Freudenberg. Eine besondere Ausstellung ist ab sofort in der Amtshausgalerie Freudenberg zu sehen. Nicht nur, dass der Künstler Immanuel Maria Gans erst 17 Jahre alt ist und seine erste Ausstellung präsentiert. Auch die Entstehung der Bilder ist besonders. Die Werke, die der Stadtprozeltener in der in Galerie zeigt, stehen unter dem Motto: „Mittendrin. Digitale Malerei“ und sind bis auf eine Ausnahme alle am Computer entstanden. Am Samstag wurde die Ausstellung mit einer Vernissage eröffnet, die von Immanuel Gans am Klavier zusammen mit seiner Schwester Anna-Maria Gans (Geige) musikalisch begleitet wurde.
Zur Entstehung seiner Werke berichte der junge Künstler im Gespräch mit unserer Zeitung, der Computer sei für ihn einfach ein anderes Zeichenmedium wie zum Beispiel Acrylfarbe. Er arbeite mit dem Programm „Clip Studio Paint.“ Die Zeichnungen erstellt er mit einem speziellen Stift auf einem Zeichentablet.
Dabei schaut er immer auf den Monitor, nicht aufs Tablet selbst. Alle Elemente der ausdrucksstarken Bilder malt er so selbst von Hand. „Ich mache jeden Pinselstrich selbst“, betonte er. Ein Vorteil des digitalen Arbeitens ist für ihn auch die Möglichkeit der Zeichenebenen im Programm.
Erste Inspirationen für seine Zeichnungen fand er in Videospielen, deren Figuren und fantastische Welten. Sein Interesse an der digitalen Malerei wurde geweckt, da seine Idole, darunter international bekannte Kunstschaffende, ihre digitalen Werke auf Instagram präsentierten.
Digitale Zeichnungen seien auch im Welten- und Charakterdesign bei Computerspielen oder der Filmkonzeption übliche Mittel. Er selbst widme sich seit etwa fünf Jahren der digitalen Malerei. „Vor sechs Jahren habe ich mit dem Zeichnen mit Bleistift angefangen“, fügte er hinzu. Seine erste Ausstellung zu eröffnen, sei für ihn sehr aufregend, „fast surreal.“
Es sei auch das erste Mal, dass er die Bilder als Fotodrucke sehe, sonst kenne er sie nur vom Monitor. Immanuel Maria Gans geht in die elfte Klasse des Johannes-Butzbach-Gymnasiums Miltenberg. Er kann sich Vorstellen später zum Beispiel im Videospieledesign oder der Illustration zu arbeiten, vielleicht aber auch als freier Künstler.
Zu sehen sind in der Ausstellung 26 seiner Werke, davon 25 digitale. Außerdem zeigt ein Video wie ein Werk von ihm im Zeichenprogramm entsteht.
Bürgermeister Roger Henning betonte in seiner Ansprache zur Vernissage, man habe mit der Amtshausgalerie ein Kleinod, dass man hege und pflege. Ihm persönlich sei es wichtig, in Freudenberg Kunst und Kultur zu fördern und wieder interessante und neue Angebote zu schaffen. Die Kunstförderung sei für die Landes- und Stadtpolitik eine wichtige und zentrale Aufgabe. „Dabei denke ich vor allem an den künstlerischen Nachwuchs.“
Vielfältiger Künstler
Gerne biete man auch den jungen Kunstschaffenden in der Amtshausgalerie eine Plattform. Mit Blick auf Immanuel Gans musikalischen Beitrag an der Ausstellungseröffnung betonte Henning, Gans sei ein sehr vielfältiger Künstler. Die Kunst lehre die Menschen, ihre Sinne zu schärfen für das Geflecht von kleinen Dingen, Situationen und Stimmungen, die man üblicherweise übersehe. Sie rege den Betrachter zu neuen Denkmustern und Verhaltensweisen an.
Er erklärte weiter, sowohl Politiker als auch Künstler wollen die Realität gestalten. „Die Gestaltungsfreiheit der Politik ist jedoch viel beschränkter als die der Kunst.“ Künstler wie Politiker stellten sich, und das, was sie zu sagen haben, der öffentlichen Diskussion und lassen das Publikum entscheiden. Was für Politiker die Wahlen seien, seien für Künstler die Ausstellungen. Dem jungen Künstler und allen weiteren an der Ausstellung beteiligten wünschte er viel Erfolg.
Die Laudatio des jungen Künstlers übernahm sein Vater Carsten Gans. Dieser stellte einleitend fest, Laudatio sei bei einem so jungen Künstler übertrieben, er wolle die Gäste aber mitnehmen durch Immanuels Weg zur Kunst. Es seien sehr subjektive Erzählungen, dafür aber mittendrin.
Etwas scherzhaft meinte er, als man Immanuel den zweiten Vornamen Maria gab, hab man vielleicht an seine spätere Ausstellung gedacht, denn der Zweitname Maria werde mit vielen bedeutenden Kunstschaffenden verbunden.
Inspirationen
Die Einschätzung, wann Kunst beginne, gehe weit auseinander. Wenn Bilder schön oder interessant seien, könnte es Kunst sein, wenn man beim Betrachten etwas in sich spürt sei es vielleicht tatsächlich Kunst. Begonnen mit dem Zeichnen habe sein Sohn als Elfjähriger im Kunstunterricht. Das Bild hatte er auch mitgebracht.
Er habe gemerkt, dass sein Sohn viel am Computer spiele. Als seine Eltern habe man sich die Frage gestellt, ob dies gut sei. So habe er sich beim Spielen neben ihn gesetzt und von ihm erfahren, er spiele nicht nur, sondern hole sich auch Inspirationen für seine Kunst.
Im vergangenen Jahr habe man Kontakt mit Caroline Becker von der Amtshausgalerie aufgenommen. Carsten Gans dankte ihr und der Stadt für die Unterstützung. Außerdem verriet er, dass eines der Bilder in der Ausstellung traditionell gemalt ist und lud die Gäste ein, zu überlegen, welches es sei.
Caroline Becker dankte dem Gemeinderat und allen weiteren Geldgebern für die Unterstützung der Galerie. Sie berichtete zudem, dass aus dem Restvermögen des aufgelösten Kunstkreis Freudenberg 670 Euro an die Galerie gingen.
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