Buchen. OKW-Geschäftsführer und Sprecher des Unternehmenskreises Buchen, Christoph Schneider, präsentierte die Ergebnisse einer Umfrage unter zwölf Unternehmen aus acht Branchen, die insgesamt 2875 Mitarbeiter und 178 Auszubildende beschäftigen. Demnach bezeichnen die Unternehmen die überbordende Bürokratie als ihr Hauptproblem. Außerdem habe sich die Auftrags- und Beschäftigungslage deutlich verschlechtert. „Alle Unternehmen melden verschärften Kostendruck. Die schwache Konjunkturlage trifft auf Energie- und Personalkostensteigerungen, die kaum weiterzugeben sind“, stellte Schneider fest. Dennoch beabsichtgten alle Unternehmen, ihren Personalstand zu halten. Zudem meldeten die Teilnehmer an der Umfrage nur noch „ausreichende“ Auftragseingänge. Die Auftragsbestände seien „unbefriedigend“. Allerdings schätzten die Unternehmer die Aussichten für die kommenden sechs Monate als „leicht positiv“ ein.
Mehrarbeit sei in den Unternehmen derzeit kein Thema – ganz im Gegenteil. So hätten 22 Prozent der Teilnehmer an der Umfrage Kurzarbeit bereits eingeführt, weitere 28 Prozent rechnen damit, das bald tun zu müssen. „Kein Unternehmen prognostiziert die Umsatzentwicklung als positiv“, sagte Schneider.
Hinzu käme der verschärfte Kostendruck in den Bereichen Personal und Energie. Auch die schwache Inlandskonjunktur wirke sich nachteilig aus. Anschließend gingen die Vertreter einzelner Unternehmen auf ihre Situation ein:
AZO Osterburken, Dennis Künkel, Managing-Director: Dennis Künkel bestätigte die „Überbürokratisierung“. „Der zusätzliche Aufwand steigt stetig. Die Aufträge sind stark umkämpft“, erläuterte er. „Wir spüren das intensiv.“ Künkel kritisierte die „Realitätsferne unserer Gewerkschaften“. Diese hätten die zeitweise hohe Inflation dazu genutzt, hohe Lohnsteigerungen durchzusetzen. AZO-Kunden seien sehr vorsichtig beim Investieren. „Durch die Überbürokratisierung und den damit einhergehenden Kosten für Unternehmen ist die Aufrechterhaltung der globalen Wettbewerbsfähigkeit kaum noch realisierbar, so dass man als Unternehmer nahezu gezwungen wird, seine Geschäftstätigkeiten mehr und mehr ins Ausland zu verlagern“, stellte der Managing Director fest.
Eisengießerei und Modellbau Dossmann, Vertriebsleiter Dirk Herkert: Dossmann verbrauche 15 Millionen Kilowattstunden pro Jahr an Strom und zähle damit zu den energieintensiven Branchen. „Wir spüren einen enormen Druck“, sagte Dirk Herkert. Denn China und die Türkei produzierten zu günstigeren Preisen. „Wir müssen uns auf kleinere Losgrößen und auf Kundennähe spezialisieren“, sagte er. Dennoch sei 2023 ein sehr gutes Jahr gewesen. Inzwischen habe man jedoch Kurzarbeit einführen müssen.
Hoffmann + Krippner, Geschäftsführer Thomas Grimm: Das Unternehmen habe seinen Umsatz im vergangenen Jahr um rund 20 Prozent gesteigert. Man verfüge über ein „gutes Auftragspolster“. Allerdings seien wegen des Fachkräftemangels viele Überstunden aufgelaufen. Die Lieferschwierigkeiten seien zurückgegangen, höhere Material- und Personalkosten aber geblieben. Für das laufende Jahr erwartet Grimm einen Umsatz auf Vorjahresniveau. Allerdings seien die Auftragseingänge um 30 Prozent zurückgegangen. „Es herrscht eine schlechte Stimmung im Maschinenbau“, sagte er. Kunden würden ihre Investitionen verschieben. „Ich bin verhalten optimistisch“, sagte er. Man werde in Digitalisierung und Automatisierung investieren, um dem Personalmangel zu begegnen.
Göttfert Werkstoff-Prüfmaschinen: Nach Angaben des Unternehmens erreichte es 2023 ein Umsatzwachstum von 14 Prozent. Man habe Prozesse optimiert sowie in die Produktionskapazitäten investiert. Auf dem deutschen Markt sieht man sich mit einem „gedämpftem Auftragseingang“ konfrontiert. Die deutsche Industrie schwächele, Kunststoffverarbeiter und Konzerne der Petrochemie würden nach Asien abwandern. Göttfert werde deshalb verstärkt auf internationale Partnerschaften setzen. Auch Göttfert leidet unter Personalmangel und Bürokratie. Man engagiere sich zunehmend im Bereich des Kunststoffrecyclings.
