Buchen. Treffpunkt mit Ute und Wolfgang Mössinger an der Maria-Hilf-Kapelle bei Hettigenbeuern. Wohl kaum jemand kennt die Tierwelt an der Morre besser als das Ehepaar aus Hettigenbeuern. Beide sind in der BUND-Ortsgruppe Buchen aktiv. Zwar gilt dem Beobachten und Fotografieren von Vögeln in ihren Lebensräumen ihre besondere Leidenschaft, sie achten jedoch auch auf andere Tierarten. Über 100 haben sie in den vergangenen Jahren im Bereich der Morre gezählt (siehe Info-Kasten).
Beim Laufen redet es sich manchmal besser. Deshalb haben wir uns zu einer kleinen Expedition zum „grundlosen Gumpen“ und einem Biotop in dessen Nachbarschaft verabredet. Dieses hatte vor Jahren die Firma Steiff als Ausgleich für eine Baumaßnahme anlegen lassen.
Durch Brombeerranken und anderes Gestrüpp bahnen wir uns den Weg abwärts zur Morre. Die Mössingers sprechen zunächst von Tieren, die im Morretal ausgestorben sind oder deren Bestand bedroht ist. So gibt es hier nach ihren Worten keine Unken mehr. Und auch den Laubfrosch hätten sie schon seit Jahren nicht mehr entdeckt. Sie befürchten, dass dem Grasfrosch ein ähnliches Schicksal droht. Noch sammelt das Ehepaar jedes Frühjahr Grasfrosch-Laiche auf den Morrewiesen ein und transportiert diese zur Unterneudorfer Mühle zu einem Feuchtbiotop. Denn im Morretal hätten die Kaulquappen keine Überlebenschance, sobald die Wiesen getrocknet sind. In diesem Jahr sammelte das Ehepaar deutlich weniger Laiche in den Wiesen auf als in den Vorjahren. Seit langem hoffen die beiden darauf, dass in der Nähe der Laichablagestelle eine Grube ausgehoben werde, in dem ein kleiner Tümpel für die Grasfrösche entstehen könnte.
Der Bestand der Amphibien ist jedoch nicht nur durch Mangel an Feuchtgebieten bedroht. Auch der Waschbär, der sich nach den Beobachtungen der Mössingers auch in der Region immer mehr ausbreitet, ist ein Feind von Amphibien und Reptilien. Mit seinen handähnlichen Pfoten greift er Kröten und Frösche und frisst sie auf.
Dagegen freut sich das Ehepaar darüber, dass offenbar die Wildkatze im Morretal wieder heimisch geworden ist. Wildtierfotograf Andreas Schneider hat diese nachgewiesen (wir berichteten). Der „Odenwald-Wolf“, der bei Hornbach gesehen wurde, scheint gestorben oder weitergezogen zu sein.
Invasive Tierarten
Wir überqueren einen Seitenarm der Morre, indem wir von Stein zu Stein hüpfen, und kämpfen uns durch ein Grundstück mit mannshohem Drüsigen Springkraut. Dieses wurde Anfang des 20. Jahrhunderts aus Indien nach Europa gebracht und vermehrt sich sehr stark. Wir sprechen über andere invasive Arten, zum Beispiel über die Regenbogenforelle. Diese wurde aus Nordamerika nach Europa eingeführt. Sie darf nicht mehr in die Morre eingesetzt werden, sondern nur noch die heimische, kleinere Bachforelle. Auch der Signalkrebs stammt aus Nordamerika und hat den hiesigen Bach- oder Steinkrebs nahezu verdrängt, nicht nur, weil er mehr Nachkommen zur Welt bringt, sondern auch, weil er resistent gegen die Krebspest ist.
Am Gumpen angekommen, finden wir ein sehr trübes Gewässer vor. Die Mössingers führen das unter anderem darauf zurück, dass sich darin größere Fische befinden, die in der Nähe des Bodens leben. Als wir später vor einer Furt durch die Morre stehen, weisen sie darauf hin, dass man keine kleinen Fische mehr in dem Fließgewässer sieht. Vor etwa zehn Jahren sei dies noch anders gewesen. Wovon der Eisvogel lebt, der sich von kleinen Fischen ernährt, ist den beiden Naturschützern ein Rätsel.
Anschließend gehen wir um das „Steiff-Biotop“ herum. Dieses ist komplett mit meterhohen Rohrgewächsen zugewachsen. „Man hat das Biotop für mehrere 10 000 Euro angelegt und sich dann nicht mehr darum gekümmert“, bedauern die Naturfreunde.
Den Gang die Morre entlang genießen wir trotzdem. „Das Morretal ist wunderschön“, sagen Ute und Wolfgang Mössinger. „Man müsste aus diesem Landschaftsschutzgebiet ein Naturschutzgebiet machen.“
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