Boxtal. Benjamin Krull, bekannt als Zauberer Bennini, setzt sich schon lange dafür ein, Familien mit Kindern mit Down-Syndrom (Trisomie 21) eine Stimme zu geben, Eltern die Angst zu nehmen und aufzuklären. Sein Sohn Ben hat das Down-Syndrom. Zu dessen sechstem Geburtstag am 20. September gibt der Boxtaler unter seinem Zauberernamen sein erstes Musikalbum heraus, das sich komplett diesen Menschen widmet. Es trägt den Titel „Was heißt denn hier Down? – Songs über das Leben mit dem Down-Syndrom“.
Das Album enthält 14 Lieder mit je drei bis vier Minuten Länge zu ganz verschiedenen Bereichen rund um das Thema. Die Lieder sind mal freudig, mal emotional und mal wachrüttelnd. Die Genres reichen von ruhig bis rockig. Das Album kann man ab Samstag um Mitternacht auf 150 europäischen Streamingplattformen und auf iTunes hören. Außerdem gibt es das Album auf CD. Diese kann aktuell über den Onlineshop von Zauberer Bennini bestellt oder bei Krull persönlich gekauft werden. An weiteren Vertriebswegen arbeite man, berichtete Krull im FN-Gespräch.
Große Zahl an Vorbestellungen
Die Erstauflage der CD liege bei 500 Exemplaren. Die meisten seien schon über Vorbestellungen verkauft. Gespräche zum Projekt führe man unter anderem mit Influencern zum Down-Syndrom und dem Deutschen Down-Syndrom-Info-Center, einer deutschlandweiten Anlaufstelle. Krull wünscht sich auch, dass es das Album zukünftig für die „Toniebox“ gibt.
Das Album hat Krull seinem Sohn gewidmet. Bewusst hat er sich dafür entschieden, die CD selbst herauszugeben. „Die meisten Menschen mit Down-Syndrom brauchen etwas Haptisches, was man anfassen und einlegen kann.“
Für die Aufnahme nutzte er künstliche Intelligenz (KI), verbunden mit viel Kreativität und manuellen Anpassungen für die CD.
Keine Lieder zu dem Thema
Angefangen habe es vor etwa anderthalb Jahren. „Da habe ich begonnen, mit KI eigene Musik für meine Zaubershows zu machen. Auch der Gesang war damals komplett KI-basiert.“ Er habe sich viele Gedanken darüber gemacht, dass es im deutschsprachigen Raum keine Lieder gebe, die sich mit dem Down-Syndrom beschäftigen.
Ende 2024 begann er mit dem Schreiben seines ersten Lieds „Liebe zählt keine Chromosomen“. Es erschien zum Welt-Down-Syndrom-Tag am 21. März 2025 auf allen Streamingdiensten. Den Song hatte Krull bereits selbst eingesungen. Die Texte für dieses und allen weiteren Lieder schrieb er selbst. Eingesungen wurde am heimischen PC. „Ich habe einfach losgelegt.“
Warum er seine Stimme durch KI verändert hat? „Sonst wäre mein Gesang Katzengejammer“, meint er. Auch die Musik entstand durch künstliche Intelligenz, wobei er manuell einiges nachgeregelt habe, zeigte er den Arbeitsaufwand auf.
Viel Lob und noch mehr Vorschläge
Den ersten Song habe er in Down-Syndrom-Gruppen in den sozialen Medien präsentiert. „Ich bekam Lob für die Idee und Vorschläge für weitere Songthemen.“ Auf seine Anfragen nach konkreten Vorschlägen und Geschichten, habe er sehr viele Rückmeldungen bekommen, die in die Songs einflossen.
Eine Geschichte aus einer Gruppe habe ihn besonders gerührt. Aus ihr wurde das Lied „Du hast uns gewählt“. Es gehe um ein Kind mit Down-Syndrom, das die leiblichen Eltern weggegeben haben und das in eine gute Pflegefamilie kam. „Diese ist immer für das Kind da und es hat auch Kontakt zu den leiblichen Eltern.“
Aufklären und wachrütteln
Zwei Lieder wollen die Zuhörer wachrütteln. Neun von zehn Kindern mit der Diagnose Down-Syndrom würden abgetrieben und nie geboren, so Krull. Der Song „Einer von zehn“ widmet sich dem einen Kind, das lebt. Der zweite Song „Einer von neun von zehn“ beschreibt die Nachricht eines Kindes, das nicht leben durfte. Mit den Liedern wolle er aufklären, sagte er. Weitere Lieder beschäftigen sich beispielsweise damit, wie schön es ist, mit einem Kind mit Down-Syndrom zu leben, auch wenn es anders ist. Ziel der Musik sei, dass die Akzeptanz gegenüber Menschen mit dieser Chromosomen-Anomalie steige. Er räume auch mit Vorurteilen auf. Ein Song ist auch John Langdon Down gewidmet. Er hatte 1866 das Syndrom erstmals wissenschaftlich beschrieben.
Der Song „Danke Mama, danke Papa“ sei eine Hommage an alle Eltern, die ihr Leben mit einem Kind mit Down-Syndrom verbringen. „Es ist der Lieblingssong von meinem Sohn Ben.“ Der tanze auch gerne dazu.
Zur CD gibt es auch ein Booklet mit allen Texten und einer Erklärung zu den Liedern. Zu jedem Songtext gibt es ein passendes Bild im gemalten Stil - ebenfalls KI-generiert. „Für manche Bilder benötigte ich 25 Anläufe“, erklärte er.
„Konzerte wird es auf keinen Fall geben“, betonte Krull abschließend auf Nachfrage.
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