Bauländer Kunststoffwerke (BKW), Geschäftsführer Karl Stuhl: „Das laufende Geschäftsjahr stellt sich für uns als sehr schwierig dar“, sagte Karl Stuhl. Denn der Auftragsbestand schwanke von Monat zu Monat deutlich. Das Unternehmen leide unter sehr langen Lieferzeiten bei Rohstoffen und unter den enormen Energiekosten. Dennoch habe man die Wettbewerbsfähigkeit verbessern können. Wegen der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage täten sich Unternehmen schwer zu investieren. BKW will durch eine gezielte Akquise Neukunden aus lukrativen Branchen gewinnen und seine Prozesse weiterhin verbessern. Fachkräftemangel und die Altersstruktur der Mitarbeiter seien weitere Herausforderungen.
Mosca Elektronik und Antriebstechnik, Geschäftsführer Roman Henn: Mosca sei mit seinen 34 Mitarbeitern in Buchen in den vergangenen drei Jahren stetig gewachsen. Doch in diesem Jahr sei der Umsatz um 30 Prozent zurückgegangen. Man habe für zwei Abteilungen Kurzarbeit angemeldet. „Das liegt an der konjunkturellen Abkühlung“, erklärte Roman Henn. „Außerdem haben die Kunden volle Lager.“ Aufgrund laufender Verträgen müsse man Halbleiter zu teuren Preisen einkaufen. „Die Kosten haben sich auf einem hohen Niveau eingependelt“, stellte er fest. Henn hofft auf mehr Umsatz, sobald die Lager der Kunden leer seien. Er sieht Abwanderungstendenzen in der deutschen Wirtschaft. „Die Arbeitsplätze sind irgendwann woanders“, sagte er. Diese Firmen würden dann auch im Ausland ihre Zulieferer suchen.
Odenwälder Filtersysteme, Geschäftsführer Michael Dörsam: Das Unternehmen stellt mit 35 Mitarbeitern Maschinenbauteile für Spritzgussmaschinen her. Seit drei Jahren stagniere der Umsatz bei gestiegenen Kosten, unter anderem auch für Bürokratie. „In Deutschland stimmen die Rahmenbedingungen nicht“, sagte Michael Dörsam. Wegen der schwächelnden Inlandskonjunktur suche man sein Glück im Auslandsgeschäft.
OKW Gehäusesysteme, Geschäftsführer Christoph Schneider: Das Unternehmen beschäftigt 118 Mitarbeitern in Buchen. „Wir erwarten einen deutlichen Rückgang der Umsätze“, sagte Christoph Schneider. „Wir machen pro Auftrag weniger Umsatz.“ Bis Ende des Jahres erwartet er keine Umsatzsteigerung. Man habe am Standort investiert, unter anderem in Digitalisierung und in eine neue Logistikhalle. Bürokratie und Handelsbeschränkungen bereiteten Sorgen. „Die dominante Regulatorik verhindert eine kreative Entwicklung und fördert Frustration“, sagte Schneider. „Wir brauchen mehr Spaß und Lust auf Zukunft.“
Orca Gehäusetechnik, Geschäftsführer Peter Bauer: Orca schloss das vergangene Geschäftsjahr mit einem Plus von drei Prozent ab. Doch die Dynamik im Marktgebiet sei deutlich zurückgegangen. Seit Corona seien Kundenbesuche zurückgegangen, weil viele Ansprechpartner von zu Hause aus arbeiteten. Auch Bauer stellte eine Verunsicherung von Unternehmen bei Investitionen fest. Er geht davon aus, dass dies bis Jahresende anhalten werde.
Sparkasse Neckartal-Odenwald, Martin Graser, stellvertretender Vorstandsvorsitzender: Die Sparkasse ist ins laufende Jahr sehr gut gestartet. Es herrsche eine höhere Nachfrage nach Baufinanzierungen für Bestandsimmobilien. Dagegen hielten sich Unternehmen mit Investitionen zurück. Es sei leichter geworden, Personal zu gewinnen. Auch die Sparkasse ist von Regulierungen betroffen, zum Beispiel vom „Steuer- oasenabwehrgesetz“.
Volksbank Franken, Vorstand Holger Dörr: „Wir haben herausfordernde Zeiten“, stellte Holger Dörr fest. So müsse man 100 Personaltage für die Verordnung über „digitale operationale Resilienz im Finanzsektor“ einplanen. Im genossenschaftlichen Bankensektor würde bis 2032 etwa ein Drittel des Personals in den Ruhestand wechseln. Mit der wirtschaftlichen Entwicklung im vergangenen Jahr ist er zufrieden. 2024 fehle bisher die Nachfrage nach Krediten vor allem im Firmenbereich. „Man spürt eine Riesenunsicherheit“, stellte auch Dörr fest.
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