Buchen/Odenwald-Tauber. Es ist zehn Uhr. Durch das offene Hotelfenster strömt der Geruch von Salzwasser und das Kreischen von Kindern ist zu hören, die in den Pool hüpfen. Am Horizont ist nur das dunkelblaue Meerwasser zu sehen, dass langsam in das Blau des Himmels über geht. Für viele fühlt sich so der Sommer an. Im Urlaub den Alltagssorgen entfliehen und sich auf der Sonnenliege am Strand oder Pool mit einem guten Buch erholen. Manche zieht es aber auch in den Aktivurlaub mit Surfen, Radfahren oder Wandern. Was dabei gerne vergessen wird, ist der Schutz der Haut. Sie ist der Sonne gerade im Sommer stark ausgesetzt. Deshalb ist der richtige Schutz wichtig, um vorzeitiger Hautalterung, Falten und Hautkrebs vorzubeugen. Die FN haben mit Hautärztin Dr. Elisabeth Weidmann aus Buchen darüber gesprochen, warum Sonnenschutz so wichtig ist und worauf man achten sollte.
Welche Folgen hat es, wenn man keinen Sonnenschutz verwendet?
Dr. Elisabeth Weidmann: Wenn wir uns nicht vor der Sonne schützen, können UV-A und UV-B Strahlen ungebremst auf unsere Haut einwirken und das Auftreten von weißem und schwarzem Hautkrebs wahrscheinlicher machen. Außerdem altert unsere Haut durch das Einwirken von UV-Strahlen sowohl aus natürlichen Quellen – der Sonne – als auch aus künstlichen Quellen – dem Solarium. Dadurch bekommt die Haut früher und stärker ausgeprägte Falten und Runzeln als ohne die UV-Strahlen. Auch das Auftreten von Pigment- und Altersflecken sowie bleibende Gefäßerweiterungen sind Folgen eines übermäßigen UV-Einflusses.
Auf vielen Sonnencremetuben sind die Symbole für UV-A und UV-B Strahlen zu sehen. Aber was sind das eigentlich für Strahlen?
Dr. Weidmann: Während UV-C Strahlen mit einer Wellenlänge von 100 bis 200 Nanometer von molekularem Sauerstoff (Ozon) in der Stratosphäre absorbiert werden, dringen UV-B Strahlen, 200 bis 315 Nanometer, und UV-A Strahlen, 315 bis 400 Nanometer, zu uns auf die Erde durch. Früher hat man die schädliche Wirkung von UV-A Strahlen auf die menschliche Haut unterschätzt, inzwischen wissen wir, dass UV-A und UV-B Strahlen zur Entstehung von Hautkrebs beitragen können.
Auch der Hauttyp spielt eine entscheidende Rolle beim Sonnenschutz. Was hat es damit auf sich?
Dr. Weidmann: Der amerikanische Dermatologe Fitzpatrick hat die Einteilung in sechs Hauttypen eingeführt, die auf der unterschiedlichen Lichtempfindlichkeit beruhen. Hellhäutige Menschen müssen sich aufgrund der geringeren Eigenschutzzeit der Haut besser schützen als Menschen mit gut pigmentierter Haut.
Welche Hauttypen sind hier in Deutschland vorherrschend?
Dr. Weidmann: Häufig zu sehen sind die Hauttypen eins und zwei. Manchmal auch der Hauttyp drei.
In der Drogerie hat man die Qual der Wahl: Es gibt Sonnenschutz mit Lichtschutzfaktor (LSF) 20, 30 oder 50. Welchen sollte man verwenden und was hat das mit der Eigenschutzzeit der Haut zu tun?
Dr. Weidmann: Als Eigenschutzzeit der Haut bezeichnet man die Dauer, die wir im Laufe eines Tages in der Sonne bleiben können ohne einen auch noch so leichten Sonnenbrand zu bekommen. Sie hängt wesentlich vom Hauttyp ab und beträgt zum Beispiel für hellhäutige, sommersprossige Menschen weniger als zehn Minuten – pro Tag wohlgemerkt. Der Lichtschutzfaktor bezieht sich ausschließlich auf die UV-B Strahlung. Er gibt an, wie viel länger man sich theoretisch mit einem Sonnenschutzmittel der Sonne aussetzen kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen, als dies ohne das Sonnenschutzmittel möglich wäre. Diese Zeit sollte aber nie voll ausgeschöpft werden.
Für Erwachsene wird mindestens ein Lichtschutzfaktor 20 empfohlen, bei mittlerer oder höherer Sonnenintensität sowie bei längerer Verweildauer in der Sonne aber höher. Außerdem sollte ein „UVA-Siegel“ vorhanden sein. Es kennzeichnet Sonnenschutzmittel, in denen der Schutz vor UV-A Strahlen mindestens ein Drittel des angegebenen Lichtschutzfaktors für UV-B Strahlen beträgt. Das wird von der Europäischen Kommission empfohlen.
Und was ist der Unterschied zu Sonnenöl?
Dr. Weidmann: Als Sonnenöl werden gelegentlich „Turbobräuner“ bezeichnet, also Mittel mit denen die Haut schneller bräunt. Das ist nicht empfehlenswert. Prinzipiell sollte unser erstes Augenmerk auf dem Lichtschutzfaktor liegen, der möglichst hoch gewählt werden sollte.
Wenn es ans Eincremen geht, ist auch die Menge entscheidend: Wie viel Sonnenschutz muss man verwenden, um den Schutz zu erhalten, der auf der Verpackung steht?
