„Erdbeer-Cup #1“

Erstes „Hobby-Horsing“-Turnier in Rauenberg begeistert alle

21 Teilnehmerinnen zwischen sieben und 16 Jahren waren mit großem Elan am Start.

Von 
Birger-Daniel Grein
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Die Trendsportart „Hobby Horsing“ hat auch in der Region viele Fans. Nun fand das erste Freizeitturnier dieser Art in Rauenberg statt. © Birger-Daniel Grein

Rauenberg/Wertheim. Mit dem „Erdbeer-Cup #1“ fand am Freitag auf der Bolzplatzwiese am Spielplatz das erste „Hobby-Horsing“-Freizeitturnier in Rauenberg statt. Zu den 21 Teilnehmerinnen zwischen sieben und 16 Jahren gehörten auch mehrere Kinder aus der Großen Kreisstadt Wertheim. Generell kamen die Teilnehmer zumeist aus der weiteren Region um Freudenberg.

Die elfjährige Emma Blew aus Wertheim ist beispielsweise eine von ihnen. Seit etwa vier Jahren ist sie beim „Hobby-Horsing“ aktiv. Dabei könne man kreativ sein und eigene Steckenpferde kreieren, erklärte sie im Gespräch mit den FN. An den sportlichen Herausforderungen gefällt ihr, dass man sich immer steigern könne, etwa bei der Sprunghöhe. Sie trainiert fünfmal pro Woche mit dem Steckenpferd im Garten ihrer Familie, manchmal auch zusammen mit einer Freundin.

Für Emma war es der erste Wettkampf dieser Art.„Ich hätte es nicht so spannend erwartet. Es sind mehr Teilnehmer, als ich dachte“, sagte sie. Sie reitet auch auf echten Pferden. Diese „haben einen eigenen Charakter und machen, was sie wollen“, meinte sie. Beim „Hobby-Horsing“ sei man quasi selbst das „Pferd“ und habe die volle Kontrolle.

Melina (16) kam extra aus der Nähe von Heidelberg zum Turnier. Sie tritt auch bei offiziellen Turnieren der Sportart an und war bereits zwei Mal bei der Weltmeisterschaft in Finnland dabei. Der sportliche Reiz der Sportart sei, dass man präsentieren könne, was man erreichen kann, betonte die junge Sportlerin.

Jurorinnen waren in Rauenberg Madeleine Weis und zwölfjährige Zoey Braun. Angeboten wurden die Wettbewerbe Stilspringen, Zeitspringen, Mächtigkeitsspringen und Dressur. Wie Zoey sagte, achte man bei der Bewertung auf das Gesamtbild, das so nah wie möglich am echten Reitsport sein sollte.

Der Sport mache Spaß und trainiere vielfältige Bereiche, betonte Weis. Diese hat beim Deutschen „Hobby-Horse“-Verband (DtHHV) eine Trainerschulung in Freiburg absolviert. Sie will künftig auch Workshops für Kinder beim FC Rauenberg anbieten.

Hochsprung, Ausdauer und Kraft

Wie Weis erklärte, führe man mit dem Steckenpferd als Sportgerät verschiedene Bewegungen aus, die an der echten Bewegung eines Pferds angelehnt sind: Schritt, Trab, Galopp und Sprünge über verschiedene Hindernisse. Der Rekord für Sprünge liege aktuell bei 1,42 Meter. „Der Sport ist eine Mischung aus Hochsprung, Ausdauer und Kraft.“ Er erinnere sie in den Gangarten zudem an rhythmische Sportgymnastik. „Trainiert werden beim ,Hobby-Horsing‘ Ausdauer, Kraft, Körperspannung und Koordination.“ Zudem fördere es die Kreativität. Für die „Dressuren“ entwickle man eigene Choreografien zu Musik. Das fördere auch das Rhythmusgefühl.

