Gerchsheim. „Gut geworden.“ Anton Kraus, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr, Abteilung Gerchsheim, sitzt im Schulungsraum des Gerätehauses und blättert im Fotokalender. Anerkennend nickt er seinem Stellvertreter André Henneberger und Daniel Hellmann, Mitglied im Feuerwehrausschuss, zu. Die Drei aus der Führungsriege der Floriansjünger sind mehr als zufrieden.
Auf zwölf Monatsblättern sind die elf Feuerwehrmänner und zwei Feuerwehrfrauen in Aktion zu sehen – auch wenn es keine Einsatzsituationen sind. „Beim Fotokalender stand definitiv der Spaß im Vordergrund“, erzählen die Drei von den Fotoshootings. Die „Models“ mussten sich erst in die Situation einfinden. „Manches hat dann eine ganze eigene Dynamik entwickelt“, lacht Kraus.
Der Kommandant war auch der Ideengeber für das Projekt. Vor rund einem Jahr hatte Kraus die Abteilungsführung auf die Kalender der Wehren aus Volkach und Würzburg gewiesen. „Das wäre doch auch was für uns.“ Scherzhaft gemeint, wie er im Nachhinein sagt.
Hellmann und Henneberger fanden die Aktion mehr als cool und klemmten sich dahinter, dass auch die Umsetzung etwas werden könnte. Angebote wurden eingeholt, Ideen gesammelt. Anfang 2023 fiel im Feuerwehrausschuss der offizielle Startschuss, im Juli ging es in die konkrete Planungsphase. Mit Lukas Seufert wurde ein Fotograf beauftragt, der selbst aus der Gemeinde kommt und eigene Vorstellungen einbrachte. Schnell fanden sich genügend Mitglieder bereit, beim Projekt mitzumachen.
„Wir wollten keinen ernsten Kalender, sondern zeigen, dass es bei der Feuerwehr trotz allem mit viel Spaß zugeht“, sagen Henneberger und Hellmann. Gleichzeitig wollte man auch die Technik vorstellen.
Den Hilfsgedanken hat man für den Kalender manchmal ganz frei definiert – etwa wenn ein Feuerwehrmann versucht, mit einem Feuerlöscher die Zigarette eines anderen zu löschen. „Da wurden einige Übungsfeuerlöscher geleert“, berichten die Drei. „Und das Mittel ist ganz schön kalt“, so Henneberger, der das Gerät bedienen durfte. Die CO2-Löscher kamen aber auch für so manchen Nebeleffekt zum Einsatz.
Zweimal haben sich die Akteure für die Fotos getroffen, haben Wasser durch die Schläuche geschossen oder lässig auf dem Fahrzeugdach der Wehr Platz genommen. Und wer gerade nicht in Szene gesetzt wurde, half aus, die Kameraden mit genügend Beleuchtung ins rechte Licht zu rücken.
„Wir sind keine Models oder Bodybuilder“, zucken sie die Schulter. Trotzdem zogen die Männer auch mal die Feuerwehrmontur aus und zeigten Haut und Muskeln. Die Erfahrungen seien für alle ungewohnt, aber es habe sehr viel Spaß gemacht. Und sie sind überzeugt, dass das Projekt den Gemeinschaftssinn gestärkt hat. Schwieriger sei eher die Entscheidung gewesen, welche Bilder es in den Kalender schaffen. Der wurde von Mediengestalterin Melanie Schörk gestaltet, die ebenfalls familiäre Bande nach Gerchsheim hat.
Spaß und Ernsthaftigkeit
Hinter dem ganzen Spaß steckt aber auch eine Portion Ernsthaftigkeit, betonen die Drei. Denn der Kalender soll auch als Werbung für die Feuerwehr dienen. „Wir haben eine sehr gute Jugendarbeit“, macht der Kommandant deutlich, dass man den Nachwuchs selbst ausbildet. Hellmann und Henneberger entstammen der Jugendfeuerwehr und haben bereits mit Ende 20 Verantwortug in der Führung übernommen. Neue Mitglieder, die sich später entschließen, die wichtige Aufgabe der Wehr zu übernehmen, gebe es eher selten.
Mit dem Kalender will man animieren und neue Mitglieder werben. „Zur Feuerwehr kann man unabhängig vom Alter beitreten.“ Mit 36 Aktiven, darunter vier Frauen, 26 Jugendlichen und 14 Mitglieder der Alterswehr sieht Kraus eine sehr gute Mischung in der Abteilung. Ob der Kalender eine einmalige Sache bleibt oder im nächsten Jahr eine Neuauflage kommt, steht noch nicht fest. Neue Models, die diesmal nicht dabei sein konnten, haben schon ihr Interesse bekundet.
Was fasziniert die drei leidenschaftlichen Feuerwehrmänner an ihrem Ehrenamt, für das sie einiges an Freizeit opfern? „Der Dienst am Nächsten. Wenn ich jemandem aus einer misslichen Lage helfen kann, gibt mir das sehr viel. Dieses gute Gefühl ist mit nichts zu bezahlen“, fasst es Kraus zusammen. Und die beiden Jüngeren fügen die sehr gute Kameradschaft in der Gruppe an. „18-Jährige werden genauso akzeptiert wie erfahrene Kameraden. Jeder kann sich einbringen, um im Team gemeinsam das Beste herauszuholen.“ Selbst wer die Leistung bei einem Einsatz nicht mehr an vorderster Stelle bringen könne, sei zur Absperrung oder anderen wichtigen Aufgaben weiterhin gefragt. „Das macht die Feuerwehr aus“, sagen die Drei mit Genugtuung.
Zu erwerben ist der Fotokalender in DIN A 3 beim Weihnachtsmarkt am 17. Dezember am Stand der Jugendfeuerwehr an der ehemaligen Volksbank und im Feuerwehrgerätehaus. Dass man von der Höchberger Firma Spiegel Kartonagen die passenden Tragetaschen kostenlos zur Verfügung gestellt bekommt, freut das Trio sehr.
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