Wessental. Die Kirche „Sieben Schmerzen Mariens“ feiert am kommenden Sonntag, 14. September, ihr 150-jähriges Bestehen. Dies feiert die Gemeinde um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst, der von der Musikkapelle Rauenberg mitgestaltet wird. Im Rahmen dieses Gottesdienstes wird es Grußworte zum Jubiläum geben. Anschließend findet ein Fest mit Mittagessen sowie Kaffee und Kuchen im Dorfgemeinschaftshaus Wessental statt. Dort gibt es eine Ausstellung zur Kirchengeschichte.
Familie Eckert kümmert sich seit fast 100 Jahren um die kleine Kirche
Messnerin Anita Eckert sagt über die kleine Kirche, sie hänge mit Herzblut an dem Gotteshaus. „Die Kirche gehört zu mir und meinem Leben wie mein Haus“, betont sie im FN-Gespräch. Schön sei, dass Pfarrer und Gemeinde darin so nah beieinander seien. „Ein Kaplan hat die Kirche mit einer Wohnstube verglichen“, erinnert sie sich. Auch den Pfarrern gefalle es, wenn sie so nah bei den Leuten sind. Anita Eckert ist Teil einer Messnerfamilie, die sich schon seit 1928 gewissenhaft um das kleine Gotteshaus kümmert. Ihr Schwiegervater August war der erste Messner aus der Familie. Auf ihn folgten seine Söhne Helmut und Otmar. Anita übernahm nach ihrer Hochzeit mit Helmut zusammen mit ihrem Mann die Messnerstelle und führt die Aufgabe auch nach dem Tod ihres Mannes weiter. Sie übt die Aufgabe schon seit über 50 Jahren aus. „Ich bin Messnerin, schmücke die Kirche und putze sie“, sagt sie. Auch beim Jubiläum wirkt sie mit.
Zum Jubiläum haben Ingmar Bube und Wolfgang Kirchgäßner eine Broschüre erstellt. Darin heißt es, der Kirchenbau sei 1875 aus heimischem Sandstein der umliegenden Steinbrüche und Resten der alten Wasenmeisterei (einer Abdeckerei im Wald) gebaut worden. Der Bau erfolgte vorwiegend durch Bürger des Dorfs. Anstelle des Gotteshauses stand laut Chronik der Kirche zuvor nur ein Kreuz. Eine kleine Glocke, mit der die Zeit geläutet wurde, hing in einer Scheune. Die Gemeinde Wessental hatte seit 1864 eine Wochenkreuzersammlung zur Erbauung einer eigenen Kapelle durchgeführt. 1892 wurde der Chorraum zum Rundchor erweitert. 1946 baute man die Sakristei in der heutigen Größe an. Sie habe, so die Autoren, auch als möglicher Unterrichtsraum für den Religionsunterricht gedient. 1959 wurde der Innenraum neu gestaltet. 1978 gab es weitere umfangreiche Umbaumaßnahmen. 1989 und 2018 erfolgten weitere Sanierungen. Die katholische Gemeinde Wessental gehörte lange zu Neunkirchen. Dann wurde sie dem Seelsorgebezirk Rauenberg zugeteilt, heißt es in der Kirchenchronik. Noch heute gehöre Wessental organisatorisch zur Kirche in Rauenberg, sagte Eckert. Beide sind heute Teil der katholischen Seelsorgeeinheit Freudenberg.
Warum die Kirche ihren Namen erhielt, ist nicht bekannt. Der Gedenktag für die Schmerzen Marias ist seit 1814 der 15. September. Eckert erklärt, aus diesem Grund habe man sich für den Sonntag davor als Tag des Jubiläumsfestes entschieden. Seit der Erhebung von Rauenberg zur Pfarrei 1897 hat es 15 Pfarrer gegeben, die auch Wessental betreuten. 1922 habe mit Anton Eckert ein Wessentaler Primiz feiern können, heißt es weiter. Er wurde 1894 im Dorf geboren und verstarb im noch recht jungen Alter im Jahr 1943. Tätig war er als Pfarrer in Ödsbach im Schwarzwald.
Die Familie Eckert hat 1993 die Mariengrotte vor der Kirche finanziert und gebaut. Die Statue zeigt die Gottesmutter der Lourdesgrotte und wurde nach dem Entwurf des Würzburger Bildhauers Hans Fell in der Niedernberger Firma Grundhöfer in Bronze gegossen. Die Einweihung fand am 9. Mai 1993 statt. Den Festgottesdienst damals zelebrierten Pfarrer Michael Czycewski und Monsignore Ewald Brandstetter aus Würzburg, der seine Predigt auf Lourdes ausrichtete.
Letzte Hochzeit fand vor 20 Jahren statt
Anita Eckert erinnert sich gerne an die großen Marienandachten in den Jahren 1998 und 1999 mit einem Gesangsduo aus Rothenburg. „Da kamen mehrere Hundert Leute.“ Gefeiert wurden die Andachten immer im Freien an der kleinen Grotte. In der Wessentaler Kirche wurden auch schon viele Hochzeiten gefeiert und Beerdigungsgottesdienste gehalten. Laut der Broschüre zum Jubiläum gibt es in Wessental aktuell 100 Mitglieder der katholischen Kirche. Die letzte Hochzeit in der Dorfkirche liegt schon über 20 Jahre zurück. Beerdigungen hat es hingegen etliche gegeben, heißt es weiter.
Im Zusammenhang mit kirchlichen Festen gibt es auch heute noch Traditionen in Wessental, wie das Klappern. In der Karwoche von Gründonnerstag bis zur Osternacht verstummen die Glocken. Als Ersatz ziehen Jugendliche mit Klappern und Ratschen durchs Dorf. Auch die Sternsingeraktion besteht im Dorf weiterhin.
Neben der Kirche befindet sich der Friedhof des Dorfs. Bis 1892 hatte der Ort keinen eigenen Friedhof. In den Jahrhunderten zuvor wurden die Toten zunächst in Nassig und später in Neunkirchen, dann in Rauenberg bestattet. Jahrzehntelang waren, so die Chronik, im 19. Jahrhundert Bemühungen vorhanden, Wessental mit einem eigenen Friedhof auszustatten. „Am 13. Juni 1892 wurde durch den Bürgermeister Eckert die Herstellung des Friedhofs an das Wertheimer Amt gemeldet“, heißt es weiter. Bereits zwei Tage später, am 15. Juni, wurde der Wessentaler Bürgermeister angewiesen, die in Wessental verstorbenen Einwohner nicht mehr in Rauenberg, sondern auf dem neuen Friedhof beerdigen zu lassen. „Am 3. November 1892 berichtete dieser, dass der im Armenhaus gestorbene Taglöhner Eduard Hildenbrand kurz zuvor am 1. November in der ‚neuen Begräbnisstätte‘ beerdigt worden sei.“
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