Zwei Stunden lang, vom ersten Wort bis zum letzten Ton, fesselte das Chormusical „Die etwas andere Passion 2.0“ des „MainGesangverein Freudenberg“ am Samstag und Sonntag die Zuschauer in der jeweils voll besetzten Alten Kirche.
Freudenberg. Außergewöhnlich, ein großes Werk und einfach herrlich – lauteten Aussagen des Publikums nach den Aufführungen des Chormusicals „Die etwas andere Passion 2.0“ . Die Texte, auch ein Teil der Lieder, stammten aus der Feder von Walter Kirchgäßner, der auch die Gesamtleitung inne hatte.
Neben dem Gesang der Chöre und der Schauspielerleistung und der Musik begeisterten die beiden Chorsolisten Wolfgang Schmitt und Manuel Wolf. Mitgewirkt hatten 62 Männer und Frauen im Alter zwischen 25 und über 80 Jahren. Die Vorbereitungen für das besondere Konzert hatten schon vor etwa eineinhalb Jahren begonnen.
Vom Männerchor und dem gemischten Chor Belcanto erklangen moderne Lieder mit eigenem Text zur Passion genauso wie Gospel und klassische Passionslieder. Die Schauspieler nahmen die Zuschauer mit in die Geschehnisse und die vierköpfige Band (Tobias Kirchgäßner, Thomas Braminski, Matthias Muck und Nicolas Jahn) komplettierten den Abend.
Schon zu Beginn stellte der Erzähler (Peter Hügle) die großen Fragen über die Bedeutung der Karwoche, des Kreuzes und warum uns der Wanderprediger Jesus bis heute fasziniere. Zur Melodie von „Eye oft the Tiger“ zogen die Sängerinnen und Sänger ein und sangen ein Loblied über die Kraft von Jesus.
Im Dialog von Maria Magdalena (Simone Scheiber) und Judas (Fritz Ulshöfer) wurde die Ankunft Jesus freudig erwartet. Alle würden ihm zujubeln, sind sie sich einig. Judas forderte: „Lasst uns die falschen Herrscher vom Thron stoßen.“
Wundersame Begegnung
Der Erzähler sprach vom Einzug Jesus’ in Jerusalem auf dem Esel und die Chöre sangen über das, was Jesus bald bevorstehen werde. Simon Petrus (Michael Baumann) berichtete über wundersame Begegnungen vor dem Passafest, die Jesus vorausgesagt hatte, und die Chöre erzählten gesanglich davon. Von Maria Magdalena war auch das Gleichnis über den Weinbergbesitzer zu hören. „Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem anderen Volk gegeben, das Frucht bringt.“ Wütend auf Jesus, der wie ein König angebetet werde, war Herrscher Herodes (Hartmut Beil). Er sah in ihm eine Gefahr gegen die Ordnung. „Er hebt das Sabbatgebot auf“, so Herodes. Judas hingegen, sah im Dialog mit Herodes in Jesus einen Friedensfürsten. Herodes gab Judas den Auftrag, falsche Zeugen zu finden, damit das Volk Jesus nicht mehr liebe. „Judas geht einen dunkeln Weg“, wurde daraufhin gesanglich festgestellt.
Der Erzähler berichtete von den Gründen für die Wut und Sorge des Herrschers: Jerusalem sei damals ein hochexplosiver Hotspot gewesen. Die Jünger sprachen im Anschluss über das Erlebte beim letzten Abendmahl. Sie sorgten sich, ob sie es selbst seien, die Jesus verraten würde.
Die Chöre machten deutlich, Jesus sei bereit, sich zu opfern. „Im Dunklen dieser Nacht gehst du hinauf nach Golgotha“, hieß es. Maria Magdalena berichtete, wie Jesus ihre Steinigung als Ehebrecherin verhindert habe. „Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“ So verzweifelt wie sie damals kniete, knie Jesus nun vor Gott. Die Sängerinnen und Sänger machten aber auch deutlich: „Jesus ist mein Licht, mein Heil.“
Weiter verfolgten die Zuschauer gebannt den Verrat durch Judas und die Festnahme Jesus. Maria Magdalena wandte sich danach verzweifelt an die Jünger und auch direkt ans Publikum in der alten Kirche: „Warum sagt ihr nichts?“ Es gab im Stück immer wieder dialogartige Szenen mit Jesus. Das Besondere dabei: Jesus war als Figur nicht sicht- oder hörbar, durch die Darstellung und die Schauspielkunst der mitwirkenden aber dennoch für alle spürbar. Weiter erzählt wurde das Wirken von Pontius Pilatus (Heiko Brand) und die Verzweiflung von Judas. Dieser sagte zum Publikum: „Was wäre mit euch heute, wenn ich es nicht getan hätte?“
Weiter ging es mit der Verleugnung Jesus’ durch Simon Petrus. Der Chor reflektierte dabei immer wieder gesanglich das Geschehene. Pontius Pilatus ließ das Volk entscheiden, wer freikommen soll, der Mörder Barabbas oder Jesus, „ein Spinner, aber keiner, der die Todesstrafe verdiene“, sagte er. Das Volk in Form der Chöre forderte den Tod Jesus’. Pilatus selbst betonte, er trage keine Schuld.
Thematisiert wurden weiterhin die Kreuzigung und das Wirken des Hohepriester Kajaphas (Christian Dosch) in der Sache. Am Ende des Chormusicals wurde nochmals ein völlig neuer Blick auf das Ende der Geschehnisse geworfen. Eine Reporterin (Stefanie Birkenfeld) berichtete mit dem heutigen Blickwinkel über die Meldungen zur Auferstehung und holte sich Interviews der damaligen Protagonisten.
Komplettiert wurde der rundum gelungene Konzertabend durch die eigens geschaffene Kulisse mit Bibliothek und Palast von Herodes. Sehr zufrieden mit dem Abend waren Kirchgäßner. „Alle hatten Spaß“, stellte er nach dem Konzert fest.
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