Frauental. Zweimal ging es gut, beim dritten Mal aber war Zerstörungswut im Spiel: Als vor 500 Jahren mehrmals aufständische Bauern auch durchs Steinachtal zogen, geriet das Kloster Frauental in die Wirrnisse des Krieges und wurde im Mai 1525 zum Teil zerstört. Doch noch heute, 500 Jahre später, prägt das Kloster das Dorf nachhaltig. Das sieht man schon am Namen, denn im Volksmund sprechen alle nur von „Gloaster“ statt von „Frauental“. Der örtliche Museumsverein hat es sich zur Aufgabe gemacht, das ehemalige Kloster zu erhalten.
Als der Bauernkrieg vor 500 Jahren über die Region herein brach, war das Zisterzienserinnenkloster im beschaulichen Steinachtal, einem Nebental der Tauber, schon in einer ungewöhnlichen Lage. Denn der Besitzer, der Markgraf aus Ansbach, war bereits früh dem neuen Glauben zugetan – da war ein katholisches Kloster womöglich für ihn nicht mehr von höchster Priorität. Gegründet worden war das Kloster knapp 300 Jahre zuvor, im Jahr 1232 von den Brüdern Gottfried und Konrad von Hohenlohe, die auf der nur wenige Kilometer entfernten Burg Brauneck saßen. Sie hinterließen ein Erbe, dem sich das Dorf Frauental heute noch verpflichtet fühlt. „Viele identifizieren sich mit dem Kloster“, sagt der seit rund 20 Jahren amtierende Ortsvorsteher Rainer Preiss. „Ich bin stolz auf meine Kloastermer, dass sie so mitmachen“.
„Frauental“ sagt fast niemand, das Dorf heißt „Kloster“
„Frauental“ sagt hier niemand, und nicht nur hier. Im ganzen Umkreis bis hinein ins Bayerische heißt das Dorf nur „Gloaster“ - wobei man sicher darüber streiten kann, wie dieser mundartlich geprägte Name geschrieben wird. Gloster, Kloster oder Gloässter - für Auswärtige kann der Begriff schon mal zum Problem werden – so war das auch für Gertrud Schneider, als sie vor vielen Jahren erstmals mit Frauental in Berührung kam. „Da sagte mir jemand, er sei aus Kloster. Ich hatte keine Ahnung, wo das liegt“, erinnert sie sich schmunzelnd. Heute kann ihr das nicht mehr passieren. Sie ist längst eng verbunden mit Frauental und seiner Geschichte – und hat sich als Ideengeberin der „Rauhnachtwanderungen“ rund im Frauental einen Namen gemacht.
Den Museumsverein Kloster Frauental gibt es erst seit 2016. Vorher lag die Betreuung des seit 1990 existierenden Museums „Vom Kloster zum Dorf“ beim Museumsverbund Oberes Taubertal. Nach dessen Auflösung wurde der Museumsverein gegründet und Wolfgang Willig aus Bad Mergentheim zum ersten Vorsitzenden gewählt. Sein Nachfolger wurde 2024 Helmut Kreiselmeier, der den Verein in die Zukunft führt. Auch ihm liegt der Erhalt des historischen Erbes am Herzen. Mit neuen Initiativen will man das Museum noch stärker in den Fokus rücken, etwa durch Kurzfilme, die sich Besucher ansehen können. Themen dieser visuellen Präsentationen sind unter anderem die so genannten Exulanten – Glaubensflüchtlinge vor allem aus Österreich - die Nonnen und der Amtmann Georg Christoph Meyer. Dazu kommt in absehbarer Zeit noch ein Beitrag über die Hübnerschaft. Amtmann Meyer beschert dem Kloster eine besondere Attraktion: Sein Leichnam ruht mumifiziert seit Mitte des 18. Jahrhunderts in der Unterkirche – zusammen mit seiner Frau und einem Kind. Die drei Leichname sollen sich aufgrund der Bildung von Kieselsäuregas mumifiziert haben. Sie wurden 1879 in der Gruft unter der Kirche gefunden.
