehmend von Gemeinschaftsschulen abgelöst.
Gab es in ganz Baden-Württemberg im Schuljahr 2011/12 insgesamt 114 500 Schüler in der Hauptschulen, waren es 2017/18 lediglich noch 64 000. Diesem Trend habe man auch in Grünsfeld keinen Einhalt gebieten können, berichtete Bürgermeister Joachim Markert. Man habe aber alles unternommen, um die Schulform so lange wie möglich zu erhalten.
So wurden auch Kinder aus anderen Gemeinden, beispielsweise aus Kirchheim oder Geroldshausen, aufgenommen und eine „Charmeoffensive“ durch die damalige Rektorin Miriam Wülk gestartet. Doch das half alles nichts, 2011/12 waren es 27 Abschlussschüler in der Werkrealschule, nun eben nur noch fünf.
„Das Positive ist, dass alle bestanden haben“, berichtete Schulleiter Uwe Schultheiß über das Ergebnis der Prüfungen. Alle fünf haben damit ihren Hauptschulabschluss in der Tasche.
Während die Mehrzahl in einem Ausbildungsberuf ihre Zukunft sieht, gehen zwei weiter zur Schule. Sie streben einen mittleren Schulabschluss an. Der Schnitt aller Abschlussprüfungen lag bei 2,7, Pawel Kuklinski mit 1,8 war der Beste. Hierfür erhielt er einen Preis.
Besonderer Dank
Ein großes Dankeschön gab es für die Absolventen von ihrer Patenklasse, der 3b. Extra zum Schulende hatten sie ein Lied gedichtet und zusammen vorgetragen. Sie überreichten den Abgängern zusätzlich je eine große Sonnenblume mit einem persönlichen Spruch, der an die Schulzeit erinnern soll.
Mit „gefallenen Würfeln“ stellte Schulleiter Uwe Schultheiß ebenfalls auf ein Gleichnis ab und stellte die Zahl „5“ in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Fünf sei eine magische Zahl und das sei kein Zufall, wenn er die fünf jungen Männer so betrachte. „Schaut euch um in der Welt, es gibt viel zu entdecken“, lud er die Abschlussschüler ein, nicht aufzuhören mit dem Lernen, egal in welcher Richtung. Ein handwerklicher Beruf könne manchmal erfüllender sein als ein Studium ohne Job hinterher.
Klassenlehrerin Vera Kowarsch sprach von einem Segeltörn, den sie mit den Schülern symbolisch unternommen hatte. „Ich bin froh, euer Skipper gewesen zu sein“. Nun müssen die fünf alleine auf das große Meer hinaus und sich selbst behaupten. Doch so ganz allein seien sie nicht, warf Elternbeiratsvorsitzende Corinna Düll ein. Sie hätten immer noch ihre Eltern und ihre Familie im Hintergrund, auf die sie immer zählen könnten, ganz wie ein sicherer Hafen bei einem Sturm.
Die Schüler bedankten sich auf ihre eigene Weise bei ihren Lehrern und Begleitern in den Jahren ihrer Schulzeit. Es wurde deutlich, dass die Schüler reif sind, auf eigenen Beinen zu stehen. Damit hat die Werkrealschule in Grünsfeld ihr wesentliches Ziel erreicht, auch wenn sie nun geschlossen wird und zu einem Kindercampus für Grundschüler und Kindergartenkinder in den kommenden zwei Jahren umgebaut wird. Damit erhält das Gebäude eine Nachnutzung.
Nach der Abschlussfeier ging es zum ersten gemeinsamen Schulfest der Grundschulen aus Grünsfeld und Wittighausen, die seit vergangenem Schuljahr einen freiwilligen Verbund eingegangen sind. Und da legten die Abschlussschüler nochmal kräftig selbst Hand an, so wie immer, wenn sie gebraucht wurden.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/gruensfeld_artikel,-gruensfeld-letzter-jahrgang-der-werkrealschule-_arid,1283494.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.fnweb.de/orte/gruensfeld.html