Bödigheim/Trienz. „Hebt die Beine dabei ein wenig höher und streckt die Füße durch“, gibt Lena Piepenbring den anderen Mädchen in der Reithalle auf dem Ferienhof Pfeiffer Anweisungen. Die Zwölfjährige ist dort seit November 2023 Trainerin – aber nicht im normalen Reitsport, sondern beim „Hobby Horsing“. Die Trendsportart mit dem Steckenpferd, also „Hobby Horse“, stammt aus Finnland und kommt seit Jahren immer mehr in Deutschland an. Beim „Hobby Horsing“ stellen Sportler die Bewegungsabläufe des Pferdes ähnlich der beim Spring- und Dressurreiten nach – teilweise sogar in Parcours. Durch Lena Piepenbring hat die Sportart im November 2023 auch den Weg nach Bödigheim gefunden (siehe Infobox).
So hat für Lena Piepenbring alles angefangen
Die Zwölfjährige aus Trienz ist vor rund fünf Jahren über ein Video auf die Trendsportart aufmerksam geworden, verrät sie im FN-Gespräch: „Da hat ein Mädchen ihren Alltag mit ,Hobby Horse’ gezeigt, es gehalftert, gefüttert, auf die Koppel gebracht und geritten. Ich habe mir sofort gedacht, dass ich das auch machen will.“
"Hobby Horsing" in Bödigheim
- Der Verein „Bödigheimer Pferdefreunde“ bietet seit November 2023 „Hobby Horsing“ für aktuell 13 Kinder an.
- Das Training findet ein Mal im Monat an einem Sonntag statt.
- Damit ist er der erste Verein im gesamten Neckar-Odenwald-Kreis und im gesamten Reitring Main-Tauber.
- Die Sportart fand durch Lena Piepenbring und Amelie Pfeiffer auf den Ferienhof. Die zwölfjährige Piepenbring geht einmal die Woche zur normalen Reitstunde zu Amelie Pfeiffer. Dieser erzählte sie nebenbei, dass sie dem „Hobby Horsing“ nachgehe.
- Pfeiffer, die dem Reitring Main-Tauber vorsteht, war sofort begeistert: „Ich habe dann eine Trainerfortbildung besucht und kann nun auch als Richterin zu Turnieren fahren."
- Durch das "Hobby Horsing" werden Kinder spielerisch an den Reitsport herangeführt. Dadurch wird Basiswissen bereits in jungem Alter vermittelt. Zudem fördere der Sport die Kreativität und setzt Kinder in Bewegung.
Allerdings geriet das Video zunächst wieder in Vergessenheit, ehe Piepenbring ihr altes Steckenpferd wiederentdeckte und die „Hobby Horsing“-Bewegungen einfach nachmachte. Über die Jahre brachte sie sich zu Hause immer mehr bei, bastelte eigene „Hobby Horses“ und seit drei Jahren fährt sie sogar auf Turniere, um sich mit anderen „Hobby Horse“-Sportlern zu messen.
Es gibt sowohl Spring- als auch Dressur-Turniere. Der Fokus der Zwölfjährigen liegt stark auf der Dressur. „Das macht mir einfach am meisten Spaß – auch im normalen Reitunterricht“, erklärt sie. Wie auch beim normalen Reitsport gibt es dort Gangartwechsel sowie verschiedene Figuren, die es nachzumachen gilt: unter anderem Versammlungen, Verstärkungen, die Piaffe (trabartige Bewegung an der Stelle) oder Pirouetten (Wendung um die Hinterhand). „Ich finde es einfach schön, passend zur Musik zu Reiten“, erklärt sie.
So entsteht eine Dressurkür im "Hobby Horsing"
Allerdings ist das viel mehr Arbeit, als man denkt: „Bei einem Turnier gibt es Vorgaben, welche Elemente auf jeden Fall dabei sein müssen. Diese suche ich mir dann erst einmal raus. Anschließend suche ich die Musik zusammen, auf die ich Reiten möchte.“ Dabei ist zu bedenken, dass zu Schritt, Trab und Galopp aufgrund des Schritttempos jeweils eine andere Musik nötig ist. „Die schneide ich mir dann zusammen. Dafür brauche ich etwa fünf Stunden“, erklärt sie.
