Brauchtum

Main-Tauber-Kreis: Warum wird der Maibaum aufgestellt?

Er ist ein Symbol der Fruchtbarkeit und der Freiheit: Der bunt geschmückte Maibaum wird vielerorts von Vereinen und Gruppen zum 1. Mai aufgestellt.

Von 
Diana Seufert
Lesedauer: 
Der Maibaum ist ein Zeichen der Fruchtbarkeit und Freiheit. © Diana Seufert

Main-Tauber-Kreis. Die Frühlingssonne lässt Sträucher, Bäume und Blumen sprießen. Und in vielen Gemeinden der Region war man unterwegs, um für das Maibaumfest ein stattliches Grün zu schlagen. Denn zahlreiche Vereine und Gruppen lassen am Vorabend des 1. Mai einen alten Brauch auf- und erleben: Sie stellen weithin sichtbar einen Maibaum auf – mancherorts verziert mit verschiedenen Wappen der Vereine. Diese Feier in den Frühling wird in vielen Gemeinden mit Musik und einem gemütlichen Beisammensein im Kreis von Freunden begangen.

Blick in die Geschichte

Aber woher kommt der Brauch überhaupt? Wieso stellen die Menschen an einem zentralen Platz einen Baum auf, dessen Stamm oft reich verziert wird mit Bändern oder Wappen und der meist nur noch die grüne Krone trägt?

Bunt geschmückt, vielleicht mit Girlanden umwunden, werden die Bäume aufgestellt. Prächtige Exemplare fanden sich schon immer in Bayern und Österreich. In Tauber-Franken wurde das Aufstellen des Maibaumes auf dem Dorfplatz erst im Dritten Reich üblich. Danach ist dies wieder in Vergessenheit geraten. Erst langsam, etwa in den 1970er Jahren, haben sich die Vereine wieder daran erinnert und den Brauch neu belebt.

Fruchtbarkeitssymbol bereits in der Frühgeschichte

Zwar ist die Sitte bei uns noch sehr jung, doch reichen die tiefsten Wurzeln weit zurück. Denn bereits in der Frühgeschichte galt der grüne Baum oder der grüne Zweig als Symbol für das Aufleben der Natur und war damit ein Fruchtbarkeitssymbol.

Ursprünglich waren junge Birken die Maibäume, weil sie als Erste aus der Winterruhe erwachen. Die Fichte, die im Mai austreibt, gilt ebenfalls als festliches Symbol für die Ankunft des Lichtes, der Wärme und der Fruchtbarkeit.

Im Jahr 1225 hatte sich in Aachen ein Pfarrer gegen den heidnischen Brauch gewehrt und den Maibaum kurzerhand gefällt. Der dortige Vogt jedoch stellte sich auf die Seite der Bürger und beschloss, im folgenden Jahr einen noch größeren Baum zu suchen. Auch in der Französischen Revolution hatte der Baum eine besondere Symbolik: Er stellte den Baum der Freiheit dar. Das setzte sich auch in deutschen Landen durch.

Das Aufstellen des Maibaums ist ein Frühlingsbrauch, den man bei vielen Völkern finden kann. Der Baum steht für Fruchtbarkeit und Segen. Außerdem galt der 1. Mai, der Tag nach der Walpurgisnacht, früher auch als der Tag der Abwehrzauberbräuche gegen verschiedene Krankheiten.

Bäume auch zu Johanni oder Kirchweih

Nicht überall steht der Stamm zu Beginn des Wonnemonats Mai. An Pfingsten, an Johanni oder auch zur Kirchweih kennen andere fränkische Gemeinden den Brauch. Und als Kirchweihbaum gibt es ihn bereits seit dem 16. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert kam der Baum, vor allem in Bayern, auch als Ortsmaibaum für die selbstständigen Gemeinden auf.

Auch der Schmuck ist überall unterschiedlich. Manche Stangen werden mit grünen Girlanden verziert und tragen unter der grünen Spitze noch einen Kranz, an anderen hängen Wappen und Zunftzeichen.

Neben dem Maibaum war das Maienstecken ein uralter und auch in unserer Gegend sehr verbreiteter Brauch in der Walpurgisnacht. Die Maie war dabei ursprünglich eine junge Birke, die man geschmückt oder nicht verziert vor das Haus oder auf das Hausdach des geliebten Mädchens setzte. Aber auch verehrte Personen sind so ausgezeichnet worden. Die Birke wurde oft durch Buchen, Tannen oder Kiefern ersetzt. Hat man das Mädchen oder die Frau nicht gemocht, so stellte man ihr einen „Doren“, also einen Dornbusch, vor das Haus. Und diese Sitte war bereits im Mittelalter in Frankreich bekannt, wie Elard Hugo Meyer in seinem um 1900 erschienenen Buch „Badisches Volksleben im 19. Jahrhundert“ schreibt: „Der Maie, ein vor das Haus der Geliebten aufgerichteter Birken- oder Tannenbaum oder Zweig, ist als „le may“ zuerst in Frankreich 1380 beurkundet.“ In Deutschland sei dies erst seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts bekannt, aber auch in anderen europäischen Ländern wie Italien oder Spanien werde der Geliebten der „Majo“ vor die Tür gesetzt, berichtet die Quelle weiter.

Maienstecken in Assamstadt

Bis ins 20. Jahrhundert erhalten hat sich dieser Brauch. Aus Gissigheim kennt man die Sitte, dass junge Burschen ihrer Liebsten eine Birke ans Haus stellen. In Assamstadt ist dieses Maienstecken noch vor einigen Jahren üblich gewesen.

Und wenn ein junges Pärchen noch nicht sehr lange zusammen war, wurde von der Jugend vom Haus des Liebhabers zu dem Mädchen Sägemehl oder Streu gestreut, worauf die Mädchen diese Streu frühmorgens wieder von der Straße gekehrt haben, damit niemand weiß, wohin die Spur führt. Heute findet man diesen Brauch auch noch, allerdings wird mittlerweile mit modernen Mitteln eine Kalkspur gezogen – manchmal von Ort zu Ort.

Die Tradition des Maibaums, auch wenn sie noch nicht so alt ist, lassen viele Vereine mit Musik, Tanz und vor allem mit dem geselligen Beisammensein wieder aufleben und bereichern das gesellschaftliche Leben.

Vor Maibaum-Dieben schützen

Aufpassen müssen die Maibaumsteller aber dennoch auf ihr Kunstwerk. Denn auch das Stehlen oder gar Zerstören der verzierten Stämme greift immer mehr um sich. Erst vor wenigen Jahren stand der prächtige Maibaum am Tauberbischofsheimer Wörtplatz nur einige Stunden. Ob die Aktion, den 32 Meter hohen Baum zu „fällen“, bloß ein Streich gewesen sein soll? Damals hat die Polizei die Ermittlungen begonnen.

Mehr Freude haben die Akteure an den Schaulustigen, die das bunte Spektakel den Maibaumstellens begleiten und die Bäume auch in der Nachbarschaft bewundern.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

Copyright © 2025 Fränkische Nachrichten

VG WORT Zählmarke