Aub/Baldersheim. Dunkle Wolken zogen am Samstag über die Reichelsburg. Ein Regenguss nach dem anderen ging über dem alten Gemäuer nieder, Blitze zuckten, Donner grollte. Eigentlich sollte hier das Reichelsburgfest der Musikgemeinschaft Baldersheim Burgerroth stattfinden, sollte Blasmusik erklingen, sollte froher Festbetrieb herrschen. Bei dem Wetter aber war niemand auf der Burg. – Das Reichelsburgfest fand dennoch statt, aber nicht hier.
Über Tage hinweg hatten die Aufbauhelfer das Festinventar auf der Burgruine aufgebaut, immer mit einem bangen Blick zum Himmel, denn der Wetterbericht verhieß nichts Gutes. Als die Wettervorhersagen dann immer ungünstiger wurden, hatten sich die Veranstalter dazu durchgerungen, das Gelände an der Burgruine zu räumen.
Das Reichelsburgfest wurde in den Ort verlegt, mitten nach Baldersheim, in die Musikscheune von Michael Neckermann. Diese Entscheidung erwies sich im Nachhinein als goldrichtig.
Während draußen die Gewitter tobten, ein Regenschauer nach dem anderen niederging, herrschte in der Scheune reger Festbetrieb. Wenn der Platz etwas weniger war, rutschte man eben zusammen. So konnte Bürgermeister Roman Menth termingerecht das diesjährige Fest eröffnen.
Den Schlüssel für das Veranstaltungsgelände nahm das Truchseßpaar Josef und Sabine Hoos dieses Jahr allerdings nicht aus den Händen des Bürgermeisters entgegen. Michael Neckermann, der Hofmarschall, überreichte die Schlüssel als Hausherr, verbunden mit der Ermahnung: „Ihr könnt hier feiern, aber mein ‘Moustkeller’ ist tabu!“
Wie Bernd Geißendörfer, Vorsitzender der Musikgemeinschaft, zu berichten wusste, fiel es schon schwer, am Donnerstag bei strahlendem Sonnenschein damit zu beginnen, das bereits aufgebaute Festinventar in der Burgruine wieder abzubauen und damit in die Festscheune umzuziehen. Im Nachhinein erwies sich diese Entscheidung aber als richtig. Bei den am Wochenende niedergehenden Wassermassen hätte auf der Burg niemand ein Fest besucht.
So aber konnten am Wochenende der Truchseß und seine Burgdame am Eingang des Festgeländes zahlreiche Gäste begrüßen, wie gewohnt per Handschlag, nur halt nicht auf der Zugbrücke zur Burg, sondern vor der Scheune. Mit dem Verlauf des Festes waren die Veranstalter dennoch zufrieden. Am Freitag, beim Liveauftritt der Coverband N.O.T. bevölkerten mehr als 500 Gäste die Festscheune, wie Truchseß Josef zu berichten wusste. Auch am Samstag beim Einzug des Truchsess war die Festscheune gut besucht.
Zwar dauerte es dieses Mal etwas länger, bis die am Spieß gegrillte Sau aufgegessen war, aber schon vor 21 Uhr schälte Christoph Hoos das letzte Fleisch vom Gerippe des gegrillten Rüsseltieres.
Bis in die Nachtstunden sorgten die Stalldorfer Musikanten für Stimmung in der festlich geschmückten Scheune und die Gäste zeigten sich ausdauernd, vielleicht gerade auch, weil es draußen recht ungemütlich war.
Auch am Sonntag lief des Reichelsburgfest programmgemäß ab. Nach dem Festgottesdienst unterhielten die Acholshäuser Musikanten zum Mittagessen. Das fränkische Hochzeitsessen (gekochtes Rindfleisch mit Nudeln und Meerrettich) fand regen Zuspruch.
Die Jugendkapellen und Flötengruppen zeigten, was sie an musikalischen Darbietungen bereits intonieren konnten. Am Nachmittag unterhielt die Blasmusikgruppe Viva Bella Musica“ mit böhmischer und egerländer Blasmusik und zum Festausklang am Abend gab es Blasmusik vom Feinsten mit dem Rhön Quartett. Der Mostkeller des Hofmarschalls übrigens blieb im Verlauf des Festes vollkommen unangetastet, zumal die dort gelagerten Mostfässer ohnehin nicht gefüllt waren.
Das nächste Reichelsburgfest in zwei Jahren soll planmäßig dann wieder auf der Burg stattfinden. Im nächsten Jahr fällt die Veranstaltung aus, denn da feiert die Baldersheimer Feuerwehr ihren 150. Geburtstag.
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