Erst seit 1791 politische Gemeinde
Frauental ist ein junges Dorf – und ein „gescheites“, wie Rainer Preiss augenzwinkernd anmerkt. Denn schon im Jahr 1792 wurde hier eine Schule gegründet, die bis zur Kommunalreform im Jahr 1972 bestand. Erst ein Jahr vor der Schulgründung – 1791 – war Frauental eine selbstständige politische Gemeinde geworden – auch das ein Novum. Und nicht das einzige. Denn zu Gloaster gehören auch mehrere Höfe – wobei der Lohrhof der mit Abstand älteste ist. Er wird schon Ende des achten Jahrhunderts urkundlich erwähnt. Als die Hohenloher Adligen das Kloster im Jahr 1232 gründen, tun sie das mit Bedacht. Es lag abseits, quasi in der Einöde, und es lag an einem Wasserlauf. Außerdem gab es eine nicht versiegende Quelle. „Die Hohenloher waren superreiche Leute, sie haben das Kloster auch als eine standesgemäße Grablege gestiftet“, sagt Helmut Kreiselmeier. Davon ist allerdings nichts übrig geblieben, denn die Epitaphien der Stifterfamilien wurden im 18. Jahrhundert zerstört.
Helmut Kreiselmeier verweist darauf, dass das Kloster auch ein Wirtschaftsbetrieb war, unter anderem mit Waldbesitz und einer eigenen Schäferei – von der noch heute die historische Schäferei hoch über Frauental zeugt. Als Wirtschaftsbetrieb war das Kloster auch eine Konkurrenz zu den Bauern. Während diese unter hohen Abgaben litten, war das Kloster davon befreit. So wundert es nicht, dass sich die einfachen Leute, die immer mehr verarmten, irgendwann gegen diese Ungerechtigkeit auflehnten. „Die Unterdrückung wurde allgemein immer stärker“, so Helmut Kreiselmeier. In Verbindung mit religiösem Fanatismus schwappte dann eine Welle der Zerstörung durch Süddeutschland, der neben dem Kloster Frauental auch die Burg Brauneck und viele weitere Klöster und Burgen zum Opfer fielen.
Das Museum „Vom Kloster zum Dorf“ ist längst nicht die einzige Nutzungsform der Klosteranlage. Es gibt regelmäßig Konzerte, die dank der tollen Akustik immer ein besonderes Erlebnis sind. Auf reges Interesse stoßen auch die historische und die Nonnen-Sonderführungen. Und nicht zu vergessen: Das ehemalige Kloster dient dem Resozialisierungsprojekt „Projekt Chance“ des CJD Creglingen seit rund 20 Jahren als Heimstatt. Das Projekt Chance ist ein Angebot des Jugendstrafvollzugs in freien Formen und wendet sich an so genannte Mehrfach- und Intensivtäter im Alter von 14 bis 21 Jahren, die zu einer Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt wurden.
Vorher residierte im Kloster die Jugendhilfe Creglingen – damals noch unter dem Begriff „Jugendhilfe Land“. Sie war 1953 gegründet worden. 2004 folgte der Umzug an den heutigen Standort in Creglingen. Und so hat das Kloster schon viele Nutzungskonzepte erlebt, von denen sich seine Gründer mit Sicherheit keine Vorstellung machen konnten. Die einzige Konstante scheint der Wandel. Die Frauentaler jedenfalls blicken mit Stolz auf ihre wechselvolle Geschichte. Und dass es im Ort auch junge Leute gibt, die sich etwa bei den Rauhnachtwanderungen engagieren, gibt den Verantwortlichen Hoffnung, dass das Dorf trotz sinkender Einwohnerzahlen eine blühende Zukunft hat.
Vortrag am 4. Juni
Die Klosterkirche mit dem Museum „Vom Kloster zum Dorf“ ist geöffnet vom 1. April bis zum 1. November an Samstagen, Sonntagen sowie Feiertagen jeweils 14 bis 17 Uhr.
Eine Gruppenführung während der Woche ist nach Voranmeldung möglich. Anmeldung an: Helmut Kreiselmeier, Telefon 07933/872, Wolfgang Willig, Telefon 07931/95 88 700.
Die Ereignisse des Jahres 1525 und ihre Auswirkungen bis in die heutige Zeit beleuchtet Prof. Dr. Horst F. Rupp aus Würzburg in einem Vortrag zum Bauernkrieg am Mittwoch, 4. Juni, ab 19 Uhr in der Frauentaler Klosterkirche. Der Titel des Vortrags von Prof. Rupp lautet: „Bauernkrieg in Franken: Rothenburg – Frauental – Brauneck“.
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