Für das Sportgerät gebe es klare Vorgaben. „Man braucht ein Steckenpferd ohne Rollen, also den Stab mit einem Pferdekopf, sowie das Halfter mit Zügeln.“ Viele Steckenpferde würden Kinder und deren Familien selbst bauen. Dies gelte auch für Halfter und Zügel. Es gebe zudem allerlei spielerisches Zubehör für die „Hobby-Horses“. Für die Kinder sei der Umgang mit den Steckenpferden auch ein Rollenspiel, sagte Weis, und ebenso für Erwachsene interessant. „Die Ernsthaftigkeit der Sportart steigt.“ Es gebe in Deutschland bereits Sportvereine mit Trainingsgruppen für Erwachsene. „Das Rollenspiel verliert sich bei den Älteren und der Sport geht in den Mittelpunkt.“

Wie bei anderen Sportarten gehöre auch beim „Hobby-Horsing“ zu Beginn das Aufwärmen zum Training. Man spiele zum Beispiel mit dem „Hobby-Horse“ Prellball. „Das ist anstrengend, da man nur eine Hand zum Fangen und Werfen frei hat, und die Bewegung ist eine andere als ohne ,Hobby Horse‘.“

Viele Reitschulen würden inzwischen auch „Hobby-Horsing“-Kurse anbieten. Diese seien für Familien günstiger als der normale Reitsport. „Der Vorteil des Sports ist, er motiviert Kinder, sich zu bewegen, draußen und in der Halle.“

Das Turnier in Rauenberg orientierte sich an den DtHHV-Regeln. Damit man mit dem „Hobby-Horse“ an einem zertifizierten Turnier teilnehmen darf, muss dieses mindestens 300 Gramm wiegen. Die erste deutsche „Hobby-Horse-Meisterschaft“ fand laut Verband 2024 in Frankfurt am Main statt. Die nächste soll am 2. und 3. Mai 2026 im Sportzentrum Kalbach in Frankfurt am Main stattfinden. Dafür wird es verschiedene Qualifikationsmeisterschaften geben.

Nach Aussagen der Verantwortlichen der Community-Plattform „Hobby Horsing Germany“ und des DtHHV gibt es in Deutschland über 8.000 aktive „Hobby-Horser“. Mehr als 300 Vereine bieten es als eigene Sparte an, davon sind rund 200 Reitvereine und etwas über 100 Sportvereine. Zudem gibt es mittlerweile fünf Vereine, die sich ausschließlich dem Hobby-Horsing widmen.

Informationen zur Sportart und dem Verband gibt es unter www.deutscher-hobby-horsing-verband.de im Internet.

Aktion gegen Hassrede

Bekannt geworden ist „Hobby-Horsing“ maßgeblich über die sozialen Medien. Dies hat aber auch Schattenseiten. Wie die Initiative „H.U.S.H. – Hobby Horse Riders United Against Hate“ feststellt, haben in den vergangenen Jahren Intoleranz, Hass und Häme in den sozialen Netzwerken zugenommen, was besonders junge Kinder und Jugendliche betreffe. „Unter harmlosen Posts und Artikeln häufen sich Kommentare voller Spott, Sexualisierung und Hass“, heißt es auf der Internetseite der Initiative. Ein unschuldiges Hobby werde lächerlich gemacht, politisiert und entmenschlicht. „Und während Plattformen oft wegsehen, bleiben die Betroffenen allein zurück. Sie sind verletzt, verunsichert, eingeschüchtert“, beklagt die Initiative.

Mit der Aktion „Hobby Horse Riders against HATE“ möchte H.U.S.H. ein starkes Zeichen dagegen setzen und die Öffentlichkeit sensibilisieren. Dazu heißt es: „Wir möchten zeigen, dass Hobby-Horsing ein gesundes und vielfältige Fähigkeiten förderndes Hobby ist, das Respekt und Unterstützung verdient. Es ist wichtig, die Öffentlichkeit auf die negativen Auswirkungen von Intoleranz und Hass aufmerksam zu machen und gemeinsam dagegen vorzugehen.“

Die Initiative besteht nach eigenen Angaben aus Trainerinnen, Eltern und Unterstützerinnen von „Hobby-Horse“-Reiterinnen und -Reitern. Weitere Informationen gibt es unter www.hushagainsthate.org im Internet.

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