Vernissage

Eine neue Sicht der Dinge

Amtshausgalerie Freudenberg zeigt in einer Doppelausstellung bis 20. Oktober Malerei von Sonja Haamann und Skulpturen von Alexander Weinmann

Von 
Birger-Daniel Grein
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Über die besonderen Werke von (von links) Alexander Weimann und Sonja Haamann in der Freudenberger Amtshausgalerie freuen sich Bürgermeister Roger Henning sowie Laudator und Gemeinderat Heiko Brand. © Birger-Daniel Grein

Freundenberg. Die Amtshausgalerie bietet immer wieder besondere Ausstellungen. Dieses Mal verbindet sie Malerei der gebürtigen Freudenbergerin Sonja Haamann mit besonderen Skulpturen von Alexander Weinmann. Besonders war auch die Vernissage am Samstagabend, nicht nur wegen des Laudators Heiko Brand. Musikalisch umrahmt wurde der Abend vom Akustikduo Romanike (Roman Doubravsky und Ulrike Walter). Sie stimmten mit „Imagine“ auch ein Friedenslied an, was die Gäste der Vernissage besonders bewegte.

Bürgermeister Roger Henning freute sich, dass sehr viele Menschen, die einmal mit Freudenberg zu tun hatten, ob sie nun dort geboren wurden oder längere Zeit Gast waren, von Zeit zu Zeit zurückkommen. Damit bezog er auch Weinmann mit ein. Sein Debüt in Freudenberg hatte dieser bereits mit der Ausstellung seiner Skulpturen 1987 auf der Freudenburg. Die Freundschaft zu Haamann führte ihn nun wieder in die Kleinstadt.

Heiko Brand sagte einleitend: „Bevor es zu dem eigentlich, nämlich den beiden Künstlern geht, möchte ich diejenigen die gerade grübeln, was der Heiko Brand trotz überschaubarem Kunstverständnis hier vorne macht, nicht länger auf die Folter spannen.“

Er kenne Haamann sehr gut. Als er von ihrem künstlerischen Schaffen erfuhr, hab er und andere gesagt: „Mensch stelle doch mal in Freudenberg aus.“ Um sie dazu noch zusätzlich zu motivieren, habe er aus einer Bierlaune heraus gesagt: „Wenn du ausstellst, halte ich die Laudatio.“

Dies scheine sich bei Haamann eingebrannt zu haben. „Beim Erstgespräch zwischen ihr und Caroline Becker vom Tourismus und Kulturbüro hat sie dies geäußert und wer Caroline kennt, weiß: Ich komme aus der Nummer hier nicht mehr raus.“ Er freue sich die Einführung halten zu dürfen, so Brand. Er ging ausführlich auf Leben und Werk der beiden Künstler ein.

Sonja Haamann habe als gebürtige Freudenbergerin ihre Kindheit und Jugendzeit hier in Freudenberg verbracht. Seit 1978 lebe sie mit ihrem Mann Ernst Haamann in Konstanz. „Sie hat in all den Jahren ihre Verbindung nach Freudenberg aufrechterhalten und Ihre Kontakte gepflegt.“

Mut zum Ausprobieren

Ihre ersten Versuche mit Farbe und Leinwand hätten Anfang der 90er Jahre in diversen Workshops bei Ute von Allwörden begonnen. „Für Sonja bedeutet die Malerei Entspannung. Ihre Bilder sind nicht geplant und entstehen eher zufällig.“ Im Mittelpunkt stehe die Auseinandersetzung mit der Malerei. „Hierbei ist sie sehr experimentierfreudig. Sie mischt die Acrylfarben mit anderen Werkstoffen wie zum Beispiel Sand oder Kaffee.“

Der Mut zum Ausprobieren, der Austausch mit befreundeten Künstlern sowie auch gelegentlich noch ein zusätzlicher Malkurs brächten sie auf neue Ideen. „Bei Ihren Bildern schauen wir gleich auf große und kleine abstrakte Kompositionen, die in den letzten Jahren entstanden sind.“ Die Farben würden Schicht für Schicht aufgetragen. „Es kommen weiterhin Techniken wie Abkratzen, Wischen und Abschleifen zum Einsatz.“ Die Bilder änderten ihr Aussehen je nach Abstand, den man zu ihnen einnimmt, stellte er seinen Eindruck fest.

„Ihre Malerei ist eine Malerei ohne Geschichte. Ihre Bilder beziehen sich ausschließlich auf die Farben und die verwendeten Materialien.“ Haamann schaffe ihre Bilder in der Konstanzer Niederburg im Gemeinschaftsatelier „Kunst und Kunst“. Sie habe von 2017 bis heute diverse Ausstellungen im Raum Konstanz befüllt. „Wir sind froh, dass es Ihre Werke jetzt auch mal in ihren Heimatort Freudenberg geschafft haben“, so Brand.

Alexander Weinmann, der in Freiburger geboren und heute in Radolfzell lebt, betreibe sein Atelier in Singen. Er fertige Skulpturen an. „Ich denke für die Amtshausgalerie ergeben die Bilder von Sonja Haamann und Alexander Weinmann eine tolle Kombination“, sagte Brand.

Heute seien Begriffe wie Upcycling und Recycling topaktuell. „Alexander Weinmann ist der heutigen Zeit bereits Jahrzehnte voraus, denn seine Werke stammen aus Holz- und Metallfundstücken. Speziell die Metallteile sind Reste aus industrieller Produktion“, so Brand. Aus sicherer Quelle wisse er, dass auch schon vor Jahren der Schrottcontainer der hiesigen Firma Haamann Metalltechnik nach Verwendbarem durchsucht wurde.

Hervorragende Ergänzung

„Alexander Weinmann unternimmt weiterhin Streifzüge durch abgelegene Gegenden und Abbruchhalden und sammelt, was ihm ins Auge springt.“ Die Fundstücke würden dann dem ursprünglichen Kontext entrissen. „In einer anderen Formensprache wird jetzt der Industrieabfall sowie das Holz neu arrangiert.“ Viele seiner Objektkompositionen gingen auf Urformen der Skulptur zurück. „Immer wieder begegnet man Torsi, Wächter, und Zeichen.“

Die ästhetische Wahrnehmung ziele auf eine veränderte Wahrnehmung, auf eine neue Sicht der Dinge ab. „Aus scheinbar wertlosem Schrott werden archaische Wächter, und Zeichen. Die Magie der Symbolsprache zeigt den Verfall und die Vergänglichkeit der Dinge und hält sie gleichzeitig auf.“ Bei der Begegnung mit seinen Werken spüre man die Kraft und das Feuer, die der Bildhauer Alexander Weinmann in seine Werke einbringe. „Er hat von 1981 bis heute an unzähligen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland teilgenommen.“

Brand zeigte sich überzeugt: „Die Gemälde von Sonja Haamann und die Skulpturen von Alexander Weinmann ergänzen sich hervorragend. Verstärkt werden diese Eindrücke noch durch das nostalgische Gebäude der Amtshausgalerie.“ Die besonderen Werke beider Künstler regten auch die Vernissagegäste an, sich mit diesen auf besonderen Erinnerungsfotos zu verewigen.

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