Buchen. Herr Burger, vor welchen Herausforderungen steht die Stadt bei der baulichen Entwicklung der Altstadt?
Roland Burger: Herausforderungen liegen im Erhalt der historischen Bausubstanz und in einer zeitgerechten Erneuerung dort, wo das nicht möglich ist. Unsere Altstadt ist wunderschön, aber oft lassen die kleinen Ladenflächen und Wohnungen, die oft nicht mehr zeitgerechten Wohnbedürfnissen oder Flächenanforderungen entsprechen, keine Vermietung oder auskömmliche Bewirtschaftung zu. Wie Dr. Volker Schneider in die Gebäude „Am Bild“ und die Bauschmiede in der „Hochstadtstraße“ investieren, sind, ebenso wie das Engagement der Stadt für die Substanzerhaltung der Gebäude „Ross“ und „Altes Spital“, Beispiele dafür, was getan werden kann. Die Altstadt braucht insbesondere Menschen, die bereit sind zu investieren. Die Möglichkeiten der Stadt, selbst tätig zu werden, sind begrenzt. Dort, wo Altgebäude nicht zu halten sind, brauchen wir Neubauten. Wie die Altbausubstanz und die Anforderungen einer kommunalen Wärmeplanung zusammengehen, ist eine weitere, aktuell noch nicht zu beantwortende Frage.
Welche gestalterischen Grundsätze gelten für Baumaßnahmen in der Altstadt?
Burger: Die Bestandsgebäude müssen, sofern sie denkmalgeschützt sind, den Vorgaben des Denkmalschutzes entsprechen. Neu- oder nicht denkmalgeschützte Umbauten müssen sich nach „Art und Maß“ in die Umgebungsbebauung beziehungsweise in das Ensemble der Altstadt einfügen. Gute Beispiele sind das runderneuerte Reinhardt‘s-Hotel, das am Standort Küferei Wörner neu errichtete Wohnhaus in der Kellereistraße, die geplante Wiederbebauung des Kinoareals oder die Wohnhausneubauten am Lohplatz. Wir beurteilen die Pläne dafür administrativ im Rahmen der Stadtsanierung, auch mit Hilfe externer, fachkundiger Berater. Im Falle des Lohplatzes und der Stadthalle haben sich die Neubauten am Ergebnis städtebaulicher Wettbewerbe orientiert. Ob es „passt“ entscheiden die kommunalen Gremien und auch das Landratsamt.
Was plant die Stadt langfristig für die Attraktivität der Innenstadt?
Burger: Die Stadt kann nur die äußeren Rahmenbedingungen beeinflussen und Investitionen in die alte Bausubstanz gegebenenfalls finanziell über die Städtebauförderung flankieren. Mit dem Ziel einer guten Aufenthaltsqualität wurde vor etwa zwei Jahren die Pflasterung im Bereich Obergasse/Marktstraße und Marktplatz erneuert und das Parkdeck „Am Haag“ saniert. Neue Spielgeräte, Brunnenneugestaltung und Wasserspender in der Altstadt erfreuen die Passanten. Im Arbeitskreis Stadtmarketing planen die Aktivgemeinschaft und die Stadt regelmäßig Veranstaltungen und Events. Wir brauchen insbesondere die Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt. Auch die Bereitschaft, Einkaufsangebote vor Ort zu nutzen, und eine aktive Zusammenarbeit der in der Altstadt wirtschaftlich Aktiven mit der Stadtverwaltung sind wichtig. mb
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