Umbau des alten Rathauses

Neuer Pfarrsaal in Gerchsheim kann mit Leben gefüllt werden

Der neue Pfarrsaal im alten Rathaus ist fertig. Nach einem feierlichen Gottesdienst wurden die Räume ihrer Bestimmung übergeben.

Von 
Diana Seufert
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Landrat Schauder warf einen interessierten Blick in die katholische Bücherei, die im ersten Stock des alten Rathauses ihr Domizil hat. © Diana Seufert

Gerchsheim. „Es ist einfach schön geworden.“ Die Meinung der Gerchsheimer ist einhellig: Das künftige Gemeindezentrum begeistert. Am Sonntag, an dem zugleich der Gelöbnistag gefeiert wurde, nutzten zahlreiche Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, das Ergebnis der Umbaumaßnahmen selbst in Augenschein zu nehmen. Wo früher Schulhaus und Rathaus unter einem Dach waren, wird nun das Herz der Kirchengemeinde schlagen – neben der Pfarrkirche und damit mitten im Ort.

Der Einweihung war ein feierlicher Gottesdienst vorausgegangen. Christoph Neubrand, Generalvikar der Erzdiözese Freiburg, zelebrierte zusammen mit Pfarrer Dr. Damian Samulski, dem Leiter der Seelsorgeeinheit Großrinderfeld-Werbach, und Pfarrer Arul den Festgottesdienst. Für die musikalische Umrahmung sorgte der Kirchenchor unter Leitung von Ursula Leicht und mit Arno Leicht als Organist.

Pfarrsaal herbeigesehnt

„Wir haben den Pfarrsaal herbeigesehnt“, gestand Pfarrer Samulski bei der Begrüßung. Denn durch den Umbau des ehemaligen Kindergartens und Gemeindezentrums zu einem Ärzte- und Seniorenhaus fehlten der katholischen Kirchengemeinde die Räume. Nun habe man neben der Kirche wieder einen Ort, an dem der Glaube gelebt wird, freute sich der Pfarrer. Für die Gemeinschaft, zu der für ihn alle kirchlichen Gruppen gehören, brauche man einen Pfarrsaal. Dass auch die Bücherei dort ihre neue Heimat gefunden hat, freute ihn ebenso. Er dankte allen Beteiligten und war überzeugt, „dass die neuen Räume mit Leben und Liebe erfüllt werden“.

Den neuen Pfarrsaal kann man nun nutzen – und es besteht ein barrierefreier Zugang zu den Räumen. Der Generalvikar verband in seiner Predigt die bauliche Maßnahme mit dem Text des Evangeliums. Er ermunterte, Gott wirken zu lassen, der das Heft des Handelns in der Hand habe. Der Gelöbnistag sei ein Moment der Identität, aber auch der hinterfragbaren Abgrenzung. „Wo man bereit ist, sich zu öffnen, ist Segen.“ Dieses Öffnen vereinbare sich mit dem neuen Konzept des alten Rathauses, fand Neubrand. Diese Räume seien aber nur von Nutzen, wenn sie mit Leben gefüllt werden. „Und das ist kein Selbstläufer.“

Mit einem Festgottesdienst und der symbolischen Schlüsselübergabe wurde der Umbau des Rathauses in das künftige Gemeindezentrum abgeschlossen. Über das Leuchtturmprojekt freuen sich (von links) Landrat Christoph Schauder, Christoph Neubrand, Generalvikar der Erzdiözese Freiburg, Bürgermeister Johannes Leibold, Pfarrer Samulski und Pfarrer Arul von der Seelsorgeeinheit Großrinderfeld-Werbach. © Diana Seufert

Gemeinsam und zukunftsfähig

Eine Bauzeit von fast zwei Jahren ist zu Ende. Glücklich ist Bürgermeister Johannes Leibold, dass Pfarrgemeinde und politische Gemeinde, Regierungspräsidium und Erzdiözese Freiburg es gemeinsam geschafft haben, „unsere Gemeinde ein Stück zukunftsfähiger zu machen“. Die Idee einer solchen Zusammenarbeit hat man auch bei der Erzdiözese erkannt. „Wir setzen dieses Konzept schon um“, hatte Leibold den Generalvikar bei einem persönlichen Gespräch spontan für die Einweihung eingeladen. In den Gebäude-Ringtausch sind drei Immobilien involviert: Das ehemalige Gemeindezentrum wurde zum Ärztehaus, der Kindergarten ist in die frühere Dachsbergschule gezogen und das alte Rathaus fungiert nun als neues Pfarrzentrum.

Leibold ging auf den schlechten Zustand und den Werdegang des 1877 erbauten Gebäudes ein, über dessen Eingangstür „Schulhaus“ zu lesen ist. Es war bis 1975 Rathaus, bis in die 1980er Jahre Schulhaus. Es beherbergte Räume der Verwaltungsstelle und Wohnräume. Nach dem Umbau hat sich einiges verändert. Entstanden ist für ihn ein Leuchtturmprojekt. „Es zeigt, dass kirchliche und kommunale Zusammenarbeit gelingen kann.“

Überzeugt von der gelungenen Maßnahme zeigte sich Landtagsvizepräsident Dr. Wolfgang Reinhart. Er sprach von einem Meilenstein und einem großen Stück Zukunft, das in Gerchsheim gebaut wurde. „Man hat neue Strukturen geschaffen, den Ort gestärkt und Visionen umgesetzt.“ Da Gemeinde, Kirche, Kreis und das Leader-Programm an einem Strang gezogen hätten, sei ein Zeichen des Fortschritts und der Solidarität entstanden. „Der Bau ist gelungen.“ Reinhart wünschte den Gerchsheimern gute Begegnungen und ein gutes gemeinsames Miteinander.

Helle, moderne Räume

„Die Räume sind hell und modern“, fand Landrat Christoph Schauder, der nicht nur einen interessierten Blick in die katholische Bücherei warf. Sie ist für ihn ein Eckpfeiler für eine gute Zukunft des alten Rathauses. „Mit dem Umbau wurde eine Antwort auf die Fragen der Zeit geliefert, wie man historische Gebäude mit einem stimmigen Nutzungskonzept versieht.“ Für Gerchsheim sieht er einen Mehrwert für die Bürger sowie die Pfarrgemeinde. Es werde das historische Erbe bewahrt und gleichzeitig innerörtliches Potenzial aktiviert. „Durch Chor, Frauengemeinschaft und andere Gruppen wird wieder Leben ins Gebäude gebracht.“ Landrat Schauder dankte allen ehrenamtlich Engagierten. Diese „Helden des Alltags“ halten die dörfliche Gemeinschaft zusammen.

Die Realisierung des 1,1 Millionen Euro teuren Projekts unter Federführung des Architekturbüros Schmitt und Leicht war durch Zuschussmittel aus Stuttgart möglich gewoden. Für die katholische Bücherei gab es aus dem Leader-Programm eine Förderung, wie Alfred Beetz betonte. „Das Projekt fördert einen attraktiven Begegnungsort sowie generationsübergreifendes Miteinander und das Ehrenamt. Zudem trägt es zur Dorfentwicklung bei.“

Der Übergabe des symbolischen Schlüssels an die Kirchengemeinde als künftige Mieterin folgte der Segen durch Generalvikar Neubrand. Bei einem Stehempfang – organisiert vom Gemeindeteam und musikalisch umrahmt von der Jugendmusikschule – wurde auf das neue Gemeindezentrum und den gelungenen Umbau angestoßen.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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