Dr. Weidmann: Wir benötigen etwazwei Milligramm Sonnenschutzmittel pro Quadratzentimeter Haut. Für einen erwachsenen Menschen, der die ganze Haut eincremt, beträgt die benötigte Menge also 30 bis 40 Milliliter.
Und wenn man sich nur das Gesicht eincremt?
Dr. Weidmann: Umgerechnet auf das Gesicht sind das etwa zwei Milliliter.
Wenn wir schon beim Gesicht sind: Muss man da eine andere Creme auftragen als auf den Körper?
Dr. Weidmann: Das Gesicht ist im Laufe des Lebens sehr häufig der Sonne ausgesetzt, und das nicht nur im Urlaub, sondern häufig auch im Alltag, ohne dass wir dies bewusst wahrnehmen. Weißer Hautkrebs tritt daher besonders häufig im Gesicht auf. Auf einen guten UV-Schutz sollten wir daher im Gesicht besonders achten. Hier ist ein Sonnenschutzmittel mit dem Lichtschutzfaktor 50 durchaus empfehlenswert. Für Menschen mit fettiger oder zu Akne neigender Haut gibt es übrigens auch fettarme Lotionen oder Gele, die schnell einziehen.
Wann muss man sich eincremen, bevor man in die Sonne geht?
Dr. Weidmann: Das Sonnenschutzmittel sollte 30 Minuten vor dem Aufenthalt in der Sonne aufgetragen werden, um seine volle Wirkung zu entfalten.
Was gilt es bei Kindern zu beachten?
Dr. Weidmann: Die Kinderhaut ist deutlich dünner als die Haut von Erwachsenen und der Eigenschutz ist noch nicht gut ausgebildet. Säuglinge sollten generell nicht der direkten Sonne ausgesetzt werden. Sonnenbrand bei Kindern muss vermieden werden. Kinderhaut im Vorschulalter sollte möglichst mit hautbedeckender Kleidung geschützt werden.
Muss man sich auch da eincremen, wo man Kleidung anhat?
Dr. Weidmann: In der Regel ist Kleidung ein guter Sonnenschutz. Dünne Textilen können unter Umständen UV-Strahlen durchlassen, besonders bei Feuchtigkeit oder Schwitzen der Haut. Sonnencreme sollte unter der Kleidung aufgetragen werden, wenn nicht sicher ist, dass die Kleidung dauerhaft getragen wird. Besonders beachtet werden sollten die Ränder zwischen bedeckter und unbedeckter Haut, weil Kleidung verrutschen kann.
Wie oft sollte man nachcremen?
Dr. Weidmann: Sonnenschutz sollte bei längerem Aufenthalt in der Sonne etwa alle zwei Stunden und besonders nach dem Aufenthalt im Wasser oder bei starkem Schwitzen erneut aufgetragen werden.
Und wenn doch mal eine angebrochene Tube übrig bleibt: Kann man die Creme vom Vorjahr nochmal verwenden?
Dr. Weidmann: Es wird empfohlen, Sonnencreme, die das aufgedruckte Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten hat, nicht mehr zu verwenden. Auch sollte man ein bereits angebrochenes Mittel aus dem Vorjahr nicht mehr verwenden.
Muss man sich auch im Winter eincremen, oder wenn man im Schatten ist?
Dr. Weidmann: Für die Intensität der Sonnenstrahlen, aus der sich auch die Notwendigkeit für einen UV-Schutz ableitet, gibt es ein Maß: den UV-Index. Ab einem UV-Index von drei sollten wir uns schützen. Der UV-Index hängt zum Beispiel von der Jahreszeit, vom Breitengrad, von der Höhe und von der Bewölkung ab. Wenn wir uns im Winter bei reflektierendem Schnee in den Bergen aufhalten und die Sonne scheint, dann ist ein effektiver UV-Schutz wichtig. Hier sollten übrigens auch die Lippen nicht vergessen werden. Ich empfehle einen Lippenstift mit LSF 50. Bei Aufenthalt im Schatten sollte beachtet werden, dass es in kleinen Schattenzonen, wie beispielsweise unter dem Sonnenschirm, eine beträchtliche Streustrahlung gibt: also auch schützen.
Was macht man, wenn man doch einen Sonnenbrand hat?
Dr. Weidmann: Das sollten wir natürlich möglichst vermeiden. Wenn es trotzdem passiert, die Haut kühlen und vor allem nicht mehr der Sonne aussetzen.
Was macht Sonnenbrand mit der Haut?
Dr. Weidmann: Während die Gesamtdosis an Sonnenstrahlen, denen wir im Laufe des Lebens ausgesetzt sind, den Hauptrisikofaktor für weißen Hautkrebs darstellt, ist die Häufigkeit von Sonnenbränden mit dem Risiko für schwarzen Hautkrebs assoziiert. Besonders gefährlich sind Sonnenbrände in jungen Jahren.
UV-Strahlung ist eine energiereiche Strahlung. UV-Photonen können in den Zellkern eindringen und Schäden verursachen. Solche Schäden treten vermutlich jedes Mal auf, wenn wir uns der Sonne aussetzen, ganz verstärkt aber beim Sonnenbrand. Im Normalfall werden die meisten solcher Schäden von körpereigenen Reparaturmechanismen aufgespürt und unschädlich gemacht. Beim Sonnenbrand können diese Reparaturmechanismen aber schnell überfordert werden.
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