Und dann kommt der kreative Part: Sie muss sich eine Kür überlegen, die alle Elemente beinhaltet. Dabei helfen ihr Dressurküren aus dem echten Reitsport: „Da schaue ich dann, welche Elemente passen und übernehme diese“, erklärt Piepenbring. Und dann heißt es: üben, üben, üben, damit auf den Turnieren alles sitzt.
So wird eine Kür bewertet
Für die Wettkämpfe nehmen sie und ihre Eltern weite Strecken auf sich. „Es gab noch kein Turnier, zu dem wir weniger als eine Stunde gefahren sind“, erklärt die Zwölfjährige. Dort angekommen, läuft dann aber ebenfalls vieles ab, wie auf normalen Reitturnieren auch. Es gibt ein Dressurviereck mit den üblichen Bahnpunkten, in dem die „Hobby Horse“-Sportler ihre Kür vorführen. Kampfrichter bewerten diese mit einer A- und B-Note. „Bei der A-Note kommt es auf die Gangarten, die Zügel- und Körperhaltung und die Lektionen an, die in der Kür enthalten sind“, erklärt die Trienzerin. Bei der B-Note werden das äußere Erscheinungsbild und Taktgefühl bewertet.
Dass Lena Piepenbring Talent besitzt, zeigt ihre Qualifikation für die ersten Deutschen „Hobby Horse“ Meisterschaften am 14. und 15. September in Kalbach bei Frankfurt am Main. Sie hatte für ihre Teilnahme ein Video einer Kür eingereicht, in der bestimmte Aufgaben enthalten sein mussten. Dieses wurde bewertet. In ihrer Altersklasse von zwölf bis 15 Jahren belegte sie den elften Platz von insgesamt 92 Bewerbern. Die besten 20 haben sich qualifiziert. Entsprechend sind ihre Ambitionen hoch: „Ich möchte ins Finale kommen – und das schaffen die besten fünf Teilnehmer“, sagt sie überzeugt.
Lena Piepenbring trainiert jeden Tag für die Deutsche Meisterschaft
Dafür trainiert sie täglich zuhause beim FC Trienz auf dem Sportplatz oder in Bödigheim auf dem Hof von Amelie Pfeiffer: „An den ersten Tagen habe ich verstärkt die Kür trainiert. Aber zuletzt bin ich mehr auf die einzelnen Elemente eingegangen, um zum Beispiel meine Versammlungen und Verstärkungen zu verbessern.“
Das will die Zwölfjährige noch erreichen
Auch abseits der Wettkämpfe setzt sich die Zwölfjährige Ziele. So will sie ihr Springreiten verbessern. „Ich habe mir für dieses Jahr das Ziel gesetzt, einen 80-Zentimeter-Parcours zu springen. Das ist mir vergangene Woche erstmals gelungen“, sagt sie erfreut. Dabei sind die Hindernisse 80 Zentimeter hoch. Allerdings gibt es auch bis zu einem Meter hohe Hürden. In einem Parcours gibt es meist acht Hindernisse, die ebenfalls an den normalen Reitsport angelehnt sind. So gibt es beim „Hobby Horsing“ ebenfalls Steilsprünge, Oxer oder Wassergräben, die die Sportler überwinden müssen.
Grundsätzlich wünscht sie sich für den Trendsport „Hobby Horsing“, dass er auch hier in der Region bekannter und zunehmend normalisiert wird. Deshalb ist sie seit November 2023 auch Trainerin in Bödigheim und trainiert zusammen mit Amelie Pfeiffer 13 Kinder im „Hobby Horsing“. „Ich will den Sport bekannter machen“, erklärt sie.
URL dieses Artikels:
https://www.fnweb.de/orte/buchen_artikel,-buchen-sie-faehrt-zur-ersten-deutschen-hobby-horse-meisterschaft-_arid,2234160.html